Südwest Rekordbeteiligung und Traumwetter bei Rosenmontagszug

Rosenmontag in Mainz
Besucher stehen während des Rosenmontagsumzuges in Mainz rund um den Zug.

Nicht nur Innenminister Ebling hat nach zwei Jahren Corona-Pause «Fastnachts-Sehnsucht». Weit über eine halbe Millionen Menschen kommen zum Mainzer Rosenmontagszug - bei Kaiserwetter.

Mainz (dpa/lrs) - Helau-Rufe, Partymusik und Konfetti: Nach zwei Jahren Corona-Pause haben die Menschen in Mainz wieder Rosenmontagszug gefeiert - und wie! Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen haben nach Schätzung der Veranstalter weit über eine halbe Million Menschen in der Landeshauptstadt Motivwagen, Musikgruppen und Garden zugejubelt. «Wir sind sehr zufrieden: Rekordbeteiligung bei Traumwetter - und auch noch friedlich», sagte der Sprecher des Mainzer Carneval-Vereins (MCV), Michael Bonewitz, am Nachmittag. Rund 555 000 Menschen seien zu dem Mainzer Zug gekommen, sagte er augenzwinkernd um eine Schnapszahl bemüht.

Unter dem Motto «In Mainz steht Fastnacht voll und ganz für Frieden, Freiheit, Toleranz!» machten sich ab 11.11 Uhr 137 Zugnummern auf den sieben Kilometer langen Weg durch die Stadt. Insgesamt rund 9200 aktive Teilnehmer waren unterwegs, darunter mehr als 2000 Musiker.

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- Motivwagen:

«Das Phrasenschwein, das jeder kennt, sich «Scholzomat» seit neustem nennt», reimen die Mainzer zur Zugnummer 61. Bissige Satire präsentierte der MCV auf zehn Motivwagen. Dabei ging es auch gegen den russischen Kriegsherrn Wladimir Putin und gegen die Mullahs im Iran. «Kalter Entzug» lautet der Titel eines anderen Wagens - hier liegt ein deutscher Michel frierend im Bett, weil die Gasversorgung aus Russland abgeklemmt wurde. Viel Spott erntet der frühere Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), der seit fünf Monaten Innenminister von Rheinland-Pfalz ist. Eine Karriereleiter für Ebling zeigt die nächsten Stufen: Ministerpräsident, Bundeskanzler, Papst - «wenn er auch dieses Amt erreicht hat, bleibt noch MCV-Präsident».

- Stimmung: Dicht gedrängt, oft tanzend und schunkelnd verfolgten die Menschen am Straßenrand den Zug. Auf dem Schillerplatz am Fastnachtsbrunnen tanzten die Menschen zu Musik und die ein oder andere Polonaise schlängelte ihren Weg durch die Menge. «Überall bestens gelaunte kleine und große Närrinnen und Narrhalesen mit Funkeln in den Augen», beschrieb der Sprecher der Zugleitung, Thorsten Hartel, seine Eindrücke. «Das war fast ergreifend.» Polizeisprecher Rinaldo Roberto ergänzte: «Ein superfriedlicher gut laufender Rosenmontagszug mit tollen und ausgelassenen Menschen.»

- Kriminalität:

Nur eine einzige Straftat registrierte die Polizei bis 14.00 Uhr - einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. «Das ist beeindruckend wenig», sagte Polizeisprecher Rinaldo Roberto. Seit dem Ende der Corona-Maßnahmen seien alle Volksfeste weitgehend friedlich verlaufen. Auch die Straßenfastnacht: «Seit Altweiber-Donnerstag feiern alle friedlich.» Rund 1000 Polizisten waren verteilt über den Tag in der Landeshauptstadt im Einsatz. Im gesamten Bundesland waren es nach den Worten von Ebling mehr als 1700.

- Alkohol und Verletzungen:

Rund 150 Kinder und Jugendliche wurden bis zum frühen Nachmittag von Polizei und Jugendamt kontrolliert, 65 von ihnen waren den Angaben zufolge alkoholisiert. Etwa 60 Liter Alkohol wurden ihnen abgenommen und wegen des Jugendschutzes vernichtet.

Die 565 Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) haben bis zum Nachmittag 108 Hilfseinsätze und 24 Transporte in Krankenhäuser gezählt. Vom Fußschnitt in den Zeh bis zum Herzinfarkt sei alles dabei gewesen, sagte der Einsatzleiter. Mit Einsätzen wegen zu viel Alkohol rechnete er erst am Abend.

- Müll:

Wegen des Warnstreiks im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes quoll in Mainz schon vor Beginn des Rosenmontagszugs manche Mülltonne über. Auf mehreren Wegen mussten Radfahrer Slalom zwischen Scherben fahren, dabei platzte auch immer mal ein Radreifen. Einige der fast 300 Ordner, die der MCV als Veranstalter des Zugs engagiert hat, befreiten am Sonntag den Schillerplatz mit dem Fastnachtsbrunnen mit Besen von Abfall und Flaschen.

- Landesregierung:

Die Fastnacht wirkt nach den Worten der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) «manchmal wie ein Trostpflaster. «Sie verbindet einfach Leid, Glück und Freude», sagte die SPD-Politikerin am Rande des Rosenmontagszugs in Mainz der Deutschen Presse-Agentur. Neben ihr Innenminister Michael Ebling in der Uniform der Prinzengarde. «Wir treiben auch ein bisschen die Sorgen aus», sagte Dreyer zur Fastnacht. «Denn die Menschen machen sich Sorgen, und wir haben auch viele Menschen hier aus der Türkei, aus Syrien, aus der Ukraine.»

Innenminister Ebling hatte vor dem Start des Rosenmontagszugs um 11.11 Uhr in der Uniform der Prinzengarde die Gesamtbefehlsstelle der Polizei in Mainz besucht. «Einmal im Jahr will ich den schicken Uniformen der Polizei Konkurrenz machen», scherzte der SPD-Politiker und bekennende Fastnachter bei der Begrüßung von Polizeipräsident Reiner Hamm. «Auch ich hatte Fastnachts-Sehnsucht», sagte Ebling in Anspielung auf zwei Jahre Corona-Zwangspause.

- «Kowelenz Olau»:

Kräftig gefeiert und geschunkelt wurde auch im Norden von Rheinland-Pfalz: Mit ihrem traditionellen Ruf «Kowelenz Olau» jubelten in Koblenz viele Tausend Narren bei frühlingshaftem Sonnenschein dem Rosenmontagszug zu. Laut Polizei waren rund 5000 Teilnehmer auf der kilometerlangen Zugstrecke unterwegs. Die oft bunt kostümierten Zuschauer drängten sich an den Straßenrändern und teils hinter Absperrgittern. Beim diesjährigen Höhepunkt des Koblenzer Karnevals am Rosenmontag war den Menschen die Freude am Feiern nach langer Corona-Pause deutlich anzumerken. Bis zum frühen Nachmittag registrierte die Polizei nach eigenen Worten auch schon so manchen stärker betrunkenen Narr.

«Trier im Glück»:

In Trier startete der Zug mit 75 Nummern und 1250 aktiven Teilnehmern um 12.11 Uhr unter dem Motto «Trier im Glück, Karneval ist zurück!». Die Zugstrecke ging quer durch die Innenstadt. Bei strahlendem Sonnenschein säumten zahlreiche Närrinnen und Narren den Weg und riefen «Helau!». Der Rosenmontagszug, der wegen Corona zweimal ausgefallen war, verlief nach Angaben der Polizei zunächst ohne Vorkommnisse.

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