Landau/Neustadt Digitaler Wandel: Rolle des Journalismus wird bei Medientagen diskutiert
In seiner Eröffnungsrede betonte Christoph Picker von der Evangelischen Akademie der Pfalz, dass man die Tagung mit Merz' Zitat bewusst reißerisch betitelt habe. „Der Aufschrei in der Medienbranche war sehr hörbar“, so Picker.
Christoph Neuberger ist Direktor des Weizenbaum-Instituts der Freien Universität Berlin. Vor etwa 60 Zuhörern im Landauer Butenschoen-Haus erklärt er, was der digitale Wandel für den modernen Journalismus und die Gesellschaft bedeutet. Früher habe es lediglich die klassischen Medien - Fernsehen, Radio und Zeitung - gegeben, das Publikum sei weitgehend isoliert und passiv gewesen. Das habe sich durch die digitale Öffentlichkeit geändert, sagt Neuberger. „Man kann das als Emanzipation des Publikums bezeichnen“, führt er aus.
Moderieren und vermitteln
Das bedeutet, dass beispielsweise durch Soziale Medien ein direkter Meinungsaustausch möglich ist. „Diese Beteiligung betrifft nicht nur Bürger, sondern auch Akteure aus Politik und Wirtschaft“, erklärt er. Dadurch könnten Redaktionen übergangen werden. Neubergers Ansicht nach muss der Journalismus in einer digitalen Öffentlichkeit seine Vermittlungsrolle neu bestimmen.
„Das Bereitstellen von geprüftem Wissen ist weiterhin die Kernaufgabe der Medien“, so der Universitätsprofessor. Allerdings sei es auch bedeutend, Diskussionen über schwierige Themen zu moderieren. Neuberger: „Es kommt teils zu einer Verrohung der Sprache. Die Redebereitschaft wird etwa durch Hassrede beeinflusst.“ Man brauche die Medien also, um die Informations- und Diskursqualität hochzuhalten, um unterschiedliche Meinungen abzubilden. Am Donnerstag werden die Medientage fortgesetzt, unter anderem mit Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) und Julian Lange, Regierungssprecher des Saarlandes.