Mainz/Trier Lehrer wehren sich gegen Schüleraufsicht bei Selbsttest

Das Land hat die Schulen bereits mit rund sechs Millionen Testkits beliefert.
Das Land hat die Schulen bereits mit rund sechs Millionen Testkits beliefert.

Quer aus Rheinland-Pfalz sind Einwendungen von Lehrern gegen die Beaufsichtigung von Corona-Selbsttests der Schüler bei Schulaufsicht und Ministerium eingegangen. Lehrer fürchten um ihre Gesundheit.

Dass sich Schüler regelmäßig vor dem Unterricht auf Corona selbst testen, findet Schulleiter Armin Huber gut und richtig. Dass sie das unter Anleitung und Aufsicht von Lehrern tun sollen, aber gar nicht. Daher hat er im Namen seiner Schule, dem Max-Planck-Gymnasium (MPG) Trier, eine sogenannte Remonstration - also eine Art beamtenrechtliche Einwendung gegen eine Weisung des Vorgesetzten - bei der Schulaufsicht eingelegt.

Warum? „Der Gesundheitsschutz der Lehrer ist meines Erachtens nach bei dieser Form der Selbsttestung nicht garantiert“, sagt Huber. „Wir haben kaum Lehrer, die geimpft sind, wir haben keine Schutzausrüstung, und wir sollen im Fall eines positiven Tests den Schüler pädagogisch betreuen.“ Verständlich, dass da Lehrer Angst hätten und nicht bereit dazu seien. Daher bieten derzeit am MPG geschulte Mitarbeiter der Hilfsorganisation Johanniter-Unfall-Hilfe Schnelltests an.

Sechs Millionen Testkits für Schulen

Seit den Osterferien können sich auch Schüler in Rheinland-Pfalz zwei Mal pro Woche kostenfrei mit Schnelltests selbst auf das Coronavirus testen. Das Land hat die Schulen bereits mit rund sechs Millionen Testkits beliefert, wie das Bildungsministerium in Mainz mitteilte. Tausende Testungen sind bereits gelaufen - das Einverständnis der Eltern für die Tests sei groß. Und: Über alle Schularten hinweg gebe es „auch sehr viel Zustimmung von Lehrkräften, die die Möglichkeit der Selbsttests sehr begrüßen“.

Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als landesweite Schulaufsicht räumt ein: „Es ist richtig, dass vereinzelt Schulen die Beaufsichtigung von Selbsttest der Schüler nicht als ihre Aufgabe wahrnehmen.“ Auch anderswo als in Trier hätten vereinzelt Lehrkräfte dagegen Einwände erhoben. Aus allen drei Aufsichtsbezirken der ADD in Rheinland-Pfalz lägen Remonstrationen vor. „Die überwiegende Anzahl der Remonstrationen kommt aus dem Bereich der weiterführenden Schulen“, teilt eine Sprecherin in Trier mit.

„Eine schulbezogene Aufgabe“

Nach Ansicht der Schulbehörde ist für Tests die Hilfe externer Partner „grundsätzlich nicht erforderlich“. „Lehrkräfte haben die Schülerinnen und Schüler lediglich anzuleiten und sie bei der Durchführung der Selbsttests zu beaufsichtigen. Lehrkräfte führen also keine Testungen bei Schülerinnen und Schülern durch“, hieß es. Aufsicht und pädagogische Begleitung stellten „eine schulbezogene Aufgabe dar“, die im Rahmen des Dienstverhältnisses von einer Lehrkraft geleistet werden könnten.

Fakt ist aber, dass viele Schulen Hilfe von externen Partnern suchen. „Wir haben so viele Anfragen. Wir können dem Andrang kaum mehr gerecht werden“, sagt die Sprecherin des Johanniter Regionalverband Trier-Mosel, Regina Lüders. Mitarbeiter der Johanniter seien im Raum Trier bereits in gut einem halben Dutzend Schulen bei Schnelltests mit im Boot. Hinzu kämen auch Anfragen von Firmen. „Das überschreitet das, was wir leisten können.“ Sie bedauere, dass viele kleine Grundschulen, die anfragten, nicht bedient werden könnten.

Nach Angaben des Landesverbandes Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar der Johanniter-Unfall-Hilfe gehen bei allen Regionalverbänden derzeit Anfragen zur Unterstützung bei Tests in Schulen ein. Sprecherin Saskia Schimpf sagte, die Corona-Antigen-Schnelltests, die sie anböten, seien keine Selbsttests und als Unterstützung im Rahmen der Teststrategie des Bundes zu sehen.

Doch zu Hause testen?

Die Tests am Trierer Gymnasium MPG liefen gut, sagt Huber. Zwei Mal die Woche seien die Johanniter als mobiles Testteam nun vor Ort, um zu testen. Sie trügen Schutzkleidung, die Schüler würden nacheinander in einen Raum gerufen. Jene Tests im Rahmen des „Testens für alle“ von Externen werden nach Angaben des Ministeriums vom Bund bezahlt. Die Selbsttests in den Schulen würden durch das Land finanziert - mit rund 40 Millionen Euro, hieß es.

Nach Einschätzung Schulleiter Huber ist auch denkbar, dass sich Schüler nach Einweisung in der Schule zu Hause testen. Die Testkits könnten Ende der Woche verteilt werden. Aber: Laut Dienstherrn dürfe die Schule die Tests nicht an Schüler geben.

Laut der ADD sollen Selbsttests nicht zu Hause gemacht werden: „In einem überwachten Setting in der Schule können die Tests sicher und richtig durchgeführt werden.“ Zudem sei gewährleistet, „dass im Falle einer positiven Testung unmittelbar entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden“. Und: Testkits seien in größeren Chargen gekommen und könnten nicht einzeln verpackt verteilt werden.

Ob das Ministerium Verständnis für die Sorgen der Lehrer hat? „Es ist vollkommen verständlich, dass neue Aufgaben auch erst einmal Fragen und Ängste aufwerfen. Und das nehmen wir selbstverständlich ernst“, teilt eine Sprecherin mit. „Wir sehen allerdings auch, dass viele Schulen schon sehr souverän und gut mit den Selbsttests umgehen. Wie das Tragen der Maske sind die Selbsttests eine wirkungsvolle Maßnahme, um den Schulbetrieb noch sicherer zu gestalten.“

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