Bescheid Schlachten mit dem Jagdgewehr

Erspart seinen Rindern den Weg zum Schlachthof: Bauer Christian Grommes aus dem Kreis Trier-Saarburg.
Erspart seinen Rindern den Weg zum Schlachthof: Bauer Christian Grommes aus dem Kreis Trier-Saarburg.

Wegen Corona sind große Schlachthöfe wieder stärker in die Kritik geraten. Dabei geht es auch anders. Manche Bauern töten ihre Rinder da, wo diese auch gelebt haben: auf der Weide. Wenn sie dort mit dem Jagdgewehr erschossen werden, bleibt ihnen der aufreibende Transport zum Schlachter erspart. Doch für diese Methode eine Genehmigung zu bekommen, ist kompliziert.

Bei Familie Grommes verbringen die Rinder ihr ganzes Leben auf der Weide. Sie werden dort geboren und sie werden dort auch getötet. Christian Grommes ist einer der wenigen Landwirte in Deutschland, der seine Tiere direkt auf der Wiese schießt. „Damit wird dem Tier der ganze Stress vor dem Schlachten erspart“, sagt der 40-Jährige in Bescheid (Kreis Trier-Saarburg). Und meint damit: kein vorheriges Einfangen, kein Verladen, keine lange Fahrt zum Schlachthof. „Für mich kommt nichts anderes in Frage als der Weideschuss. Es ist das Beste für das Tier.“

Schuss mit Schalldämpfer

Wenn es wieder mal so weit ist, nimmt er sein Jagdgewehr und setzt sich auf den Hochsitz. Ehefrau Sarah Grommes lockt die Rinder mit Brötchen an: „Na, komm, komm!“, ruft sie und pfeift. Die kleine Herde setzt sich in Bewegung, an einer bestimmten Stelle liegt Futter bereit. Wenn die Tiere dann ruhig fressen und die Position des anvisierten Rindes stimmt, fällt der Schuss und trifft das Tier in den Kopf. „Das Tier sackt dann sofort zusammen“, sagt Grommes.

Mit dem Schalldämpfer am Gewehr ist der Schuss nicht allzu laut. „Man hört es aber trotzdem“, sagt sie. Die anderen Tiere der Herde erschreckten sich aber dadurch nicht. „Sie gucken ein bisschen, weil ja einer umgefallen ist, fressen dann aber weiter.“ Das tote Rind werde dann mit einem Anhänger zum hofeigenen Schlachthaus ganz in der Nähe gebracht. In ihrem Betrieb „Highland Cattle Hochwald“ haben die Grommes’ 50 bis 60 Rinder verschiedener Rassen: neben dem schottischen Hochlandrind auch Brahmousin und Aubrac.

Einer von wenigen

Christian Grommes, der einen Jagdschein besitzt, schätzt, dass es bundesweit um die 100 Landwirte gibt, die ihre Tiere regelmäßig per Weideschuss töten. In Rheinland-Pfalz sei er einer von nur wenigen. Eine bundesweite Statistik dazu gibt es aber nicht. Die Agrarwissenschaftlerin Lea Trampenau in Lüneburg, die Landwirte bundesweit zu der alternativen Schlachtungsmethode berät, hat auch keine Zahlen, sie ist sich aber sicher: „Es sind auf jeden Fall in den letzten Jahren sehr viel mehr geworden.“ Aber dennoch handele es sich bezogen auf die gesamte Rinderhaltung vor allem in großen Mastställen nur „um einen verschwindend geringen Teil“.

Auch für sie gehört der Kugelschuss auf der Weide zur artgerechten Haltung. „Die Tiere sterben dort, wo sie gelebt haben – in der Herde.“ Und auch für den Bauern bedeute das weniger Stress: „Kein Landwirt schläft in der Nacht vor dem Schlachten gut, wenn er weiß, dass er am nächsten Tag das Tier verladen und zum Schlachthof bringen muss.“ Allerdings sei es nach wie vor aufwendig, eine Genehmigung für den Weideschuss zu bekommen. Sarah Grommes erzählt: „Bei uns hat es vom ersten Antrag bis zum ersten Schuss fünf Jahre gedauert.“ Dabei ging es um zum Beispiel darum, wo der Hochsitz hinkommt und welche Weiden Schießflächen sein sollen, außerdem um die Einhaltung von Hygienevorschriften.

Vorstoß aus Bayern

Immerhin: Inzwischen setzt sich der Bundesrat dafür ein, dass Landwirte ihre Tiere vermehrt direkt auf der Weide schlachten dürfen. Den Vorschlag dazu hat der Freistatt Bayern gemacht. Landwirt Grommes weiß aber auch, dass der Weideschuss nicht für jeden Betrieb in Frage kommt. „Das geht nur, wenn man wenige Tiere hat und ein eigenes oder mobiles Schlachthaus.“ Massentierhaltung und Großschlachthöfe, die in der Corona-Krise wieder in die Schlagzeilen geraten sind, werde es auch weiterhin geben: „So lange die Leute dafür Geld ausgeben, wird sich das nicht ändern.“

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