Saarland Saar-MP Hans: Halten noch lange am Saarlandmodell fest

Will am Saarlandmodell in der Pandemie noch lange festhalten: Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU).
Will am Saarlandmodell in der Pandemie noch lange festhalten: Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU).

Die Inzidenz im Saarland lag gestern bei 19,5, 31 nachgewiesene Anstecken mit dem Coronavirus kamen hinzu. Das ist nicht viel und sei auch ein Erfolg des Anfang April eingeführten, viel beachteten „Saarlandmodells“, sagte Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) am Mittwoch im Landtag.

In einer Regierungserklärung kündigte er weitere Öffnungsschnitte alle zwei Wochen an, so sich die Lage nicht verschlechtere. Von Donnerstag an können alle Schüler und Schülerinnen im Klassenraum, am Platz, auf Masken verzichten.

Mit Blick auf die schon in der saarländischen Nachbarschaft, dem Großherzogtum Luxemburg, mit einem Anteil von 16 Prozent weit verbreitete, aggressive Delta-Variante des Coronavirus sei aber Euphorie nicht angezeigt. „Wir sind noch nicht durch. Wir sind noch nicht auf der sicheren Seite“, sagte Hans. Spitzenplätze im Bundesvergleich bei der Impfquote – 52 Prozent der knapp eine Million Saarländer sei erstgeimpft, ein Drittel habe Vollschutz – und die rückläufige Infektionsdynamik seien ein Verdienst der Bürger, aber auch der gesamten Gesundheitsverwaltung. Am Saarlandmodell, das früh landesweit auf massive Schnelltestungen setzte, um früher als anderswo die Öffnungen von Kulturveranstaltungen, der Gastronomie und etwa Fitnessstudios zu ermöglichen, werde man festhalten. Es sei nicht gegenstandslos geworden. Sollte gerade durch die Delta-Variante sich die Lage verschlechtern, werde das Saarlandmodell als Steuerungsinstrument gebraucht. Zwar meldete das saarländische Gesundheitsministerium am Mittwoch den Nachweis von insgesamt nur 30 Infektionen der vormals indisch genannten Virus-Variante B.1.617.2, allerdings gebiete die Entwicklung in Großbritannien zu äußerster Vorsicht. Obwohl deutlich mehr Menschen auf der Insel vollgeimpft seien, mehr als 50 Prozent, habe B.1.617.2 für ein Hochschnellen der Inzidenz gesorgt, eine Verdreifachung binnen weniger Tage auf Werte um 75. Für seine Regierung sei klar, dass man den Bürgern so viel wie möglich an Freiheitsrechten belassen oder zurückgeben werde. Sollte eine vierte Pandemiewelle anrollen, werde man am Grundsatz des Saarland-Modells festhalten: „Wir werden weiter viel testen, Infektionsketten unterbrechen und auch möglichst viel offenhalten.“ Trotz Erlassen der Testpflicht, etwa zum Besuch des Einzelhandels, würden im Saarland aktuell noch 500 000 Testungen in der Woche vorgenommen. Und das seien nur die registrierten und damit der Regierung bekannten.

Hans versus Lafontaine

Während Hans das Pandemie-Management seiner Regierung lobt („Es wurden aber auch Fehler gemacht“), mahnte Ex-Ministerpräsident Oskar Lafontaine für seine Linke-Fraktion eine ehrliche Bestandsaufnahme an. Hans„ Äußerungen seien nur die halbe Wahrheit. Es sei nicht gelungen, Ältere zu schützen. Die CDU-Gesundheitsministerin habe gesagt, dass 75 Prozent der Todesfälle auf Menschen in Senioreneinrichtungen entfielen. Auch Junge seien extrem belastet worden. Hans und Lafontaine verhakten sich nach einer Äußerung Lafontaines, wonach eine von ihm zur Kenntnis genommene Vorabstudie unter Beteiligung der Uni Bonn Hinweise gebe, das mRNA-Impfstoffe wie der von Biontech das Immunsystem manipulierte. Mit, so Lafontaine, schwer absehbaren Folgen. Hans bat Lafontaine, von solch „fragwürdigen Thesen“ Abstand zu nehmen. Man solle die Sicherheit der von der Europäischen Arzneimittelagentur zugelassener Impfstoffe nicht infrage stellen und die Impfbereitschaft der Bevölkerung nicht gefährden.

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