Trier/Bingen Trier trauert, in Bingen quietschen die Reifen

Am Samstag sorgte ein Auto hier für Aufregung: die Fußgängerzone in Bingen.
Am Samstag sorgte ein Auto hier für Aufregung: die Fußgängerzone in Bingen.

Nach der Amokfahrt gibt es weiter keine Hinweise auf ein Motiv das Täters – Zwei Männer erschrecken Passanten

Die quälende Frage nach dem Warum. Warum mussten heute vor einer Woche fünf Menschen in Trier bei der Amokfahrt eines 51-Jährigen sterben? Eine Stadt ist starr vor Schmerz, da ist es kaum vorstellbar, dass zwei junge Männer zum Spaß Menschen in einer Fußgängerzone erschrecken. Doch genau das scheint am Samstagmorgen in Bingen passiert zu sein.

Fünf Tote und mehr als 20 Verletzte hat es heute vor einer Woche nach der vierminütigen Todesfahrt ab 13.46 Uhr durch die Fußgängerzone in Trier gegeben. Unendlich viel Leid hat ein 51-Jähriger ihm fremden Menschen zugefügt. Doch die Ermittler scheinen aus dem Mann nicht schlau zu werden. „Er hat uns noch kein schlüssiges Motiv geliefert“, erklärte ein Sprecher der Polizei Trier am Montag. Immerhin sind über 200 Hinweise zu der Tat bei der Polizei eingegangen, die damit rechnet, dass sich auch noch mehr Zeugen melden werden – wenn sich der erste Schock gelegt hat.

Notfallseelsorge in der Stadt

Diejenigen, die unter Schock standen und stehen, haben, wie die Polizei Trier mitteilte, eine Anlaufstelle in der Stadt. Die Polizei Trier und die Notfallseelsorge unterhalten seit Mittwochmorgen auf dem Trierer Hauptakt eine Beratungsstelle, die auch übers Wochenende besetzt war.

Die Resonanz war laut Polizei überwältigend. Der Dank der Menschen gilt den Hilfs-, Rettungs- und Polizeikräften für ihren Einsatz. „In vielen Fällen vermittelten sie den Menschen professionelle Hilfsangebote“, heißt es in der Mitteilung der Polizei, die „dem offensichtlichen Bedarf einer niedrigschwelligen Kontaktmöglichkeit“ zudem weiter nachkommt: Die Anlaufstelle ist auch heute noch von 9 bis 18 Uhr besetzt.

Die Menschen der Stadt scheinen nach der Amokfahrt zusammenzurücken. Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe rief am Samstagabend in der Sendung „Ein Herz für Kinder“, in der er mit vielen Prominenten zu den Spendensammlern am Telefon gehörte, zum Zusammenhalt auf.

Binger Polizei ermittelt gegen 19-Jährigen

Umso schockierender ist es, dass in einer anderen rheinland-pfälzischen Stadt Passanten in einer Fußgängerzone nur vier Tage nach Trier erschreckt werden. Zwei junge Männer hatten, wie Bernd Gemünden schildert, mit quietschenden Reifen am Samstag gegen 10 Uhr Passanten in Bingen aufgeschreckt. Dem Dienststellenleiter der Binger Polizei liegen allerdings nach Zeugenbefragungen keinerlei Anzeichen dafür vor, dass der Wagen in Richtung von Personen gesteuert wurde. Da das Auto, in dem zwei junge Männer saßen, die sich über die Passanten auch noch lustig machten, ein Schweizer Kennzeichen hat, ist es der Polizei gelungen, zumindest einem der beiden auf die Spur zu kommen. Gegen einen 19-Jährigen wird nun ermittelt. Mögliche Sanktionen sind offen. „Wir bewegen uns im Bereich der Nötigung“, erklärte Gemünden.

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