Rheinland-Pfalz Tödliche Giftstoffe identifiziert

«Hessheim». Der tödliche Gefahrstoffunfall auf der Mülldeponie der Firma Süd-Müll in Heßheim (Rhein-Pfalz-Kreis) ist vermutlich von Blausäure und Schwefelwasserstoff verursacht worden. Das teilte gestern die Polizei in Ludwigshafen nach einem Schnelltest mit.

„Eine abschließende Untersuchung steht aber noch aus“, sagte ein Sprecher. Bei dem Unfall war ein 43-jähriger Mann ums Leben gekommen. Die Leiche wird der Polizei zufolge am heutigen Donnerstag obduziert. Das Ergebnis des Schnelltests bestätigt RHEINPFALZ-Informationen vom Dienstag, wonach bei dem Unfall Blausäure freigesetzt worden ist. Blausäure und Schwefelwasserstoff gelten als sehr giftig. Schon in sehr geringen Konzentrationen ist Schwefelwasserstoff durch seinen typischen Geruch nach faulen Eiern zu erkennen. Bei einer Vergiftung wird innerhalb von Sekunden das Atemzentrum gelähmt. Bei dem Unfall war auch ein 30-jähriger Mann verletzt worden. Er liegt weiter auf der Intensivstation und ist laut Oberstaatsanwalt Kai Hempelmann noch nicht ansprechbar. 16 weitere Personen, die vorsorglich ärztlich behandelt und stationär beobachtet wurden, sind laut Hempelmann ohne aktuellen Befund aus dem Krankenhaus entlassen worden. Bei den 16 Personen handelt es sich nach RHEINPFALZ-Informationen um weitere Mitarbeiter der Deponie, Rettungskräfte und Feuerwehrleute. Sollte der verletzte Mitarbeiter im Krankenhaus ansprechbar sein, erhoffen sich die Ermittler mehr Details über den Unfallhergang. Die beiden Männer waren, wie berichtet, zunächst bewusstlos zusammengebrochen, der Ältere starb später. Auf dem Gelände war ein zunächst unbekannter Stoff ausgetreten, die Flüssigkeit wurde in einem Auffangbecken gesichert. Die Tatortarbeit wie etwa die Sicherung von Spuren sei inzwischen abgeschlossen, sagte ein Polizeisprecher. Ergebnisse gebe es bislang nicht. Das Fass, das die beiden Männer geöffnet haben, ist nach RHEINPFALZ-Informationen vom Betriebsgelände der Firma Evonik in Worms an die Heßheimer Süd-Müll-Deponie geliefert worden. Das hat Evonik gestern Nachmittag auch bestätigt. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers liefert die Firma regelmäßig Abfälle zum Entsorgen nach Heßheim. Das betroffene Fass ist dem Sprecher zufolge bereits am 8. August nach Heßheim geliefert worden. Das Problem: Offenbar ist der Behälter falsch etikettiert gewesen. Wie der Evonik-Sprecher weiter mitteilt, hätten sich dem Etikett zufolge „wässrige Abfälle aus einem Analyselabor“ befinden müssen – wie sie in der Vergangenheit bereits des Öfteren nach Heßheim gebracht worden sind. Der Inhalt des Fasses habe aber offenbar „im krassen Widerspruch“ zu den Angaben auf dem Etikett gestanden. Das Fass soll nach RHEINPFALZ-Informationen auch beschädigt gewesen sein. Die Ursache dafür sei unklar. Aus Sicht der Firma Evonik ist es ein Rätsel, wie die Blausäure in das Fass gelangen konnte. „Weder Blausäure noch Schwefelwasserstoff werden in diesem Analyselabor verarbeitet“, so der Sprecher. Er wolle nicht spekulieren. „Aber wir arbeiten natürlich eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen“, sagte er. Laut Firmenangaben auf der Homepage werden im Wormser Werk hauptsächlich Methacrylate hergestellt. Diese werden etwa bei der Produktion von Farben und Lacken eingesetzt. Laut Werksangaben sind in Worms 1000 Mitarbeiter bei der Evonik Performance Materials GmbH sowie bei der Evonik Technology and Infrastructure GmbH beschäftigt. „Viele Fragen in Zusammenhang mit dem tragischen Unfall sind noch offen“, sagte gestern Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). „Sobald die Unfallstelle freigegeben ist, werden Mitarbeiter der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd den Arbeitsschutz auf dem Gelände des Unternehmens sowie die Dokumentation überprüfen.“ Seit Dienstag seien Experten der SGD vor Ort. Klar sei, dass der Unfall im Sonderabfallzwischenlager als Störfall eingestuft und an den Bund gemeldet werde. Bei dem Einsatz, der etwa zwölf Stunden dauerte, waren rund 130 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst vor Ort, wie die Feuerwehr des Rhein-Pfalz-Kreises gestern mitgeteilt hat.

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