Rheinland-Pfalz Hartelt neuer Bauernpräsident

BAD DÜRKHEIM (rö). 24 Jahre lang stand er an der Spitze des Bauern- und Winzerverbandes (BWV) Rheinland-Pfalz Süd, gestern gab er das Präsidentenamt an einen Jüngeren ab: Aus Altersgründen hat Norbert Schindler (wie bereits am Samstag berichtet) bei den Vorstandsneuwahlen nicht mehr dafür kandidiert. Die Delegierten bestimmten gestern bei ihrer Tagung in Bad Dürkheim den Nordpfälzer Eberhard Hartelt zu seinem Nachfolger.

Der 55-jährige Landwirt aus Göllheim (Donnersbergkreis) setzte sich klar durch gegen seinen einzigen Gegenkandidaten, den rheinhessischen Weinbaupräsidenten Ingo Steitz (Badenheim). Das mit Spannung erwartete Abstimmungsergebnis lautete 124:78 für Hartelt. Unter den 202 gültigen Stimmen war eine Enthaltung. Steitz wurde dann allerdings mit 196 Ja-Stimmen in seinem seit dem Jahr 1992 bekleideten Amt als Erster Vizepräsident bestätigt. Neu in den Kreis der drei Vizepräsidenten – zu dem Hartelt seit 2010 gehörte – aufgestiegen sind die Pfälzer Reinhold Hörner (Hochstadt) und Johannes Zehfuß (Böhl-Iggelheim). Sie hatten bislang schon als Kreisvorsitzende dem Verbandsrat angehört. Außer dem bisherigen Vize-Posten von Hartelt war auch jener frisch zu besetzen, den zwölf Jahre lang der nun 66-jährige Ludwig von Heyl (Bobenheim-Roxheim) innegehabt hatte. Wie der 64 Jahre alte Bobenheimer Schindler hatte auch er sich des Alters wegen nicht mehr zur Wahl gestellt. Es sei „schon etwas Wehmut“ dabei, bekannte Schindler. In seiner Abschiedsrede, nach der ihm stehend Beifall gezollt wurde, erinnerte er an zahlreiche Themen und Probleme, denen Bauern und Winzer sich im zurückliegenden Vierteljahrhundert stellen mussten. Und daran, was man alles für den Berufsstand bewegen konnte. Er zeigte sich dabei sehr dankbar für die „massive Unterstützung“ und die „geschlossene Mannschaft“ hinter ihm, ohne die das erfolgreiche Wirken nicht möglich gewesen wäre. Hervor hob er dabei insbesondere BWV-Hauptgeschäftsführer Franz Schatt, der Ende dieses Jahres in Ruhestand geht. Schindler versicherte den Verbandsmitgliedern, dass sie „nach wie vor auf seinen Fach- und Sachverstand zählen können“. Für den Berufsstand weiter einsetzen will er sich unter anderem als Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und bis Sommer nächsten Jahres auch noch als Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes. Dass Schindler ein „guter Ratgeber in vielen Fragen ist“, bescheinigte ihm gestern auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), der den CDU-Bundestagsabgeordneten schon lange von der politischen Arbeit her kennt. Hartelt sagte nach seiner Wahl, dass er das Abstimmungsergebnis zugleich als Herausforderung und Verpflichtung ansehe. In seiner Vorstellungsrede hatte der Landbautechniker, der in Göllheim einer Ackerbaubetrieb hat, unter anderem herausgestellt, wie wichtig für ihn die Einheit des Berufsstandes ist. Dieser dürfe sich „nicht in Branchen auseinanderdividieren lassen“. Eine der Hauptaufgaben sieht Hartelt darin, sich gegen eine „schleichende Entmündigung“ des Berufsstandes zu wehren, die es durch einen Wandel zu einer „Verbots- und Gebotskultur“ gebe. Entgegenzuwirken gilt es für ihn auch dem „erschreckenden“ Mangel an Wissen über die Landwirtschaft und deren Leistungen. Zudem tritt er für eine „neue Kultur des Diskutierens und Zusammenwirkens“, auch mit den Naturschutzverbänden, ein. Die erste Amtshandlung des neugekürten Bauernpräsidenten war, seinem Vorgänger mit einer besonderen Anerkennung Dank zu sagen: Schindler wurde für seine „herausragenden Leistungen“ und sein Engagement für den bäuerlichen Berufsstand zum Ehrenpräsidenten des BWV Rheinland-Pfalz Süd ernannt. Zur aktuellen Agrarpolitik verabschiedeten die Delegierten zwei Resolutionen. Damit werden zum einen die Verantwortlichen auf EU- und Bundesebene aufgefordert, die vielen offenen Detailfragen zur anstehenden GAP-Reform endlich zu klären und diese Reform „so praxisorientiert wie möglich umzusetzen“. Ebenso wird bezüglich des neuen „Autorisierungssystems“ im Weinbau, bei dem es um Neu- und Wiederbepflanzungen von Rebflächen geht, von der EU-Kommission eine möglichst einfache und praxisgerechte Ausgestaltung verlangt.

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