Trier Fünf Tote in Trier: Eine mörderische Zickzack-Fahrt

Blaulicht und Absperrband: die Trierer Innenstadt nach der Todesfahrt. Auf einer Strecke von 700 bis 800 Metern war ein Mann mit
Blaulicht und Absperrband: die Trierer Innenstadt nach der Todesfahrt. Auf einer Strecke von 700 bis 800 Metern war ein Mann mit seinem Geländewagen durch die Fußgängerzone gerast.

Nur vier Minuten waren seit dem ersten Notruf vergangen, als Polizisten am Dienstag in Trier den Fahrer eines Geländewagens niederrangen. Doch da, berichten die Ermittler, war er bereits durch die Fußgängerzone gerast, hatte mehrere Menschen getötet. Die RHEINPFALZ kennt einen Augenzeugenbericht dazu, wie sich der 51-Jährige in den Sekunden vor seiner Festnahme verhielt.

Es ist kurz vor 14 Uhr, als der Mann neben einem von Zivilautos der Polizei eingekeilten Land Rover bäuchlings auf dem Asphalt liegt: Beamte haben den 51-Jährigen niedergerungen, drücken ihm ihre Knie auf den Rücken. Nur vier Minuten vorher, wird Landes-Innenminister Roger Lewentz (SPD) später sagen, war im Präsidium der erste Notruf eingegangen. Doch in der Zwischenzeit soll der Mann angerichtet haben, was Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) als das für seine Stadt schlimmste Ereignis seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet.

Unter den Opfern ist ein Baby

Demnach ist der 51-Jährige mit dem Geländewagen im Zickzack-Kurs durch die Fußgängerzone gerast: über die Brotstraße, den Hauptmarkt und die Simeonstraße, etwa 700 bis 800 Meter weit. Und dabei hat er Passanten erfasst: Fünf Menschen – eine 73-Jährige, ein 45-Jähriger, eine 52-Jährige, eine 25-Jährige sowie ein neuneinhalb Wochen altes Baby – sind deshalb tot, drei weitere gelten demnach als schwerst verletzt. Ob sie überleben, ist also ungewiss. Außerdem liegen fünf Opfer mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, sechs weitere sind als leicht verletzt erfasst.

Warum der 51-Jährige dieses Massaker angerichtet hat, wissen auch die Ermittler zunächst nicht. Ein Strafverfolger berichtet am Abend: Offenbar macht der Mann gerade eine Aussage. Aber was dabei herauskommt, ist noch unklar. Doch in etwa zeichnet sich schon ab, in welche Richtung die Behörden denken. Denn Hinweise auf ein politisches oder religiöses Motiv haben sie bei dem bislang wohl unbescholtenen Deutschen ohne Migrationshintergrund nicht entdeckt. Dafür wissen sie: Er stammt aus der Region, hatte zuletzt aber keine Wohnung und muss im Auto gehaust haben.

Ermittlungen wegen Mordes

Außerdem war er bei seiner Festnahme alkoholisiert, ein Atemtest ergab einen Wert von 1,4 Promille. Und: Auf einen Amtsarzt hat er ganz allgemein so gewirkt, als ob er psychisch nicht in Ordnung wäre. Weshalb die Justiz nun prüfen muss, ob er ins Gefängnis soll – oder doch in eine geschlossene Klinik. Einstweilen allerdings ist der 51-Jährige als mutmaßlicher Schwerverbrecher eingestuft. Der Trierer Chef-Staatsanwalt Peter Fritzen erläutert: Die Auto-Attacke kam für die Menschen in der Fußgängerzone völlig überraschend, der Täter ging also „heimtückisch“ vor.

Und wenn jemand ein Opfer so umgebracht hat, dann – so steht es im Gesetz – war diese Tat kein Totschlag, sondern ein mit „lebenslänglich“ zu bestrafender Mord. Um davon zu sprechen, gibt es bei der Trierer Todesfahrt aber noch einen zweiten Grund: Der Täter hat seinen Land Rover wie eine besonders gefährliche Waffe eingesetzt. Als deshalb bei der Polizei die Notrufe eingingen, rückten Hunderte Einsatzkräfte aus. Alarmiert wurden zum Beispiel die Spezialeinheiten der Polizei, die besonders gut für Kämpfe gegen Terroristen oder Amokläufer gerüstet sind.

Auto auf Bombe untersucht

Und aus Mainz kamen später die Sprengstoff-Spezialisten des Landeskriminalamts: Sie überprüften sicherheitshalber, ob im Geländewagen noch eine Bombe versteckt ist. Doch gefasst hatten den Mann zuvor Beamte, die ohnehin in Trier ihren Dienst verrichten. Und angehalten hatte er zuvor schon von selbst. Beobachtet hatte ihn dann ein Augenzeuge, der noch gar nicht mitbekommen hatte, was gerade passiert war. Also dachte sich dieser Passant angesichts des zerbeulten Geländewagens zunächst nur: Da muss jemand soeben einen Unfall gehabt haben.

Umso mehr wunderte sich der Beobachter dann darüber, dass der Fahrer diese Schäden gar nicht inspizierte. Stattdessen habe der 51-Jährige – scheinbar seelenruhig – eine Zigarette geraucht. Bis die Beamten herbeieilten und ihn auf den Asphalt zwangen.

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