Rheinland-Pfalz Schweitzer probt den Aufstand

Ist bei der Kandidatensuche neue Wege gegangen: SPD-Pfalz-Chef Alexander Schweitzer.
Ist bei der Kandidatensuche neue Wege gegangen: SPD-Pfalz-Chef Alexander Schweitzer.

Beim Europaparteitag der rheinland-pfälzischen SPD heute in Ochtendung werden viele Augen auf Katarina Barley gerichtet sein: Die Bundesjustizministerin tritt als frisch nominierte Spitzenkandidatin der Bundes-SPD für die EU-Wahl am 26. Mai 2019 erstmals vor einem Parteigremium auf. Viele werden aber auch gespannt sein auf das Wahlduell zwischen dem EU-Abgeordneten Norbert Neuser (69) aus Boppard und der Pfälzer Spitzenkandidatin Lisa Wüchner (30) aus Limburgerhof.

«MAINZ.»Alexander Schweitzer, Chef der Pfälzer SPD und der Mainzer Landtagsfraktion, kündigte gestern gegenüber der RHEINPFALZ an, er werde Wüchner für den ersten Platz der Landesliste vorschlagen. Innerhalb des Landesvorstandes habe er sich damit nicht durchsetzen können. Nach dem Anciennitätsprinzip schlägt der übrige Vorstand um SPD-Landeschef Roger Lewentz Neuser als Spitzenkandidat vor. Neuser sitzt seit 2009 im EU-Parlament und wurde vom SPD-Regionalverband Rheinland/Hessen-Nassau nominiert. Auf Platz zwei soll Corinne Herbst aus Mainz folgen, die Kandidatin des Regionalverbands Rheinhessen, und auf dem aussichtslosen dritten Platz Lisa Wüchner aus der Pfalz. Sie hat sich innerhalb der Pfälzer SPD in einem offenen Wettbewerb gegen mehrere Mitstreiter durchgesetzt, überraschend klar auch gegen den EU-Abgeordneten Michael Detjen. Er war für Jutta Steinruck nach deren Wahl zur Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen ins EU-Parlament nachgerückt. „Wir haben in einem basisorientierten Verfahren Lisa Wüchner als starke Kandidatin der Pfälzer SPD nominiert“, sagte Schweitzer zur Begründung der für die SPD ungewöhnlichen Kampfkandidatur. Ihre Platzierung an der Spitze der Liste hält er auch wegen der Kandidatur Barleys, die er als „hervorragend“ bezeichnet, für gerechtfertigt. Denn Barley wohnt in Trier und vertritt damit ebenso wie Neuser den nördlichen SPD-Regionalverband. Dieser wäre nach den Plänen des Landesvorstands mit zwei EU-Abgeordneten in Brüssel vertreten, während die Pfalz und wohl auch Rheinhessen leer ausgingen. Barley wird zwar in Ochtendung eine Rede halten, aber nicht kandidieren – erst auf dem Bundesparteitag am 9. Dezember. Nach Schweitzers Worten wird es bei diesem Parteitag durchaus eine Rolle spielen, dass Barley Rheinland-Pfälzerin sei. Die übrigen Bundesländer würden kaum mehr rheinland-pfälzische Kandidaten als bisher auf aussichtsreiche Listenplätze wählen. Also zwei. Das wären Barley und der Spitzenkandidat oder die Spitzenkandidatin: Neuser oder Wüchner. Schweitzer sagt, er habe das einstimmige Votum des Vorstands der Pfälzer SPD und das der Unterbezirksvorsitzenden, Wüchner für Platz eins vorzuschlagen. Sollte sich Neuser durchsetzen, werde er ihm jede Unterstützung im Wahlkampf gewähren, sagte Schweitzer. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ räumte Wüchner ein, aufgeregt zu sein. Seit 2009 gehört sie dem Gemeinderat Limburgerhof an. Selbstbewusst sagt sie, dass sie nach der Art ihrer Nominierung in der Pfalz für die Erneuerung der SPD stehe. Als Frau, die aus der Wirtschaft kommt, bringe sie außerdem frischen Wind rein. Wüchner hat in Kaiserslautern und Ludwigshafen studiert und arbeitete ein Jahr für Heidelberger Druck in Shanghai. Seit Jahren ist sie bei einem mittelständischen Unternehmen in Schwetzingen mit dem Vertrieb ökologischer Baustoffe beschäftigt. Neuser attestierte sie eine engagierte Arbeit. „Wir werden fair miteinander umgehen und einen guten Wahlkampf machen, egal, wer gewählt wird“, sagte sie.

Der Kandidat des Landesvorstands: Norbert Neuser, seit 2009 Mitglied des EU-Parlaments.
Der Kandidat des Landesvorstands: Norbert Neuser, seit 2009 Mitglied des EU-Parlaments.
Die Herausforderin: Lisa Wüchner aus Limburgerhof tritt mit dem Votum der Pfälzer SPD an.
Die Herausforderin: Lisa Wüchner aus Limburgerhof tritt mit dem Votum der Pfälzer SPD an.
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