Rheinland-Pfalz Harte Zeiten für Meister Lampe

Gensingen (kth). Osterzeit ist Hasenzeit. Überall wimmelt es dieser Tage nur so vor Langohren aus Schokolade, Hefeteig, Plastik oder Porzellan. Oft lächeln sie munter vor sich hin – die Stimmung ist gut im Osterhasenlager. Doch in der Realität sieht es anders aus. Die Lage ist ernst, mahnt der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz. Denn die Anzahl der echten Hasen in Rheinland-Pfalz ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken.

Es sind schwere Zeiten für Lepus europaeus, den Feldhasen. Zumindest in Rheinland-Pfalz. Der Landesjagdverband schlägt daher nun Alarm. „Es ist auffällig, dass die Anzahl der Feldhasen in Rheinland-Pfalz rückgängig ist“, sagt Pressesprecher Günther Klein. Und das, obwohl der Hase doch als Fruchtbarkeitssymbol gilt. Nach Zahlenbelegen muss Günther Klein nicht lange suchen. Beispiel Osthofen bei Worms. „Das ist das stärkste Hasengebiet in Rheinland-Pfalz“, berichtet er. „2012 gab es da noch knapp 90 Hasen pro 100 Hektar Fläche. 2013 waren es nur noch knapp 70 Hasen.“ Osthofen sei kein Einzelfall. „Im Grund lässt sich dieser Trend in ganz Rheinland-Pfalz nachvollziehen“, sagt Klein. Schuld am starken Bestandsrückgang speziell im vergangenen Jahr ist vor allen Dingen das Wetter. 2013 machte die kalte und feuchte Witterung es dem Hasennachwuchs schwer. In diesem Jahr sieht es da schon besser aus für Meister Lampe und seine Kinder. Doch das Wetter ist nicht der einzige Grund für den besorgniserregenden Trend. Doch der Mensch und seine Art der Landwirtschaft nehmen dem Hasen den Lebensraum. Unter schweren Traktoren finden junge Hasen regelmäßig den Tod, weil sie nicht flüchten, sondern in eine Grube geduckt darauf warten, dass die Gefahr vorüberzieht. Überleben die Hasen, finden sie oft nur großflächig angebaute Monokulturen wie Mais vor. Doch „eine artenarme Umgebung ist für die Hasen nicht gut“, erklärt Klein. Der Hase benötige Brachflächen, Felder, auf denen er Deckung findet. Und er brauche Nahrung, vorzugsweise Gräser und Wildkräuter, die sogenannte „Hasenapotheke“. Obendrein machen Füchse, Dachse, Marder oder Waschbären es dem Hasen schwer. Weil die Rückzugsflächen weniger und kleiner werden, haben die Räuber noch leichteres Spiel als früher. Gebe es neben einer großen Fläche voller Monokulturen nur eine einzige Fläche mit Wildpflanzen für die Hasen, sei klar, wo sich die Langohren aufhielten – auch für die Räuber. „Der Fuchs ist ja auch nicht blöd“, so Klein. Will man dem Hasen dauerhaft helfen, muss man zu einem „Maßnahmenmix“ greifen, glaubt Klein. „Wenn man nur an einem Ventil dreht, bringt das nichts.“ Der Verband appelliere daher an Politiker und Landwirte, für mehr Brachflächen zu sorgen. „Lebensraum muss so gestaltet sein, dass er auch Leben beinhaltet“, fordert Klein. Mit Landwirten habe der Verband bereits Kontakt aufgenommen, damit diese ihre Wiesen später mähen und auch die schweren Geräte erst später einsetzen. Das schont zumindest die Jungen. Die Zusammenarbeit mit einigen Landwirten funktioniere bereits gut. Aber „sie müsste besser werden“, findet Klein. Laut Klein werden auch die Jäger selbst aktiv. Sie wollen durch entsprechende Fallen gezielt Fressfeinde fangen und erlegen. Den jungen Hasen wird eine solche Fangjagd aktuell aber noch nicht nutzen. Schließlich ziehen auch Räuber wie Dachs, Waschbär oder Fuchs im Frühjahr ihren Nachwuchs auf und haben daher derzeit Schonzeit. „Es wäre fatal, wenn man zum Beispiel einen erwachsenen Fuchs aus der Population nehmen würde“, sagt Klein. Die Jäger könnten erst wieder im Herbst und Winter versuchen, die Populationen der Räuber zu verkleinern, so dass ein Gleichgewicht entstehe. Immerhin: Die Flinte muss der Feldhase hierzulande nicht fürchten. „Hasen dürfen bejagt werden“, sagt Klein. „Aber die Jäger verzichten darauf.“

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