KOLUMNE Warum man beim Parken an der Weinstraße wachsam sein sollte

kallstadt

Man sollte nicht zu entspannt ins Wochenende gehen. Sonst sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. In diesem Fall den Schilderwald. Tatsächlich ist es ratsam, bei Ausflügen entlang der Weinstraße die Augen offen zu halten. Damit ist nicht nur die Verkehrssituation bei Sonnenschein gemeint, wenn alles unterwegs ist, was Beine, Pfoten oder Räder hat. Nein, auch am Abend, wenn der fahrbare Untersatz am Straßenrand abgestellt wird, empfiehlt es sich, die Umgebung wachen Blickes zu mustern. Wer das versäumt, kann unangenehm überrascht werden.

Gerade sonntags zieht es nicht nur Touristen tagsüber in den Pfälzerwald und abends in die Gastronomie. Nein, auch die Pfälzer schätzen das breite Angebot an Lokalen in den Weindörfern und tun ihr Bestes, um die nach wie vor zahlreichen Gaststätten trotz Pandemie am Leben zu erhalten. Doch manchmal werden solche kulinarischen Abstecher in den Nachbarort rüde bestraft.

Platz in Kallstadt war fast verwaist

Wobei im Nachhinein betrachtet, natürlich jeder selbst schuld ist, wenn er verträumt das Fachwerk bewundert, anstatt die Schilder vor der eigenen Nase zu beachten. So geschehen jüngst an einem Sonntagabend in der Nähe von Bad Dürkheim – im Dörfchen Kallstadt. Geplant war ein gemütliches Abendessen mit (geimpften und genesenen) Teilnehmern, die aus drei verschiedenen Ortschaften anreisten.

Der „Platz der 100 Weine“ in der Dorfmitte war um 19 Uhr fast verwaist. Auf seiner geräumigen Parkfläche standen gerade mal drei Autos. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt… Bei der Rückkehr aus dem Restaurant fanden alle Fahrer ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer. Die Entrüstung war zunächst groß. Abzocke am Sonntagabend!

Überraschende Erkenntnis

Doch dann die bittere Wahrheit: Kein Mensch hatte die (zahlreichen!) Hinweisschilder registriert, die eindeutig besagten, dass das Parken bis in den späten Abend nur mit Parkscheibe erlaubt war. Und zwar auch am Wochenende. Drei Stunden hätte man das Auto kostenlos abstellen können, wenn die sonntäglich tiefenentspannte Wahrnehmung nicht so eingeschränkt gewesen wäre. Sprich: Wenn nicht alle Parksünder Tomaten auf den Augen gehabt hätten.

Lustig an dem Vorfall ist jedoch, dass die Parkscheibenpflicht vor sieben oder acht Jahren eingeführt wurde, um gerade Besuchern von außerhalb genügend Parkplätze im Ortskern anbieten zu können. Die Regel sei damals gegen den erheblichen Widerstand der Anwohner durchgesetzt worden, erzählt Kallstadts Bürgermeister Thomas Jaworek (CDU).

Harsche Reaktion aus Heidelberg

„Gäste konnten dort nicht parken, weil Anlieger die Plätze den ganzen Tag blockierten“, sagt er. Viele hätten ihre eigenen Hofeinfahrten für Traktoren und andere Gerätschaften genutzt und ihre Autos außerhalb abgestellt. „Auch übers Wochenende war das der Fall. Darauf haben wir reagiert.“

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es in Kallstadt jede Menge kostenlose Parkplätze gibt, die auch ohne Parkscheibe genutzt werden können. Einen Heidelberger Professor hat das Bußgeld so erbost, dass er einen bösen Brief an die Gemeinde schrieb und künftig anderswo feiern wollte. Wir Mittelhaardter sind da weniger grantig, haben brav bezahlt und kommen wieder.

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