Weingarten Pfälzerwald statt New York: Reiseblogger erkunden die Heimat

Ein Blick über den Pfälzerwald: Nebelschwaden liegen über den Tälern, nur die Bergspitzen lugen aus der weiß-grauen Wolkendecke hervor. Am Horizont färbt die aufgehende Sonne den Himmel in verschiedenen Rot-, Gelb- und Orangetönen. Ein fast magischer Anblick, den das Foto auf dem Instagram-Kanal von Mathias Koch (@diving.mkoch) bietet.
Normalerweise sind auf seiner Seite und der seiner Frau Annika (@annistraveljourney) Bilder aus aller Welt zu sehen: Hawaii, Island, Spanien, Südafrika oder Vietnam. Eigentlich wollte das Ehepaar seinen Urlaub in diesem Jahr in New York und Costa Rica verbringen. Aber die Corona-Krise hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Anfangs war das ein bisschen frustrierend. Aber wir haben in der Pfalz zum Glück viele schöne Orte quasi direkt vor der Tür: die Burg Trifels bei Annweiler, der Rötzenfels bei Völkersweiler oder die Burg Gräfenstein bei Merzalben“, sagt Annika Koch. In der Region – insbesondere im Pfälzerwald – seien sie bereits vor der Corona-Krise gerne unterwegs gewesen. „Aber in den vergangenen Monaten war es mehrmals die Woche. Und auch wir entdecken immer wieder neue Orte“, berichtet die 27-Jährige. Die Altschlossfelsen in der Südwestpfalz nahe der französischen Grenze haben es dem Paar besonders angetan. „Da sieht es fast ein bisschen aus wie am Grand Canyon. Wir waren selbst ganz erstaunt, dass es so etwas in der Pfalz gibt“, sagt ihr Mann.
Immer mit dabei auf ihren Ausflügen: die Kamera. „Als wir uns 2015 kennengelernt haben, hat uns die Leidenschaft zu reisen und zu fotografieren gleich verbunden“, erzählt Annika Koch. Eine der ersten gemeinsamen Reisen führte die beiden auf die Seychellen. Bei einem Fotodienstleister erstellten sie danach ein Fotobuch aus ihren Erinnerungsbildern. „Das kann man dort auch online veröffentlichen und damit bei Wettbewerben mitmachen.“ Das Ergebnis kam gut an. Prompt meldete sich der Fotodienstleister und lud das Paar zum Dreh eines Werbevideos ein. „Danach waren wir angefixt und der Ehrgeiz hat uns gepackt, noch bessere Fotos zu machen“, berichtet Annika Koch und lacht.
Ihre Bilder zeigen die beiden im Internet: im Sozialen Netzwerk Instagram und auf einem Blog. „Bei Instagram steht ganz klar das Bild im Vordergrund. Auf unserem Blog gibt es dann weiterführende Infos wie zum Beispiel Ausflugstipps“, erklärt Mathias Koch das Konzept. Auf Instagram folgen dem Südpfälzer rund 75.000 Abonnenten, seiner Frau etwa 25.000.
Solche Zahlen sind auch für Unternehmen interessant, die über „Influencer“ – Personen mit einer hohen Reichweite in sozialen Netzwerken – ihre Produkte vermarkten. „Dabei wird man zum Beispiel zu Reisen eingeladen, um über eine Region zu berichten oder das neueste Modell einer Kamera zu testen“, erklärt die 27-Jährige. Auch von deutschen Tourismusverbänden hätten sie bereits Anfragen gehabt. Aus der Pfalz hielten sich diese allerdings in Grenzen. „Aber das ist ja klar: Die sehen, dass wir von hier kommen. Wir machen also sowieso Werbung für die Region – ganz kostenlos.“
Aber lässt es sich von solchen Aufträgen auch leben? „Theoretisch schon, dann müssten wir aber noch viel mehr Zeit investieren, unsere Accounts stärker betreuen und mehr Inhalte produzieren. Derzeit machen wir das nebenher“, sagt Mathias Koch. Hauptberuflich arbeitet der 29-Jährige als Ausbilder für Biologielaboranten im Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Seine Frau ist Rechnungsprüferin bei der Stadt Mannheim. Nebenberuflich sind die beiden als Blogger und Hochzeitsfotografen tätig. „Momentan steht es nicht zur Debatte, dass wir unsere Berufe dafür an den Nagel hängen. Wir machen das aus Leidenschaft und nicht, weil wir es müssen.“
Denn: Dass hinter einem Foto auf Instagram meist mehrere Stunden Arbeit stecken, wüssten viele nicht. „Wir stehen oft um 3 Uhr morgens auf, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang an die jeweiligen Orte zu kommen. Dann ist das Licht besonders toll und es sind in der Regel keine anderen Leute unterwegs“, sagt der Blogger. Oft seien sie bis zum späten Abend unterwegs, um auch den Sonnenuntergang einzufangen. „Das ist schon anstrengend – vor allem im Urlaub“, lacht seine Frau. „Aber wir machen das wirklich gerne, daher ist es auch irgendwie entspannend.“
Sind die Fotos im Kasten, geht die Arbeit weiter. „Je nach dem, was wir fotografieren, haben wir zwischen 300 und 1000 Bilder“, erklärt die Pfälzerin. Danach müssten diese aussortiert werden. Nur die besten Fotos werden mit einem Programm nachbearbeitet. „Das machen wir, damit zum Beispiel die Farben besser rauskommen. Das dauert auch noch mal drei bis fünf Stunden.“ Umso mehr freut es die beiden, dass ihre Arbeit offenbar Wertschätzung erfährt: Die beiden stehen im Finale eines Wettbewerbs des Senders Sonnenklar-TV, der den Reiseblogger des Jahres kürt. „Abgestimmt haben die Zuschauer, deswegen freut uns das besonders. Wegen Corona wurde die Entscheidung aber ins nächste Jahr verschoben“, sagt Annika Koch.
Dass es auf den Instagram-Seiten der beiden in der jüngsten Zeit mehr Bilder aus der Pfalz zu sehen gibt, stört ihre Abonnenten offenbar nicht – im Gegenteil. „Wir kriegen viel Zuspruch und vermehrt Nachrichten von Pfälzern, die nach Ausflugstipps fragen“, berichtet Annika Koch. Und welche Tipps geben die Blogger dann so? „Wir haben ein paar richtig tolle Premiumwanderwege in der Pfalz, zum Beispiel den Richard-Löwenherz-Weg bei Annweiler oder den Bärensteig bei Busenberg – die sind immer eine Empfehlung.“