Besitzer auf der Flucht Wegen Giftschlangen: Haus in Schiffweiler geräumt

Die Wohnung des Schlangen- und Spinnenfreundes wird komplett leergeräumt. Alles, was schlangenfrei ist, landet in dem roten, ver
Die Wohnung des Schlangen- und Spinnenfreundes wird komplett leergeräumt. Alles, was schlangenfrei ist, landet in dem roten, verschließbaren Container im Hintergrund.

Drogen, Waffen, Giftschlangen – damit beschäftigte sich ein Saarländer wohl hobbymäßig. Bis im Herbst die Polizei anrückte. Da machte sich der Mann aus dem Staub und überließ seine Schlangen sich selbst. Irgendwann verkrochen auch die sich. Eine schaffte es bis vor die Haustür. Es folgte ein Großeinsatz und ein Telefonat von der Flucht aus.

Die Hornviper schlängelt sich gern durch den heißen Sand Nordafrikas oder Arabiens. Das nasskalte Trottoir im saarländischen Schiffweiler (Kreis Neunkirchen) hingegen ist Gift für die Giftschlange. Als das Tier am Mittwochabend von einem überraschten Passanten dort gefunden wurde, lebte es schon nicht mehr, löste aber gleichwohl eine Aktion aus, über die der Sprecher der Saar-Polizei sagt: „So was hatten wir noch nie.“

Schnell war klar, dass es sich um ein ausgebüxtes Tier handeln muss und wo es wohl herkommt: aus einer Wohnung in dem Mehrfamilienhaus. Denn bei den Hausbewohnern war bekannt, dass ein alleinstehender Mann in seiner Wohnung allerlei exotisches Getier hielt: giftige Spinnen und Schlangen, neben Vipern auch schwarze und grüne Mambas. Kennzeichen: Ein Biss ist für den Menschen meist tödlich.

„Unangenehmer Geruch reichlich vorhanden“,

Der Bewohner war nicht aufzutreiben. Also brach man – Gefahr in Verzug – seine Wohnung auf. Laut Bürgermeister Markus Fuchs bot sich dann dieses Bild: tote Ratten, darauf Fliegen, tote Spinnen, Schlangenhäute, alles unübersichtlich, vermüllt. „Unangenehmer Geruch reichlich vorhanden“, so der Bürgermeister, der es nur sehr kurz in der Wohnung aushielt.

Da nicht klar war, wo die übrigen Giftschlangen des Besitzers abgeblieben waren, wurde entschieden: Alle 15 Bewohner des Hauses müssen raus. Und zwar sofort. Einige kamen bei Verwandten unter. Bürgermeister Fuchs brachte die übrigen in Wohnungen unter, die die Gemeinde Schiffweiler vorsorglich für Flüchtlinge angemietet hatte und sofort bezogen werden konnten.

Telefonat mit dem Mann auf der Flucht

Mark Eichelmann, der Tierarzt des Neunkircher Zoos, kennt sich mit Schlangen aus. Mit Handschuhen und einer Schlangenfangstange ausgerüstet, durchsuchte er die Wohnung des Reptilienfreundes, fand eine zweite Hornviper, schwach, aber lebend, und brachte sie in die Quarantänestation des Zoos.

Der Bürgermeister ließ am Donnerstagmorgen einen großen, abschließbaren Container vor dem Haus platzieren. Der Zootierarzt, am Nachmittag stößt noch ein Schlangen-Experte von der Feuerwehr Saarbrücken hinzu, durchsucht langsam und vorsichtig Zimmer für Zimmer der vermüllten Wohnung und Gegenstand für Gegenstand: Kleidungsstücke, Schuhe, Möbel, Geschirr – alles. Was schlangenfrei ist, fliegt in den Container. Gegen Mittag führt der Bürgermeister dann ein überraschendes Telefonat. Der verschwundene Wohnungsmieter hat Wind von der Aktion bekommen. Ihm ist wichtig, so erzählt es Bürgermeister Fuchs der RHEINPFALZ, zu entwarnen. Er habe nie Mambas gehalten und zuletzt auch keine Giftspinnen mehr. Die Bananenspinnen, die er hatte, seien alle tot gewesen. Als er sich im Herbst 2022 aus der Wohnung absetzte, habe er nur noch vier lebende Hornvipern besessen, eine habe er bei einem Freund in Obhut gegeben. „Wenn das stimmt, was der Mann sagt, dann wäre nur noch eine Viper abgängig“, so Fuchs. Wenn das dritte Tier gefunden würde, könnte das Haus wieder freigegeben werden.

Des Rauschgifthandels verdächtig

Und warum ließ der Mann seine Tiere, die er in Terrarien hielt und laut Bürgermeister zumindest anfangs augenscheinlich gut versorgte, im Stich? Die Polizei verdächtigt ihn des Rauschgifthandels, womöglich kommen Waffendelikte hinzu. Im September durchsuchte sie seine Wohnung – und traf ihn nicht an. Vermutlich befindet er sich seitdem auf der Flucht.

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