Rheinland-Pfalz Impfen nach Prio-Gruppe – aber mit Unterschieden

Die Impf-Priorisierung ist in der Praxis längst aufgeweicht und wird zudem in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt.
Die Impf-Priorisierung ist in der Praxis längst aufgeweicht und wird zudem in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt.

Der 75 Jahre alte Nachbar ist noch immer ohne Termin, der Student mit gelegentlichem Nebenjob aber schon geimpft: Die Priorisierung ist in der Praxis längst aufgeweicht und wird zudem in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. Ein Überblick über die Regeln in Rheinland-Pfalz und in seinen vier direkten Nachbarländern:

Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz (etwa 4,1 Millionen Einwohner) hatte es mit seiner Strategie, möglichst allen Impfstoff direkt zu spritzen, ohne dabei aber die Zweitimpfung zu gefährden, zunächst an die Spitze der Bundesländer geschafft. Inzwischen ist es bei den Erstimpfungen aber leicht unter den Bundesdurchschnitt gerutscht (Freitag: 26,7 Prozent, minus 0,2 Punkte), bei den Zweitimpfungen hat es aufgeholt und liegt über dem Mittelwert aller Bundesländer (Freitag: 8,1 Prozent, plus 0,4 Punkte).

Anders als andere Bundesländer halte sich Rheinland-Pfalz an die von der Bundesregierung empfohlene Reihenfolge beim Impfen, sagt Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Allerdings gilt das nur eingeschränkt. In einigen der 32 Impfzentren ist die Prio 3 schon beim Spritzen dran, während in anderen noch nicht einmal alle aus Prio 2 einen konkreten Termin haben. Vorgezogen wurden zudem die rund 20 000 Lehrer an weiterführenden Schulen, die eigentlich zur Gruppe 3 gehören. Sie sollen bis Mitte Mai geimpft sein.

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Bis spätestens Ende Mai sollen aber alle 70 bis 79 Jahre alten Menschen aus Gruppe 2 ihren ersten Piks bekommen haben. Die rund 140 000 Menschen aus dieser Gruppe, die eine Vorerkrankung haben oder als Kontaktpersonen von Schwangeren oder Pflegebedürftigen registriert sind, sollen ebenfalls größtenteils im Mai geimpft sein, zumindest aber bis Ende Mai wissen, wann ihr Termin sein wird.

Bis wann alle über 60 aus Gruppe 3 einen Termin haben, die sich schon seit 7. April und damit als erste aus Gruppe 3 registrieren konnten, ist offen.

Das am 23. April auch für Lehrer an weiterführenden Schulen eingeführte Angebot werde „rasend schnell angenommen“, sagte der GEW-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer. „Ganz viele Kolleginnen und Kollegen haben sich angemeldet und erstaunlich schnell Impftermine bekommen.“ An den Gymnasien seien viele Lehrerinnen und Lehrer sehr überrascht gewesen, „dass die Terminvergabe nun doch sehr zeitnah erfolgte und die Termine tatsächlich im vom Ministerium genannten Zeitfenster bis 15. Mai liegen“, sagt auch die Landesvorsitzende des Philologenverbands, Cornelia Schwartz.

Allerdings habe es zeitweise Schwierigkeiten gegeben bei Lehrkräften, die in Rheinland-Pfalz arbeiteten und ihren Wohnort im Saarland oder in Nordrhein-Westfalen hätten, sagt Schwartz. Und: Andere Bundesländer wie die Nachbarn Hessen und Baden-Württemberg seien beim Impfen der Lehrkräfte sehr viel schneller gewesen.

Hessen

In Hessen (rund 6,3 Millionen Einwohner) sind die Prio-Gruppen 1 bis 3 aufgerufen. Wer unter 60 ist und in keine der Gruppen fällt, kann sich trotzdem schon impfen lassen - mit Astrazeneca. Vor allem in Praxen, da der Bund diesen Impfstoff vornehmlich den Hausärzten zur Verfügung stellt.

Alle Menschen aus den Prio-Gruppen 1 und 2, die sich bisher registriert haben, haben laut Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) inzwischen ihre Termine bekommen. Bis Ende Mai sollen sie alle zum ersten Mal geimpft sein.

Hessen war lange Schlusslicht der Bundesländer beim Impfen, auch weil Dosen für die Zweitimpfung aufgehoben wurden. Inzwischen holt das Bundesland zwar auf, liegt aber mit 25,4 Prozent (Freitag) bei den Erstimpfungen noch immer unter dem Bundesdurchschnitt (26,9 Prozent). In der Frankfurter Festhalle werden derzeit aber Tausende der Prio-Gruppen 1 bis 3 mit Astrazeneca geimpft. Die Impfzentren vergeben zudem bereits reihenweise Termine für Angehörige aus Gruppe 3. Beim Anteil der Zweitimpfungen liegt Hessen mit 7,7 Prozent zudem genau im Durchschnitt der Bundesländer.

Saarland

Im Saarland (knapp eine Million Einwohner) hängt beim Impfen viel vom Zufallsgenerator ab. Denn in regelmäßigen Abständen bestimmt er die Reihenfolge von Terminen, die auf einer Impfliste eingegangen sind. Daher spielt es auch keine Rolle, ob man sich bei der Öffnung einer Liste oder einer neuen Prio schnell oder entspannt anmeldet. Fix dagegen sollte man sein, wenn man in den Genuss von Last-Minute-Terminen kommen möchte. Diese sind seit Donnerstag über eine Nachrücker-Börse zu bekommen, für Termine, die kurzfristig abgesagt worden sind. Bei der Quote der Erstimpfungen ist das kleine Saarland bundesweit seit Wochen ganz vorne (Freitag: 29,8 Prozent) - und auch bei den Zweitimpfungen in der Spitzengruppe (8,6 Prozent).

Eines der vier Impfzentren wird von der Bundeswehr auf dem Gelände einer Kaserne in Lebach betrieben. Das Besondere: Es ist rund um die Uhr in Betrieb - auch um 1 Uhr oder 4 Uhr morgens wird geimpft. In den Impfzentren wird künftig nur noch der Impfstoff von Biontech und Moderna geimpft, Astrazeneca ist den Arztpraxen vorbehalten - auch, weil es einen höheren Beratungsbedarf gebe, heißt es vom Gesundheitsministerium.

Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg (etwa 11,1 Millionen Einwohner) öffnet an diesem Montag erst die Vergabe von Impfterminen für alle Menschen mit Vorerkrankungen aus der Gruppe 3. Impfberechtigt sind dann auch jeweils bis zu zwei Kontaktpersonen von Menschen, die wegen einer dieser Erkrankungen oder aufgrund des Alters von über 60 Jahren pflegebedürftig sind. „Noch etwas gedulden müssen sich die Beschäftigten von Berufsgruppen aus der dritten Priorität. Mit der Öffnung dieser Stufe wird, abhängig von den Impfstofflieferungen, etwa Mitte Mai gerechnet“, sagte Sozialminister Manne Lucha (Grüne).

Mit dem weiteren Öffnungsschritt würden rund 1,5 Millionen weitere Menschen impfberechtigt. „Wenn andere Bundesländer die Priorisierung aufheben, heißt das nicht, dass alle Berechtigten schnell einen Termin bekommen. Es bewerben sich schlicht und einfach noch viel mehr Menschen um dieselbe Anzahl an Impfterminen.“ Im Ranking der Bundesländer liegt es sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitimpfungen leicht unter dem Bundesdurchschnitt: mit 26,2 Prozent (minus 0,7 Punkte) und 7,4 (minus 0,3 Punkte).

Nordrhein-Westfalen

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (rund 17,9 Millionen Einwohner) können seit dem 23. April Menschen, die 70 Jahre alt sind, einen Termin buchen. Davor waren es die über 70-Jährigen. Ab dem 30. April ist eine Terminbuchung für chronisch Erkrankte der Priorität 2 auch in den Impfzentren möglich, bislang nur bei Hausärzten. Die Priorisierung für Astrazeneca bei Hausärzten wurde wie in Rheinland-Pfalz nicht aufgehoben. Sie dürfen aber Restdosen „niedrigschwellig“ vergeben. Die Gruppe Prio 3 soll sich erst ab Mai melden dürfen. Das voraussichtliche Ende der Impfpriorisierung im Juni ermögliche, zuvor noch Berufsgruppen mit hohen Risiken zu schützen, hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU)) gesagt.

Beim Anteil der Erstimpfung kommt NRW im Vergleich der fünf Bundesländer mit 28,1 Prozent aber gleich nach dem Saarland auf Platz zwei. Es rangiert damit auch über dem Bundesdurchschnitt von 26,9 Prozent. Dafür liegt es bei den Zweitimpfungen mit 0,3 Prozentpunkten unter dem Mittelwert aller Bundesländer auf gleichem Niveau wie Baden-Württemberg.

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