Rheinland-Pfalz Schlaglichter: So ist der aktuelle Stand im Ahrtal

Schulstart nach der Flut: verwüstetes Gymnasium in Bad Neuenahr.
Schulstart nach der Flut: verwüstetes Gymnasium in Bad Neuenahr.

Leichnam identifiziert
Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal am 14./15. Juli hat die Polizei einen weiteren Vermisstenfall geklärt. Der Koblenzer Präsidiumssprecher Lars Brummer sagte am Montag in Bad Neuenahr-Ahrweiler: „Über die DNA konnte die Person einer aufgefundenen Leiche zugeordnet werden.“ Die Polizei bearbeitet nun noch drei offene Vermisstenfälle. Bei der Flut Mitte Juli sind nach offizieller Zählung 133 Menschen ums Leben gekommen.

Öffentlichkeitsarbeit der Polizei
Laut Präsidiumssprecher Brummer hat die Polizei in den vergangenen Wochen die Menschen im Katastrophengebiet vor allem über Online-Medien erreicht. „Als Beispiel kann ich sagen, dass wir während der Katastrophenlage bislang 702 Tweets abgesetzt haben. Und damit eine Impression von 10,6 Millionen erreicht haben“, sagte er. Twitter definiert eine „Impression“ als jeden Zeitpunkt, an dem ein Nutzer eine der Kurznachrichten sieht. Brummer sagt: Das sei eine Zahl, die zeige, „dass das, was wir herausgeben, auch gesehen und gelesen wird“. Die Öffentlichkeitsarbeit war einer der Bereiche, in dem auch Pfälzer Beamte mithalfen.

Neue Anlaufstellen
Als Anlaufstellen für die Menschen im Flutgebiet sind in den vergangenen Tagen zehn neue „Infopoints Hochwasser“ eingerichtet worden, sagte Begoña Hermann vom Krisenstab am Montag. Bürgern könne dort bei akuten Problemen Hilfe vermittelt werden – bei der Bewältigung der Wasserschäden, aber auch bei Verwaltungsfragen und bei psychischen Problemen. Die Anlaufstellen würden mindestens noch zwei Monate aufrecht erhalten werden. Neben den bestehenden sollten weitere folgen: „überall dort, wo Bedarf geäußert wird“, sagte Hermann.

Zerstörte Telekom-Leitungen
In den Flutgebieten in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben der Deutschen Telekom noch immer etwa 20.000 Haushalte vom Festnetz-Internet abgeschnitten. Bei weiteren 80.000 betroffenen Haushalten seien die Leitungen inzwischen wieder repariert, teile der Technikchef des Unternehmens, Walter Goldenits, am Montag in Bonn mit. Für die übrigen Haushalte seien einstweilen beispielsweise Mobilfunk-Ersatzlösungen bereitgestellt worden: Die Betroffenen können also über Mobilfunk ins Internet kommen.

Wann alle Schäden behoben sind, sei schwer abschätzbar, sagte Goldenits. Er nannte sechs bis zwölf Monate als ungefähren Zeitrahmen für die Glasfaser-Verlegung. „Wir haben Ortschaften, wo Straßenzüge einfach nicht mehr so existieren wie vorher – wir brauchen also die Entscheidung der Kommunen, wie die Ortschaft wieder aufgebaut wird.“ Betroffen sind auch andere Anbieter, die Leitungen von der Telekom gemietet haben. Beim Wettbewerber Vodafone waren es 33.000 Haushalte, die im Festnetz offline gingen.

Schulstart
Laut dem rheinland-pfälzischen Bildungsministerium sind 17 Schulen im Ahrtal stark beschädigt worden, acht davon so sehr, das vorerst kein Betrieb mehr möglich ist. Nun werden Schüler auf 19 andere Schulen aufgeteilt. Manche Mädchen und Jungen müssen auch in Containern unterrichtet werden. Betroffene Grundschüler können nun dem Ministerium zufolge Schulwege von bis zu 15 Kilometern Länge haben. Manche Förderschüler müssen sogar bis zu 60 Kilometer zu ihrer Ersatzschule fahren. Weil viele Straßen und Brücken zerstört sind, können die Fahrten dabei ungewohnt lange dauern.

Vor dem Schulbeginn am Montag sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD): „Es darf jetzt keinen Leistungs- und keinen Notendruck geben.“ Am Montag besuchte sie eine Grundschule in Bad Neuenahr-Ahrweiler, in der die Flutkatastrophe vom 14. Juli massive Beschädigungen angerichtet hatte. Außerdem kam die Ministerin in die Realschule plus in Adenau. Deren Gebäude blieb zwar unversehrt, aber dort werden jetzt Jugendliche aus einer zerstörten Schule in Altenahr unterrichtet.

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