Rheinland-Pfalz „Gemeindeschwestern“-Bilanz: Männer lassen sich nur selten helfen

Für viele Senioren sind sie eine Hilfe im Alltag: Gemeindeschwestern.
Für viele Senioren sind sie eine Hilfe im Alltag: Gemeindeschwestern.

Auch die Rheinland-Pfälzer werden immer älter. Viele Senioren leben allein, fühlen sich einsam. Dem will die Landesregierung entgegensteuern. Deshalb wurde schon vor Jahren das Projekt „Gemeindeschwestern plus“ ins Leben gerufen. Ein Erfolg? Fazit: Da ist noch Luft nach oben.

Einkaufen gehen, Rezepte abholen, den Hausarzt aufsuchen, im Park spazieren – das sind alles Dinge, die für viele Menschen selbstverständlich sind. Dabei gibt es viele Bürger, die das nicht mehr können oder nicht mehr wollen. Zahlreiche Senioren, die über 80 Jahre alt sind, benötigen Hilfe und auch den Antrieb, um am täglichen sozialen Leben weiterhin teilnehmen zu können. Damit das besser funktioniert, hat die Landesregierung bereits 2015 das Angebot „Gemeindeschwestern plus“ aufgelegt. „Es wird sehr stark angenommen“, sagte Alexander Schweitzer (SPD), Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung, am Montag in Mainz.

Die 60 Fachkräfte, die in Rheinland-Pfalz eingesetzt werden und sich um Senioren kümmern, haben alle Hände voll zu tun. Bis zu 350 Personen– vor allem alleinstehende – werden jeweils von einer Gemeindeschwester betreut. Die Fachkräfte kümmern sich unter anderem um eine pflegerische Versorgung, den Einkauf und Arztfahrten. Zudem helfen sie beim Ausfüllen von Formularen oder dienen einfach als Gesprächspartner. „Für viele ist allein eine Wohnung im fünften Stock ohne Aufzug ein Problem. Sie Leben isoliert und einsam“, so Gemeindeschwester Petra Studt. Älteren Menschen müsse mehr zugehört werden.

Auch männliche Kümmerer

Das bedürfe allerdings viel Zeit und noch mehr Gemeindeschwestern. Denn die Nachfrage sei hoch. „Und deswegen benötigen wir noch mehr“, so Schweitzer. Der Minister erwartet, dass sich die Anzahl der Fachkräfte bis 2026 auf 90 erhöht. Kein Wunder. Noch immer gibt es auf der „Gemeindeschwestern-Landkarte“ weiße Flecken. Diese sollen bis zum Ende der Wahlperiode, also 2026, verschwunden sein.

Den Anfang machen in diesem Jahr unter anderem Frankenthal und der Rhein-Pfalz-Kreis. Dort gab es bisher noch keine Fachkräfte. Wie viele dort arbeiten werden, ist nicht bekannt. Klar ist indes, dass das Projekt bisher nur einen kleinen Teil der älteren Menschen erreicht. Ein Beispiel dafür gibt Studt selbst. Sie erreiche mit dem Projekt 325 Personen in einem Einzugsgebiet, in dem 3800 Menschen leben, die über 80 Jahre alt sind. Ein Indiz dafür, dass der Bedarf an weiteren Fachkräften nicht gedeckt sei.

Ein weiteres Problem ist die Vielzahl an männlichen Senioren und Menschen mit Migrationshintergrund, die das Angebot kaum wahrnehmen. Mit geeigneten Angeboten und Muttersprachlern unter den Fachkräften soll sich das ändern. „Für Herren wäre wohl eher ein Stammtisch interessanter als ein Cafétisch“, sagte der Schweitzer. Vielleicht kümmern sich auch deshalb mittlerweile nicht nur Damen um Senioren. Seit diesem Jahr gibt es auch zwei männliche Pfleger – davon einer aus Zweibrücken –, die ältere Menschen im Alltag unterstützen.

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