Trier Mit der „Cocolette“ gut zu Fuß

Aus Kokos- und Ananasfasern sowie Leder hat Laura Ullmann eine umweltfreundliche Alternative zu Plastik-Flipflops entwickelt.
Aus Kokos- und Ananasfasern sowie Leder hat Laura Ullmann eine umweltfreundliche Alternative zu Plastik-Zehenriemen-Sandalen entwickelt.

Angefangen hat es an der Hochschule Trier, im Fachbereich Kommunikationsdesign. Dort suchte die Studentin Laura Ullmann aus Hillesheim in der Eifel ein Thema für ihre Bachelorarbeit. Sie wurde fündig, als sie auf das Problem „Plastik in den Weltmeeren“ stieß.

In den Ozeanen schwimmen Millionen von Zehenriemen-Sandalen – am Strand vergessen, weggeworfen, nutzloser Müll aus Plastik und PVC. „Das dauert Jahrhunderte, bis die sich zersetzen“, sagt Laura Ullmann. „Und da kam mir die Idee, Sandalen zu entwerfen, die nachhaltig sind, also aus umweltfreundlichen Stoffen bestehen.“

Was für Stoffe, welches Material? Lange war Ullmann auf der Suche, dann fand ihr Großvater die Lösung ganz in der Nähe. Im Eifeldorf Eisenschmitt, nicht weit von Hillesheim entfernt, gibt es Deutschlands einzige mechanische Kokosweberei, die unter anderem Fußmatten und Bodenbeläge herstellt. Aus den Fußmatten schneiderte sich Ullmann die Grundlage für ihre Sandalen: eine Sohle aus Kokosfasern.

Umweltfreundlich hergestelltes Leder

Eine aufwendige und durchaus anstrengende Arbeit, die ihr neben viel Anerkennung eine Sehnenscheidenentzündung einbrachte. Doch die Studentin gab nicht auf. Bei einer Gerberei in Trier fand sie die zweite Komponente für ihre Neuentwicklung: umweltfreundlich hergestelltes Leder, mit pflanzlichen Stoffen von Baumrinden und Früchten gegerbt. Dieses Leder wurde über die Sohle genäht, und jetzt fehlten nur noch die Riemen für das erste Sandalen-Exemplar aus der Eifel. Fasern aus den Blättern der Ananaspflanze waren die Lösung. „Sie sind weich, flexibel und atmungsaktiv“, sagt die Hillesheimerin. Ein Schuhmacher aus Trier stellte ihr sein Handwerkszeug zur Verfügung und schließlich waren die ersten sechs Prototypen der neuartigen Zehenriemen-Sandalen fertig.

Onkel steht beim Namen Pate

Wie sollte man die Neuentwicklung nennen? Wieder einmal half die Verwandtschaft. Ein Onkel kam auf den zugkräftigen und einprägsamen Namen „Cocolette“. Unter dieser Bezeichnung stellte Laura Ullmann ihre Erfindung vor und hatte gleich durchschlagenden Erfolg, der all ihre Erwartungen übertraf. Der „Green Product Award“ war die erste offizielle Anerkennung. Und dann gewann die Eifelerin sogar den renommierten deutschen Nachhaltigkeitspreis. Damit war sie eine von 37 Siegern unter mehr als 800 Bewerbern. „Das hat mich schon überrascht,“ meint Ullmann. „Immerhin waren unter den Konkurrenten große Firmen wie Siemens oder Continental.“

Vermarktung denkbar

Noch trägt die 24-jährige, die inzwischen bei einer Hamburger Designergruppe arbeitet, ihre Sandalen selbst. Aber sie könnte sich gut vorstellen, ihre Entwicklung zu vermarkten, zumal sich aus den Zehenriemen-Sandalen ohne großen Aufwand auch Sandalen machen lassen. Zurzeit steht sie in Kontakt mit einem Trierer Orthopädieunternehmen.

Das Markenzeichen ihrer Entwicklung bleibt: Alles stammt aus der Natur, und alles kehrt in die Natur zurück. Genau das ist allerdings auch ein Problem für die Vermarktung: Die Rohstoffe wie Kokos oder Ananasblätter wachsen nun einmal nicht in Deutschland. Sie stammen aus fernen Ländern und sind nicht ganz billig zu beschaffen. Entsprechend könnte auch der Preis für die Cocolette nicht niedrig sein. Ullmann stellt sich vor, die Sandalen in speziellen Läden und Concept-Stores anzubieten: „Die gibt es in Großstädten längst“, sagt sie. „Und da gibt es sicher auch Kundschaft, die bereit ist, für umweltfreundliche Sandalen oder Zehenriemen-Sandalen etwas mehr Geld anzulegen.“

Langlebigkeit ausschlaggebend für Erfolg

Wichtig für den Erfolg von Schuhen, das hat die Eifelerin schon von einigen Firmen gehört, ist die Langlebigkeit. Die Produkte müssen robust und stabil sein, und da kann die Cocolette durchaus konkurrieren. „Ich trage sie jetzt schon seit Monaten“, sagt Ullmann. „Und ich freue mich bereits auf den Sommer, wenn ich sie noch mehr testen kann. Ich bin sicher: Die halten viel aus.“

x