Rheinland-Pfalz Ermittlungen gegen Nürburgring-Partner eingestellt

(kad). Der frühere Pächter des Nürburgrings, Kai Richter, muss keine strafrechtlichen Folgen aus seinem Engagement an der Rennstrecke fürchten. Gestern teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz mit, das Ermittlungsverfahren gegen den Düsseldorfer Geschäftsmann sei eingestellt worden.

KOBLENZ/NÜRBURG Viereinhalb Jahre sind die Strafverfolger Hinweisen nachgegangen, aber nichts erhärtete die Verdachtsmomente des Betrugs oder der Untreue. Damit bleibt Richter in der Nürburgring-Geschichte als Geschäftsmann in Erinnerung, der zwar geschickt mit Landesgeld ein privates Projekt finanzierte und politische Erschütterungen auslöste, aber selbst sauber blieb. Ex-Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) und Vertreter der landeseigenen Förderbank ISB wurden dagegen im Zusammenhang mit der Ausgabe von 85,5 Millionen Euro stillen Beteiligungen an Richter in den Jahren 2008 und 2009 im Frühjahr 2014 vom Landgericht Koblenz wegen Untreue und Beihilfe zur Untreue verurteilt. Deubel, dem weitere Tatbestände zur Last gelegt werden, wehrt sich dagegen vor dem Bundesgerichtshof. Im Herbst 2007 wurde der heute 47-jährige Kai Richter von der Nürburgring GmbH als privater Investor vorgestellt. Das vom Lindner-Konzern betriebene Vier-Sterne-Hotel, das Gastronomiedorf „Grüne Hölle“ und der Ferienpark im nahe gelegenen Drees wurden in seiner Verantwortung errichtet. Richter schaffte es, bis zur geplanten Eröffnung des neu konzipierten Nürburgrings als Geschäfts- und Freizeitpark im Juli 2009 seine Projekte fertigzustellen – anders als die von der Landesgesellschaft Nürburgring GmbH verantworteten Bauten, etwa dem Freizeitpark samt Achterbahn. Dass Richters Projekte mit 85,5 Millionen Euro aus der landeseigenen ISB finanziert wurden, erfuhr die Öffentlichkeit im gesamten Ausmaß erst im Sommer 2009. Noch später stellte der Rechnungshof fest, dass bei der Weiterleitung des Geldes innerhalb der Gesellschaften, die Richter gehörten, 28.000 Euro hängengeblieben waren. Die Staatsanwaltschaft sieht darin aber keine strafbare Handlung Richters, weil es sich um eine „Überzahlung“ gehandelt habe, um Geld, das Richter nicht beantragt hatte. Nicht bestätigt hat sich auch ein Verdacht, wonach im Feriendorf nur 98 statt der abgerechneten 100 Ferienhäuser errichtet wurden. Das stimme zwar, aber zwei Häuser seien als Kinderspielhäuser errichtet worden. Auch ein weiterer Verdacht zerschlug sich: Richters Firma habe überhöhte Werklöhne mit Gesellschaften geschlossen, an denen er selbst beteiligt war. Sie lagen zwar nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft deutlich höher als ein späteres Gutachten nahelegte, aber die hohen Werklohnkosten seien mit nachvollziehbaren Rechnungen an Subunternehmer belegt worden. Nach dem Scheitern der Privatfinanzierung wurde Richter zusammen mit dem Hotelier Jörg Lindner Pächter des Nürburgrings. Nach anfänglich euphorischen Mitteilungen blieben die vereinbarten Pachtzahlungen an die Landesgesellschaft Nürburgring GmbH kurz nach der Landtagswahl 2011 aus. Dies verschärfte die ohnehin schwierige finanzielle Situation des Nürburgrings. Weil die EU nicht erlaubte, zu den ohnehin geflossenen 500 Millionen Euro weiteres Steuergeld in die Rennstrecke zu pumpen, meldete der Ring im Sommer 2012 Insolvenz an. Nach zähem Ringen gelang es den Insolvenzverwaltern, den Pachtvertrag mit Lindner und Richter zu lösen.

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