Langzeitfolgen Frauen von Long Covid stärker betroffen als Männer

Müdigkeit und Abgeschlagenheit gehören zu den häufigsten Long-Covid-Symptomen.
Müdigkeit und Abgeschlagenheit gehören zu den häufigsten Long-Covid-Symptomen.

Eine Studie der Unimedizin Mainz zeigt, dass viele Menschen unter den Langzeitfolgen einer Corona-Infektion leiden. Doch werden auch Menschen von derartigen Symptomen geplagt, die überhaupt nicht infiziert waren.

Das neuartige Coronavirus sei ein Chamäleon, sagte Ulrich Förstermann, der Wissenschaftliche Vorstand der Unimedizin Mainz, am Montagmittag bei einer Pressekonferenz: Es könne eine tödliche Infektion verursachen, aber auch zu einem asymptomatischen Verlauf führen. Und es könne unabhängig von der Schwere des Krankheitsverlaufs zu Dauersymptomen führen. Unter anderem diesen Langzeitfolgen, auch Long Covid genannt, widmet sich die Gutenberg Covid-19 Studie.

Long Covid kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO könne mehr als 60 unterschiedliche Symptome darunter fallen. Zu den wichtigsten zählen Abgeschlagenheit und Müdigkeit, Geschmacks- und Geruchsstörungen, Gedächtnisprobleme, Kurzatmigkeit und Atemnot sowie Schlafstörungen.

Auch unwissentlich Infizierte erfasst

Der Epidemiologe Philipp Wild, Leiter der Mainzer Studie, erläuterte, dass 40 Prozent der mit Corona Infizierten auch noch sechs Monate nach der Infektion von Long-Covid-Symptomen berichteten. Dabei machte es keinen Unterschied, ob sie von ihrer Infektion wussten oder nicht. In der Mainzer Studie, die rund 10.000 (überwiegend nicht infizierte) Personen umfasst, wurden unwissentliche Infektionen mit Antikörper-Tests nachgewiesen.

Bei den Frauen spürten 45,8 Prozent Spätfolgen der Infektion, bei den Männern waren es lediglich 34,6 Prozent. Was die Ursache für diesen Unterschied ist, können die Wissenschaftler bisher nicht erklären. Das Alter der Betroffenen spielte demgegenüber kaum eine Rolle für das Long-Covid-Risiko. Die Altersspanne lag bei 25 bis 88 Jahren, über mögliche Langzeitfolgen bei Kindern und Jugendlichen gibt die Untersuchung also keine Auskunft.

Warnung vor falschen Schlussfolgerungen

Viele Beschwerden „klingen mit zunehmender Zeitdauer ab“, führte Wild aus, aber manche hätten langfristig mit den Problemen zu kämpfen. Von denjenigen, die eine Infektion mitgemacht haben, berichtete fast jeder Dritte, seine alte Leistungsfähigkeit nicht wieder erlangt zu haben. Knapp 15 Prozent fühlen sich in ihrem Alltag deswegen eingeschränkt.

Aber: Laut der Studie berichteten selbst Personen, die gar nicht mit Sars-CoV-2 infiziert waren, von long-covid-artigen Symptomen. Das sind in dieser Bevölkerungsgruppe etwas mehr als 40 Prozent. Für Studienleiter Wild zeigt dies, dass das Beschwerdemuster sehr unspezifisch und der Forschungsbedarf groß sei. Wild warnte ausdrücklich vor der Schlussfolgerung, dass es das Krankheitsbild Long Covid gar nicht gebe. Es wurde darauf verwiesen, dass die Belastungen der Pandemie viele träfen.

Hilft Impfen gegen Long Covid?

Um mehr Erkenntnisse zu gewinnen, hat die Unimedizin am Montag eine neue Studie speziell zu Long Covid vorgestellt. Die Forscherinnen und Forscher suchen dabei auch nach Risikofaktoren für Langzeitfolgen. Die Unterschiede bei Frauen und Männern sollen ebenfalls in den Blick genommen werden. Die Wissenschaftler erhoffen sich zudem eine Antwort auf die Frage, ob Impfungen das Risiko reduzieren können. Mit ersten Ergebnissen dieser Gutenberg Long Covid Studie ist laut Wild im zweiten Quartal kommenden Jahres zu rechnen.

Die am Montag vorgestellte Covid-19-Studie der Universitätsmedizin Mainz basiert auf den Daten von 10.250 Menschen aus Mainz und dem Kreis Mainz-Bingen. Insgesamt waren das bis Juli 2021 rund 500 mit dem Coronavirus infizierte Menschen. Viele der 10.250 Menschen geben bereits seit 2007 – lange vor der Pandemie – regelmäßig Daten für eine umfassende Gesundheitsstudie ab. Die Datengrundlage beruhe auf einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe und bilde das gesamte Spektrum der von Sars-CoV-2-Infizierten ab, darunter auch die Menschen, die von ihrer Infektion gar nichts wussten, wie Wild sagte.

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