Corona Reihentests in Fleischbetrieben: „Gelassen sind wir nicht“

Fleischzerleger: In Betrieben in Speyer und Weilerbach rücken heute Kontrolleure mit Corona-Test-Röhrchen für alle Mitarbeiter a
Fleischzerleger: In Betrieben in Speyer und Weilerbach rücken heute Kontrolleure mit Corona-Test-Röhrchen für alle Mitarbeiter an.

Die vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium vor dem Hintergrund des Corona-Ausbruchs in Nordrhein-Westfalen angeordneten Massentests in sechs Fleischbetrieben im Land sind am Montag angelaufen. Heute sind die Kontrolleure auch in Speyer und Weilerbach. Über tausend Untersuchungen dürften landesweit anstehen. Mit ersten Ergebnissen wird heute gerechnet. Die Nervosität ist groß in der Branche.

Mit einem Corona-Ausbruch so wie bei Tönnies in Nordrhein-Westfalen steht das wirtschaftliche Überleben auf dem Spiel. Auch der Geschäftsführer des größten rheinland-pfälzischen Schlachtbetriebs Simon-Fleisch in Wittlich, Bernhard Simon, sagte gestern vor den Untersuchungen: „Gelassen gehen wir da nicht rein.“

Täglich 4000 Schweine schlachten

Seinen 565 Mitarbeiter werden am Dienstag und am Donnerstag Rachenabstriche entnommen – nicht auf dem Betriebsgelände, sondern in der regulären Corona-Teststation in Wittlich. Viel Organisation habe das bedeutet, damit die Schlachtungen weitergehen können. Bei Simon-Fleisch werden Firmenangaben zufolge normalerweise täglich 4000 Schweine getötet, an den beiden Testtagen werden es knapp 20 Prozent weniger sein.

700 Abstriche allein in Wittlich

Bei Simon hatte es bislang die einzigen Corona-Fälle der Fleischbranche im Land gegeben. Die Infizierten, betonte der Geschäftsführer, hätten jedoch nie das Firmengelände betreten. Unter den vier Corona-Positiven seien zwei Auslands-Rückkehrer und zwei Jobinteressenten gewesen. Entdeckt worden waren die Infektionen durch von der Firma geforderte Tests. In Wittlich wurden am Montag zunächst die Kontrolleure selbst, 46 Mitarbeiter des Kreishygieneamts der Kreisverwaltung, untersucht. Mit diesen Ergebnissen wird laut Verwaltung im Laufe das Tages gerechnet. Insgesamt geht es in Wittlich um 700 Rachenabstriche – bei Firmenmitarbeitern sowie externen Reinigungskräften und Fahrern.

Inspekteure der örtlichen Gesundheitsämter sind heute auch bei zwei Unternehmen in der Pfalz: bei den Zerlegefirmen Vitalfleisch in Speyer und Zemo in Weilerbach (Kreis Kaiserslautern). In Speyer stehen Untersuchungen bei rund 140 Arbeitskräften an, in Weilerbach bei 35.

Reihentest bleibt Ausnahme

Ein Großteil der Testkits landet zur Auswertung in den drei Corona-Teslaboren des Landesuntersuchungsamts (LUA): in den beiden Instituten für Hygiene und Infektionsschutz in Koblenz und Landau sowie im Institut für Tierseuchendiagnostik in Koblenz, wie LUA-Sprecher Achim Ginkel auf Anfrage sagte. Die Testkapazität sei immer weiter erhöht worden – zuletzt auf 450 Proben pro Tag. Zeitweise seien bis zu 60 Mitarbeiter des LUA in die Arbeit eingebunden.

Um das zu leisten, sei kein neues Personal eingestellt worden – Tierseuchenuntersuchungen aber seien an Fremdlabore abgegeben worden. Bei der Auswertung der Corona-Abstriche geht es um die Vervielfältigung von Abschnitten des Virus-Erbmaterials. Für die dafür benötigten Chemikalien gebe es immer mal wieder Engpässe auf dem Markt, so LUA-Sprecher Ginkel. Im Schnitt liegt das Ergebnis nach 24 Stunden vor.

Die Reihentests in der Fleischindustrie werden in Rheinland-Pfalz laut Gesundheitsministerium die einzigen großangelegten Präventivmaßnahmen bleiben. Ansonsten soll es Corona-Tests weiter nur „anlassbezogen“ geben, sobald es also zu Neuinfektionen kommt.

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