Bad Kreuznach/Idar-Oberstein Nach Akten-Überraschung: So geht der Tankstellenmord-Prozess weiter

Steht seit Montag vor Gericht: der Todesschütze von Idar-Oberstein.
Steht seit Montag vor Gericht: der Todesschütze von Idar-Oberstein.

Nachdem der Prozess um den Idar-Obersteiner Tankstellen-Mordfall mit einer Überraschung begonnen hatte, mussten sich vor allem die Verteidiger neu sortieren. Nun erklärt der Ludwigshafener Anwalt des Angeklagten, wie es weitergeht.

1300 ihnen bis dahin unbekannte Aktenseiten sind auf die CD gebrannt, die das Bad Kreuznacher Landgericht am Montag den Verteidigern zu Beginn des Prozesses um den Idar-Obersteiner Tankstellen-Mordfall übergab. Verantworten muss sich in dem Verfahren ein 50-Jähriger, der nach einer Auseinandersetzung um seine fehlende Maske im vergangenen September einen Kassierer erschossen hat.

Suche nach Mitwissern

Wie es nach der Überraschung am ersten Verhandlungstag weitergehen würde, war zunächst unklar: Die Anwälte – unter ihnen Alexander Klein aus Ludwigshafen – ließen erkennen, dass der nächste Termin an diesem Freitag vermutlich ausfallen werde. Sie sagten: Nun müssten sie erst einmal durcharbeiten, was die für Terror- und Extremismusfälle zuständige Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz da zusammengetragen hat.

Die ließ das Landeskriminalamt (LKA) nach möglichen Anstiftern oder Mitwissern des Todesschützen suchen und auswerten, was er im Online-Austausch mit anderen Gegnern der Corona-Regeln schrieb. Außerdem hat sie eine psychologische Einschätzung des 50-Jährigen erstellen lassen. Dieser Teil muss laut Klein bereits im Dezember fertig geworden sein, und die Abschluss-Bilanz zu den Akten ist auf Anfang Februar datiert.

Verärgerte Verteidiger

Umso unverständlicher findet der Ludwigshafener, dass er und sein Verteidiger-Kollege die Unterlagen erst bei Prozessbeginn bekommen haben. Trotzdem sind sie mittlerweile damit einverstanden, dass das Verfahren doch an diesem Freitag und mithin wie ursprünglich geplant weitergeht. Klein sagt: Die 1300 Aktenseiten liefern zwar zusätzliche Einblicke, ändern aber nichts an der grundsätzlichen Einschätzung des Falls.

Die läuft darauf hinaus, dass sein Mandant den 20-jährigen Tankstellen-Kassierer tatsächlich erschossen hat, aber das Verbrechen nicht unbedingt als Mord im juristischen Sinn zu bewerten sei. An diesem Freitag wird der 50-Jährige daher wohl tun, was seine Anwälte schon für den ersten Verhandlungstag angekündigt hatten: ein förmliches Geständnis ablegen und Reue bekunden.

 

Überraschung zum Prozessbeginn: Ermittler präsentieren 1300 zusätzliche Aktenseiten.

Tankstellemord-Prozess: Was ein Pfälzer Anwalt für den Todesschützen erreichen will.

Trauerfeier nach Tankstellen-Mord: Was die Mutter über ihren toten Sohn sagt.

x