Corona-Studie Gesundheitsgefahr: Jeder vierte Arzttermin wegen Pandemie verschoben oder abgesagt

Die Unimedizin Mainz stellt Zwischenergebnisse einer Corona-Studie vor: Sie soll eine der größten Bevölkerungsstudien der Pandem
Die Unimedizin Mainz stellt Zwischenergebnisse einer Corona-Studie vor: Sie soll eine der größten Bevölkerungsstudien der Pandemieforschung in Deutschland sein.

Einer Studie der Universitätsmedizin Mainz zufolge birgt die Pandemie negative Spätfolgen für die allgemeine Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Jeder vierte Arzttermin der rund 5500 Probanden wurde abgesagt oder verschoben. Am Uniklinikum gab es im Januar rund ein Drittel weniger Herzuntersuchungen als im Vorjahr. Darüber informierten Wissenschaftler am Freitag in Mainz. Erstaunliches berichteten sie darüber, wie viele sich traurig fühlen.

Die im Oktober gestartete Gutenberg- Covid-19 Studie ist nach Angaben des Forscherteams eine der größten Bevölkerungsstudien in Deutschland im Bereich der Pandemieforschung. Sie ist Teil der seit 13 Jahren laufenden allgemeinen Gutenberg-Gesundheitsstudie, die rund 10.000 Testpersonen aus Rheinhessen umfasst.

Die Zwischenergebnisse der interdisziplinären Covid-Untersuchung basieren auf etwas mehr als der Hälfte jener bekannten Studienteilnehmer im Alter von 44 bis 84 Jahren. Für diese Altersgruppe ist die Studie laut Sprecher Philipp Wild, Leiter Präventive Kardiologie und Medizinische Prävention, repräsentativ.

Pro Hygieneregeln, aber hält sich jeder dran?

Die ersten Ergebnisse zeigen demnach, dass in den letzten vier Monaten die Impfbereitschaft deutlich zugenommen hat: Etwa 85 Prozent der Personen wollten sich wahrscheinlich impfen lassen. Eine breite Mehrheit ist mit den Hygieneregeln zur Bekämpfung des Virus einverstanden (über 90 Prozent). Wenngleich sich nicht alle daran halten. „Bei den AHA-Regeln besteht Optimierungspotenzial“, so Wild. Zugleich hob er die besondere Bedeutung von Corona-Tests hervor.

Finanziell habe sich die Pandemie weniger stark auf die Menschen ausgewirkt als angenommen. Das Nettoeinkommen ist demnach bei lediglich zehn Prozent der Personen gesunken, bei jeder 14. Person sogar gestiegen; bei der Mehrheit sei alles beim Alten geblieben – jüngere Menschen sind jedoch (noch) nicht Teil der Studie.

„Die sterben dann zu Hause“

In der allgemeinen Gesundheitsversorgung sei womöglich mit negativen Spätfolgen zu rechnen. Bei jedem Vierten, der während der Pandemie einen Untersuchungs- oder Behandlungstermin hatte, sei dieser abgesagt oder verschoben worden. Vor allem Herzkranke bekämen das zu spüren. „Die sterben dann zu Hause“, so Kardiologe Thomas Münzel. Zumal Covid-19 vermehrt zu Langzeitschäden nicht nur in der Lunge, sondern auch am Herzen führen könne.

Rund 70 Prozent der Studienteilnehmer gab an, sie fühlten sich jetzt seelisch weniger gut, 16 Prozent sogar schlecht. Ängstlich oder traurig aber fühlten sich die wenigsten. Laut Studie seien diese Gefühle im Schnitt auf „recht niedrigem“ Niveau – Einzelfälle ausgenommen.

Forscher warnen Politik

Die Wissenschaftler mahnten gerade auch mit Blick auf die Forschungsleistungen des Impfstoffentwicklers Biontech, einer Ausgründung aus der Mainzer Universität, Gelder für Grundlagenforschung weder auf Landes- noch auf Bundesebene zu kürzen. „Das wäre ein völlig falsches Signal“, sagte Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg Universität Mainz.

Studienergebnisse

https://www.unimedizin-mainz.de/gcs/uebersicht.html

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