Rheinland-Pfalz Für Fans immer anspielbar

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(kad). Wenn Männer mit freiem Oberkörper zur Abkühlung mitten in der Stadt in einen Brunnen steigen und fröhlich Fußball-Hymnen skandieren, dann wissen deutsche, englische oder holländische Polizisten: Die sind harmlos. Südamerikanische Kräfte könnte solches Verhalten aber irritieren. Das ist ein Grund, warum Andreas Dawihl (38), Hauptkommissar des Polizeipräsidiums Mainz, gestern nach Brasilien geflogen ist.

Dawihl ist Mitglied des 14-köpfigen Teams Deutschland der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS). In Südamerika bleibt er so lange, wie sich die deutsche Fußballnationalmannschaft im Weltmeisterschaftsturnier halten kann. In Mainz leitet Dawihl die Abteilung der „Szenekundigen Beamten“. Sie sollen das Gefahrenpotenzial von Spielen des FSV Mainz 05 einschätzen. Dafür stecken sie manchmal auch Kritik ein: Als die Polizei am letzten Bundesligaspieltag der Saison – Mainz kämpfte um die Europa-League, Hamburg gegen den Abstieg – sichtbar Wasserwerfer positioniert hatte, empfanden das manche Fans als Beleidigung. Das Spiel der deutschen Elf gestern Abend in der Mainzer Coface-Arena hat Dawihl schon nicht mehr live mitgekriegt – da saß er schon im Flugzeug. Dass es unter den rund 8000 deutschen Fußballfans, die sich voraussichtlich auf den Weg nach Brasilien machen, gewaltbereite Zuschauer geben wird, zeichne sich im Vorfeld zwar nicht ab, aber es sei nicht ausgeschlossen. Das sagt Jan Schabacker, Pressesprecher der ZIS. Die hohen Kosten, die mit der Reise zur WM verbunden sind, bilden nicht nur für friedliche Anhänger der Nationalmannschaft von Jogi Löw eine Hürde. In Brasilien wird Andreas Dawihl zusammen mit den Fan-Polizisten der anderen Länder die einheimischen Sicherheitskräfte beraten. „Wir werben dabei auch um Verständnis für die Fans und ihre Kultur“, sagt der Mainzer: Dass singende Männer mit freien Oberkörpern in Europa als harmlos bekannt sind. Oder dass Fans, die auf den Zaun klettern, wenn ein Tor gefallen ist, sich einfach nur freuen und nichts Böses planen. Doch nicht nur die Beratung der Brasilianer und die gemeinsame Suche nach Lösungen in Konfliktfällen gehört zu Dawihls Arbeit. Er will als deutscher Polizist Ansprechpartner für deutsche Fans sein. Will vermitteln, wenn Kontakt zur DFB-Botschaft oder zur deutschen Botschaft gesucht wird. Seine Uniform nimmt Andreas Dawihl zwar mit, aber es ist nicht sicher, ob er sie tragen wird. Die Waffe bleibt auf jeden Fall zu Hause, denn hoheitliche Aufgaben übernimmt er nicht. „Auf jeden Fall werde ich als deutscher Polizist zu erkennen sein. Wenn ich nicht in Uniform bin, dann trage ich eine Weste mit der Aufschrift ’German Police’ und mit den Nationalfarben.“ In Brasilien war Dawihl noch nie. Zu seiner Vorbereitung gehört es deshalb, die Begrüßungs- und Höflichkeitsformen auf portugiesisch zu lernen. Die gemischten Polizeiteams vor Ort werden sich allerdings auf englisch verständigen. Schon bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren in Polen war Dawihl im Einsatz und bei Qualifikationsspielen in Brüssel und in Stockholm. Auf die erneute Zusammenarbeit mit Kollegen aus den anderen Ländern freue er sich am meisten, sagt der 38-Jährige. Und wie ist privat das Verhältnis zum Fußball? „Eine Grundaffinität ist dem nicht abträglich“, sagt der Hauptkommissar. Mit anderen Worten: Bevor ihn der Fußball beruflich einholte, war er privat regelmäßig im Stadion. Deshalb weiß er auch, wie sich Fans verhalten, wenn sie nur fröhlich sind und wie, wenn sie andere Absichten im Schilde führen.

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