Fragen und Antworten Wie geht man mit dem nahenden Tod um?

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Die Nachricht, dass man eine schwere, unheilbare Krankheit hat, ist ein Schock. Wie reagiert man als Familie oder Freund richtig? Und gibt es überhaupt diese eine, richtige Reaktion? Ute Dettweiler organisiert für die Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft den „Letzte-Hilfe-Kurs“.

Die Worte ziehen an einem vorbei. Alles in Watte gehüllt. Hilflosigkeit macht sich breit und das Gefühl, die Dimensionen des Gesagten nicht richtig fassen zu können. Die Nachricht von der unheilbaren Krankheit eines Angehörigen oder eines Freundes löst bei vielen Menschen große Angst und bisweilen auch den Panikmodus aus, wie es Ute Dettweiler nennt. Die Referentin für Familienbildung der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft organisiert „Letzte-Hilfe-Kurse“. Sie will die Themen Tod und Sterben aus der Tabuzone holen und Menschen die Angst davor nehmen, sich damit zu beschäftigen. Sie hat den Kurs selbst gemacht und anschließend ihren Vater auf seinem letzten Weg begleitet.

Kann man als Angehöriger mit dem Kranken darüber reden, dass er bald sterben muss?

Die Nachricht von der unheilbaren Erkrankung müssen Ärzte dem Patienten überbringen. Viele Angehörige und Freunde sind unsicher, wie sie sich verhalten sollen angesichts der Diagnose. Dettweiler berichtet aus ihrer eigenen Erfahrung als Angehörige und als Kursteilnehmerin im Hinblick darauf, ob man mit dem geliebten Menschen über die Diagnose reden sollte: „Das hängt von den Umständen ab. Die Seele des Betroffenen schützt sich und kann nur einzelne Informationen erfassen, emotional zulassen. Das erzählen mir auch viele andere.“ Das passiere vor allem in dem Moment, wenn der Kranke die Nachricht erhalte, an einer schweren, unheilbaren Erkrankung zu leiden. Unter Umständen wäre es besser dies erst später, im zweiten oder dritten Schritt als Angehöriger zu thematisieren. Bei dieser Frage können sich Betroffene Hilfe holen. „Hospiz- und Palliativdienste spielen eine wichtige Rolle. Sie unterstützen die Patienten, aber auch die Angehörigen und Freunde“, erläutert Dettweiler. Angehörige können deren Beratungsdienste kostenlos aufsuchen. Oft kommen dann die Mitarbeitenden zum Hausbesuch und reden mit dem Kranken und dem Umfeld, entwickeln gemeinsam individuelle Lösungsmöglichkeiten.

Wie geht man mit der eigenen Angst gut um?

Dettweiler hat ihren Vater verloren. Sie hatte kurz vor seiner Diagnose aus beruflichem Interesse einen „Letzte-Hilfe-Kurs“ gemacht. Sie weiß aus Erfahrung: „Ich kann meine Angst reduzieren, wenn ich auf eine Situation vorbereitet bin.“ Durch die Fakten zum Sterbeprozess habe sie beispielsweise davor etwas weniger Angst gehabt, weil sie wusste, was eventuell passiert und auch „normal“ ist. In den Kursen wird das Abschiednehmen und wie man Leiden lindern kann zum Beispiel mit den Teilnehmern besprochen.

Zu Hause sterben oder in der Klinik?

„Die meisten Menschen wollen zu Hause sterben, sterben aber letztlich im Krankenhaus. Das ist eine wichtigen Information aus dem Letzte-Hilfe-Kurs“, sagt Dettweiler. Die Faktoren seien ganz unterschiedlich: Schwere der Erkrankung, Geschwindigkeit des Sterbeprozesses, Kapazitäten der Angehörigen, was kann man überhaupt noch organisieren, und viele mehr. Auch dazu erhalten die Teilnehmer des Letzte-Hilfe-Kurses Informationen. Eine Palliativstation ist eine gute Anlaufstelle. „Dort kommen nicht nur Sterbende hin. Dort gibt es auch Schwerstkranke, die sich dort etwas erholen, dann Phasen haben in denen sie wieder zu Hause sind und dann für ihren letzten Weg wieder auf die Station kommen“, sagt Dettweiler. Palliativ bedeute Ummantelung. Ein Team aus Ärzten, Klinikseelsorgern und Pflegern kümmere sich nicht nur um den Patienten, sondern auch um die Angehörigen und Freunde. Doch nicht jedes Krankenhaus in der Pfalz habe eine Palliativstation, und auf den übrigen Stationen sei es manchmal schwierig, im Klinikalltag Sterbende zu begleiten. „Außerdem gibt es in stationären Hospizen beispielsweise die Möglichkeit, den Kranken fernab des hektischen Treibens in einer Klinik intensiv zu begleiten, auch über normale Besuchszeiten hinaus. Hospize böten andere Möglichkeiten, um Angehörige zu entlasten. So können sie rund um die Uhr bei Schwerstkranken bleiben, ohne für die Pflege verantwortlich sein zu müssen. So kann der letzte Lebensweg mit mehr Lebensqualität für Angehörige und Patienten gestaltet werden.

Die Leiche noch mal sehen?

Das hänge von den Umständen ab – zum Beispiel wie jemand gestorben sei. „Ist jemand friedlich eingeschlafen, kann es durchaus etwas Tröstliches haben den Verstorbenen noch einmal zu sehen. Manche strahlen Frieden aus / und man braucht davor keine Angst zu haben. Ich persönlich fand es sehr tröstlich, meinen toten Vater so friedlich zu sehen“, sagt Dettweiler. Auch dies sei von Situation zu Situation verschieden.

Kurse

Der Letzte-Hilfe-Kurs wird von der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft organisiert und finanziert. Geleitet wird der Kurs am Samstag, 21. Mai, 10 bis 15 Uhr, Heinz-Wilhelmy-Haus, Kaiserslautern, vom Hospizverein. Kosten: 20 Euro. Anmeldeschluss ist Samstag, 14. MaiKurse in Rheinland-Pfalz: www.letztehilfe.info/kurse/

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