Frankenthal/Worms Polizei kontrolliert über 70 Poser-Autos auf A61

Gleich reihenweise wurden die Fahrzeuge zur Kontrollstelle gelotst,
Gleich reihenweise wurden die Fahrzeuge zur Kontrollstelle gelotst,

Tiefergelegt, knallbunt, und vor allem blitzsauber – der Parkplatz Kurzgewann auf der A61 kurz vor dem Autobahnkreuz Worms wurde am Karfreitag fast zu einer Außenstelle des Nürburgrings. Dort feierte die Autotuning- und Poser-Szene beim „Car-Friday“ („Auto-Freitag“) ihren Saisonauftakt. Auf den Anfahrtsstrecken kontrollierte die Polizei einige der Boliden und nicht jeder durfte die Fahrt zum Nürburgring fortsetzen.

„Das könnte bei ihm eng werden.“ Autobesitzer Adrian Vogler beobachtet gespannt die Lärmmessung, die die Polizeibeamten am BMW eines Kollegen vornehmen. Vogler selbst kann entspannt sein. „Bei mir gab es keine Probleme.“ Den richtigen Riecher hat er aber bewiesen, denn für den BMW kommt nach einem kurzen Aufheulen des Motors das „Aus“. „Umwelteinflüsse“, nennt die Polizei das Ausschlusskriterium. Kurz gesagt: Die Lärmmessung ergab einen Wert im unzulässigen Bereich. Nicht der einzige Nutzer, für den der Parkplatz zwischen Frankenthal und Worms zur Endstation wird. Die Beamten überprüfen bis zum Einsatzende 73 Fahrzeuge und 95 Menschen. Dabei stellen sie neun Straftaten fest. Dazu zählen Urkundenfälschung, illegale Fahrzeugzulassung oder Verstöße gegen das Pflichtversicherungsgesetz. Sechs Autofahrer dürfen nicht mehr weiterfahren.

Autos wie im Actionfilm

Die trifft auch einen Toyota Supra MK4 aus Lörrach. Kennern ist das Modell aus der Filmserie „Fast and Furious“ bekannt. Es ein besonderes Fahrzeug, für das auch die technisch interessierten Beamten anerkennende Blicke haben. Sie wissen aber auch um das Gefährdungspotenzial des japanischen Sportwagens, der als originales Importfahrzeug auch noch ein Rechtslenker ist. Der Fahrer hat sich große Mühe gegeben und einen ganzen Ordner über die vorgenommenen Nachtragungen im Auto erstellt. „Aber bei diesem Typ muss er jede einzelne Veränderung eintragen lassen“, sagt der untersuchende Beamte. Letztlich hat aber wohl doch nicht alles in den mitgeführten Ordner gepasst. „Das Frontschwert ist so breit, dass man fast darauf stehen kann. Die Abschlepp-Ösen sind nur aufgesteckt und der Motor ist mit 400 PS für diesen Typ zwar verhältnismäßig klein, aber die Leistung trotzdem noch immer deutlich höher als angegeben“, zählt der Beamte nach eingehender Untersuchung die Mängel auf. Statt Nürburgring geht es per Anhänger für den „Fast-and-Furious“-Fan zurück in die Werkstatt nach Lörrach.

Polizei: Situation kann schnell mal zu illegalem Autorennen ausarten

Für die Autotuner ist die Polizeikontrolle auf dem Weg zum Nürburgring ein kalkuliertes Risiko, räumt Autofahrer Arian Vogler ein: „Wir waren uns zu 99 Prozent sicher, dass da heute was kommt.“ Lediglich Ort und Zeitpunkt seien ein wenig überraschend gewesen. „Wir haben uns in Hockenheim getroffen und fünf Minuten nach der Abfahrt standen wir schon hier“, sagt Vogler. „Wir“, das ist eine Gruppe von neun getunten Fahrzeugen, die den Kollegen von Polizeiführerin Sandra Giertzsch aufgefallen ist. „Bei einer so großen Gruppe, die teilweise auch nebeneinander hergefahren ist, besteht zwischendurch auch immer die Gefahr eines illegalen KFZ-Rennens“, erklärt die Polizeihauptkommissarin eines der auffälligen Merkmale der rasanten Reisegruppe.

Amerikanischer Streifenwagen der Poser interessiert die Polizei besonders

Die Idee zur Großkontrolle zum Saisonauftakt der Autobegeisterten sei im Arbeitskreis der „Kontrollgruppen Tuning“ aus Worms, Frankenthal und Ludwigshafen entstanden, die sich unter Federführung der Ruchheimer Autobahnpolizei für den „Car-Friday“ zusammengeschlossen haben. „Wir sind hier sicher mit 40 Kolleginnen und Kollegen im Einsatz“, schätzt Giertzsch. Das Interesse und die Anzahl der freiwilligen Meldungen, egal ob erfahrene und technisch versierte Beamte oder Neulinge in Uniform, sei sehr groß gewesen, berichtet sie.

Und zu sehen gibt es auch für die Beamten einige Kuriositäten. Zum Beispiel den, bis auf Blaulicht und Waffen, original instandgesetzten amerikanischen Streifenwagen von Andreas und Kristin Hoffmann aus St. Georgen im Schwarzwald. „Wir haben das Fahrzeug jetzt seit fünf Jahren und werden immer mal wieder angehalten, weil sich auch Polizisten für das Auto interessieren“, berichtet der Besitzer. Er darf sich nach einer kurzen Überprüfung wieder zurück auf den Weg machen. Allerdings nicht zum Nürburgring. „Wir sind auf dem Weg zu meinem Opa. Er hat heute Geburtstag und hat sich eine Fahrt mit unserem Auto gewünscht“, sagt Hoffmann und lacht.

Auch für die Polizei ein Hingucker und ohne Beanstandungen - das Originalfahrzeug aus Hollywood, Miami (kein vertipper!)
Auch für die Polizei ein Hingucker und ohne Beanstandungen - das Originalfahrzeug aus Hollywood, Miami (kein vertipper!)
Lärmmessung bei einem getunten Fahrzeug
Lärmmessung bei einem getunten Fahrzeug
Alle angehaltenen Fahrzeuge wurden umfassend untersucht
Alle angehaltenen Fahrzeuge wurden umfassend untersucht
Der Toyota Supra MK4 aus der Filmserie Fast and Furios
Der Toyota Supra MK4 aus der Filmserie Fast and Furios
Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x