Rheinland-Pfalz Zur Sache: Billiges Pflanzengift mit politischer Sprengkraft

Das Totalherbizid Glyphosat ist vor allem unter dem Markennamen „Roundup“ im Handel – ein wichtiges Produkt des amerikanischen Chemiekonzerns Monsanto, der bald dem Leverkusener Bayer-Konzern gehören wird. In den USA und in Südamerika verkauft Monsanto zusätzlich gentechnisch verändertes Saatgut, das gegen Glyphosat resistent ist. In der EU ist solches Saatgut nicht zugelassen. Glyphosat wird europaweit meist vor der Aussaat ausgebracht. Seit Jahren gilt es als die billigste Form der Unkrautvernichtung. Im Jahr 2000 errechnete ein Student der Universität Koblenz in seiner Diplomarbeit folgende Kosten: 0,02 Cent pro Quadratmeter und Vegetationsperiode kostet der Glyphosateinsatz, andere Herbizide sind doppelt bis dreifach so teuer. Die Unkrautbekämpfung von Hand kostet 2,04 bis 5,32 Euro. In einer noch immer abrufbaren Stellungnahme des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) in Bad Kreuznach zum „Umweltschonenden Herbizideinsatz an Verkehrswegen – aus Sicht der Genehmigungsbehörden“ sind diese Zahlen zitiert. Dass Glyphosat krebserregend sei, stellt eine Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) aus dem Jahr 2015 fest, die der Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersteht. Ein Jahr später kommt das ebenfalls zur WHO gehörende Gremium zur Bewertung von Pestizid-Rückständen JMPR zum Ergebnis, dass bei sachgemäßer Anwendung kein Krebsrisiko von Glyphosat ausgehe. Zu dieser Bewertung kommen auch die für Risikobewertung zuständigen Behörden der 28 EU-Mitgliedsstaaten. Das Misstrauen anderer Wissenschaftler und Umweltverbände gegen die für Monsanto positiven Forschungsergebnisse rührt daher, dass dem Konzern massive Versuche der Einflussnahme nachgesagt werden. Bemängelt wird zudem, dass Begleitstoffe und Abbauprodukte zu wenig untersucht seien. (Die RHEINPFALZ am Sonntag berichtete gestern.) Jenseits der Frage nach dem Krebsrisiko gilt es als Konsens, dass der großflächige Einsatz zum Rückgang der Un- und Wildkräuter geführt hat. Das Nahrungsangebot für Insekten wurde reduziert, die Folge ist ein Rückgang der Population. Der politische Streit um Glyphosat eskalierte in Deutschland, als der geschäftsführende Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) Ende November in Brüssel der weiteren Zulassung des Herbizids zugestimmt hat. Das widersprach der Absprache mit der SPD. In den Sondierungsgesprächen für eine erneute Große Koalition einigten sich CDU und SPD am Freitag auf das Ziel, „die Anwendung so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden.“

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