Rheinland-Pfalz Zoar-Mitarbeiter für Privates eingespannt?

ROCKENHAUSEN. Viereinhalb Jahre nach seinem plötzlichen Abschied vom Evangelischen Diakoniewerk Zoar wird dessen ehemaligem Direktor Helmut Eckert vor dem Amtsgericht Rockenhausen der Prozess gemacht. Der 63-Jährige muss sich ab dem morgigen Mittwoch wegen Veruntreuung verantworten.

Zoar ist eine ebenso bedeutende wie traditionsreiche Einrichtung der Alten- und Behindertenhilfe, die auf elf rheinland-pfälzische Standorte verteilt ist. Die Zentrale befindet sich in Rockenhausen. In den Einrichtungen dieses selbstständigen Trägers der Diakonie sind fast 1400 Mitarbeiter beschäftigt, leben 1200 Menschen. Wie mehrfach berichtet, war Eckert – der Zoar seit 1984 als alleiniger Vorstand und seit 2008 zusammen mit Martin Bach geleitet hatte – im April 2010 überraschend aus seinem Amt ausgeschieden. Damals hatte es bereits Gerüchte über „finanzielle Unregelmäßigkeiten“ bei Zoar gegeben. Tätig geworden ist die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern dann aufgrund einer anonymen Strafanzeige, die am 28. April 2010 eingegangen war und zu umfangreichen Ermittlungen geführt hatte. Diese mündeten dann nach fast drei Jahren zu einer Anklage gegen Eckert wegen des Verdachts der Untreue. Zoar soll durch die mutmaßlichen Verfehlungen ein Schaden von mindestens 100.000 Euro entstanden sein. Der heute 62-Jährige habe alle Vorwürfe bestritten und angegeben, immer nur im Interesse des Diakoniewerkes gehandelt zu haben, so die Staatsanwaltschaft im vorigen Jahr. Von der RHEINPFALZ gestern befragt, erklärte Eckert, er wolle sich vor Beginn des Prozesses nicht zu den Vorwürfen äußern. Die Ankläger stützen sich auf zahlreiche einzelne Vorgänge, die sich in den Jahren von 2005 bis 2010 abgespielt haben sollen. So wird dem ehemaligen Direktor unter anderem vorgeworfen, mehrere Grundstücke gepachtet zu haben, die für Zoar zwar wirtschaftlich nutzlos gewesen seien, jedoch der Jagdausübung des Angeschuldigten gedient hätten. Auch sollen Zoar-Mitarbeiter auf seine Anweisung hin Wartungs- und Reparaturarbeiten in seinem Privatanwesen verrichtet haben. Des Weiteren wird Eckert beschuldigt, Arbeiten in einem Wellnessbereich von Zoar ohne Ausschreibung an ihm genehme Unternehmen vergeben haben. Außerdem soll Zoar einer Privatfirma auf Veranlassung des damaligen Vorstandes sowohl ohne Verpflichtung als auch ohne eigenen Nutzen ein zinsloses Darlehen gewährt haben. Durch diese Entscheidung seien der Einrichtung die Zinsen verloren gegangen. Und die Staatsanwaltschaft hat noch weitere Vorwürfe zusammengetragen. Der am morgigen Mittwoch um 9 Uhr vor dem Amtsgericht Rockenhausen beginnende Strafprozess ist auf sieben Verhandlungstage angesetzt. Zweimal standen beziehungsweise stehen sich Zoar und Eckert bereits in zivilrechtlichen Prozessen vor dem Landgericht gegenüber. So hatte Eckert prüfen lassen, ob mit der Vereinbarung, die Zoar und er im Zusammenhang mit seinem Ausstieg im April 2010 getroffen hatten, das Dienstverhältnis tatsächlich aufgehoben sei. Mit anderen Worten: Eckert hatte bezweifelt, dass die Vereinbarung rechtens ist. Das Gericht hat die Klage jedoch abgewiesen. In einem zweiten Rechtsstreit will Zoar von seinem früheren Vorstand 1,4 Millionen Euro Schadenersatz – zuzüglich Zinsen und Kosten – einklagen, die dem Diakoniewerk durch dessen vermeintliche Machenschaften entstanden sei. Wie ein Gerichtssprecher gestern auf Anfrage der RHEINPFALZ mitteilte, ist in dem 2011 begonnenen Verfahren bislang kein Urteil ergangen.

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