Rheinland-Pfalz Tour de Pfalz (6 ): Auf Wasserskiern über den Kiefweiher bei Altrip

Nach dem Start an der Stange kommt die zweite Stufe, die kurze Leine. RHEINPFALZ-Volontär Stefan Heimerl gelingt das auf Anhieb.
Nach dem Start an der Stange kommt die zweite Stufe, die kurze Leine. RHEINPFALZ-Volontär Stefan Heimerl gelingt das auf Anhieb. Wie sehr das aber auf die Arme geht, merkt er direkt im Anschluss – und beim Muskelkater am nächsten Tag.

Die Pfalz. (Fast) unendliche Weiten, Ebenen, Berge, Wasser, Wiesen. Und viel Wald. Die RHEINPFALZ hat sich wieder auf den Weg gemacht. Kreuz und quer durch die Pfalz. In unserer Sommerserie berichten Redaktionsmitglieder, was sie bei der „Tour de Pfalz 2018“ erlebt haben. Heute: Wasserski auf dem Kiefweiher bei Altrip.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du das schaffst“, sagt Fotograf Ralf Moray, als ich mich mit letzter Kraft aus dem Wasser hieve und aufs Boot klettere. Auch Peter Geisler, der Vorsitzende des Wasserskiclubs Kurpfalz ist positiv überrascht. Drei erfolgreiche Fahrten, zusammengerechnet vier Minuten lang, hat mich gerade das gasbetriebene Motorboot des Clubs über den Weiher gezogen. Ein unglaubliches Gefühl. Nur am Ende verließen mich die Kräfte und ich tauchte unsanft ins nasse Element ein – zur Freude des Fotografen. „Standest du schon mal auf Skiern?“, fragt mich Vereinsmitglied und Bootpilot Daniel Falk (35) noch beim Aufwärmen. Ich muss den Kopf schütteln. „Ich bin ja nur der Ersatz“, sage ich, weil sich der Kollege verletzt hatte. Bootpilot Falk schaut mich mit einer Mischung aus Mitleid und Überraschung an. Gleich mehrere Mitglieder stehen um mich herum und helfen mir, die richtige Haltung zu finden. Dafür geben sie mir ein Seil in die Hand, das um einen Baum gewickelt ist. „Arme ausgestreckt und gerade lassen, tief in die Hocke gehen, Beine an den Körper ranziehen“, sagt Peter Geisler, der kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter steht. Die vom Wasserski geformte sportliche Statur des selbstständigen Kfz-Mechanikers aus Altlussheim lässt ihn jedoch wesentlich jünger wirken. Seit 40 Jahren hält er dem Sport die Treue. „Unser ältestes Club-Mitglied war noch mit 84 Jahren aktiv“, sagt Geisler dazu. Wasserski hält offenbar fit. Die Vorstellung, von einem 320-PS-starken Motorboot mit 30 Stundenkilometer, an einem Seil über das Wasser gezogen zu werden, mag nicht jedem sofort behagen. Doch die Profis vom Wasserskiclub kriegen nach eigener Aussage jeden dazu, auf den Skiern stehen zu können. „Beim letzten Tag der offenen Tür kamen mehr als 200 Gäste“, erzählt Geisler. „Und wir haben jeden Einzelnen dazu gebracht, auf den Skiern zu stehen“, fügt Daniel Falk hinzu. Zumindest an der Stange, die an der Seite des Boots montiert wird. Wer die Stange meistert und aus der Hocke in eine aufrechte Position gelangt, darf sich am kurzen Seil und später am ganz langen Seil probieren. Dass es wirklich kinderleicht ist, sehe ich an den Kleinen, die am selben Tag wie ich auf dem Weiher fahren – und sie machen es fehlerfrei. Die Skihalterungen fettet Geisler noch schnell ein, damit ich besser mit meinen von der Sonne selten verwöhnten Füßen hineinschlüpfen kann. Wir sind schon mitten auf dem Weiher. Langsam wird es ernst. Ich muss ins Wasser, das sehr erträgliche 28 Grad Celsius warm ist an diesem etwas frischen Julitag, der sich wolkenverhangen zeigt. Die Stange festhaltend, als hänge mein Leben davon ab, versuche ich Geislers Anweisungen zu folgen: „Beine an den Körper ziehen, Arme ausgetreckt und gerade, lass dich einfach ziehen“. Der Motor springt an, das Boot rechts neben mir beginnt zu brummen. Wir bewegen uns ein paar Zentimeter nach vorne. Dann dreht Daniel Falk auf. Die Wucht, mit der das Boot startet, überrascht mich für einen kurzen Moment, sodass ich fast abrutsche. Der Kick beim Start macht wacher als eine Kanne Kaffee. Das Adrenalin ist sofort da. Ich halte mich krampfhaft an der Stange fest und versuche die Skier gerade zu halten. Die Kraft, die auf meine Arme wirkt, ist enorm. Aber es klappt! Geisler signalisiert mir jetzt, dass ich aus der Hocke aufstehen soll. Auch das geht wunderbar. Was vom Gefühl jetzt gut funktioniert, sieht für Außenstehende nach einem Kraftakt aus. Meine Mundwinkel sind zu einem Haifischgrinsen verzogen, die Augen zusammengekniffen. Der Fotograf ruft vom Boot aus: „Schau mal rüber!“ und drückt den Auslöser. Einen Tag der offenen Tür gab es im Wasserskiclub leider länger nicht mehr – trotz der rund 80 Mitglieder fehle es derzeit an tatkräftiger Unterstützung, logistisch ein ganzes Wochenende zu stemmen. Nachwuchs, der auch mal bereit sei, den Rasen des Vereingeländes zu mähen, fehle derzeit auch. Immerhin: Mit Christian Antoni hat der Club einen mehrfachen Jugendmeister als Eigengewächs. Wegen der Einschränkungen auf dem Kiefweiher – seit den 1990ern darf nur noch an vier Tagen in der Woche zwischen Mai und Oktober gefahren werden – ist an ein Wettkampftraining vor Ort nicht mehr zu denken. Antoni sei oft in Trainingslagern. Für mich als Anfänger geht es darum die kurze Fahrt auf den Skiern zu bleiben. Geisler und Falk sind zufrieden mit meinem Nicht-ins-Wasser-fallen an der Stange und danach auch an meiner Leistung an der etwas wackligeren kurzen Leine. Sie wollen sehen, wie ich mich an der 20-Meter-Leine schlage. Hier beginnt der Sport erst so richtig. Die Profis fahren so Slalom oder auf nur einem Ski. Etwas verloren, weit hinter dem Boot, schaukele ich im Wasser hin und her, die Spitzen der Ski schauen aus dem Wasser. Dann, wie immer, ein kurzes Zucken des Boots, das zu einem blitzartigen Ruck wird. So weit hinter dem Boot fühlt sich das Wasser plötzlich wie Wackelpudding an. Nach ein paar Sekunden krache ich derart spektakulär ins Wasser, dass mir die Skier wegfliegen. Sarah Geisler, die Frau des Vorsitzenden, sagt, sie ist zwanzigfache Deutsche Meisterin im Wasserski. Mit Beginn der zeitlichen Einschränkungen auf dem Weiher konnte sie das Pensum, das es für einen Wettbewerb benötige, nicht mehr einhalten, erzählt sie. Im Umkreis von etwa 200 Kilometern sei der Kiefweiher auch die einzige Möglichkeit, Wasserski zu fahren. Er hat Seltenheitswert. Deswegen kommen die Gäste selbst aus Mainz oder Frankfurt. Zweiter Versuch am langen Seil: Das Boot zieht an und mich mit. Für ein oder zwei Sekunden erhebt sich mein Gesäß federleicht aus dem Wasser. Geisler ruft noch „Ja!“ als ich merke, wie es mir wieder die Skier unter den Füßen wegzieht. Meine Nasenhöhlen füllen sich mit Wasser, Neptun persönlich, so scheint es, reißt mir die Skier von den Füßen. Kraft und Konzentration sind weg. Als ich mich dann auf das Boot hieve, merke ich wie sehr ich außer Atem bin, obwohl ich gefühlt nur kurz auf den Skiern stand. „Auch die Profis schaffen meist nur um die fünf Minuten auf den Skiern“, meint Geisler. Während ich noch durchschnaufen muss, sagt der Fotograf zu mir: „Ich hätte nicht gedacht, dass du das schaffst.“ Eine Schnupperkarte für Erwachsene kostet 25 Euro. Kontakt zum Club im Internet: www.wsk-kurpfalz.de Nächste Tour 6. August: Familienausflug ins Tipi-Zelt

Noch sind alle lässig: Trockenübung auf dem Vereinsgelände.
Noch sind alle lässig: Trockenübung auf dem Vereinsgelände.
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