Rheinland-Pfalz „Dass es funktioniert, war ein gutes Gefühl“

Hans-Jürgen Seimetz
Hans-Jürgen Seimetz

«Neustadt.» In einer Januarnacht 2011 war es soweit: Die Schleuse am Rhein bei Ingelheim wurde geöffnet, über 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser flossen in den neuen Polder ab, die Hochwassergefahr war gebannt. Ein schöner Tag für Hans-Jürgen Seimetz, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd mit Sitz in Neustadt. Acht von zehn solcher Polder wurden in seiner Amtszeit gebaut, der Hochwasserschutz entlang des Rheins war ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit – wie zuletzt Konzepte wegen der Starkregen-Schäden. Am Montag wird Seimetz verabschiedet – offiziell geht der 65-Jährige zum 1. Januar 2019 in den Ruhestand. Ein Stehempfang mit Sekt, also ein eher bescheidener Rahmen, war angesagt, als Seimetz im September 2007 in das Amt eingeführt wurde; und so wird es auch am Montag sein. Zur SGD war er fünf Monate zuvor zurückgekommen, als Abteilungsleiter Raumordnung, Naturschutz, Bauwesen. Zurückgekommen deshalb, weil der gebürtige Trierer nach dem Studium und zwei Jahren wissenschaftlicher Arbeit 1985 beim SGD-Vorgänger, der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz, sein erstes Amt im öffentlichen Dienst angetreten hatte. Dabei wurde die Raumordnung ein Schwerpunkt des promovierten Geografen. Mit ein Grund dafür, dass Seimetz 2001 wechselte und Leitender Direktor des Raumordnungsverbands Rhein-Neckar wurde. Sein Plan, Chef des neuen Verbands Region Rhein-Neckar (Metropolregion) zu werden, scheiterte indes: Wegen der politischen Mehrheiten im Verband wurde dem SPD-Mann Seimetz der CDU-Mann Stefan Dallinger vor die Nase gesetzt. Dafür öffnete sich kurz nach der Rückkehr nach Neustadt eine andere Tür: Im Mai 2007 wurde er von Ministerpräsident Kurt Beck gefragt, ob er Nachfolger von SGD-Präsident Klaus Weichel werden wolle, dem künftigen SPD-Oberbürgermeister von Kaiserslautern. „Dass es funktioniert, war ein gutes Gefühl“, erinnert sich Seimetz an die Flutung bei Ingelheim. Es sollte nicht das Einzige bleiben: Ebenso froh ist er über das Siedlungsflächen-Management, das in seiner Amtszeit entwickelt wurde und unter „Raum plus“ firmiert. „Innen vor außen“ lautet das Schlagwort, das zwischenzeitlich alle Kommunen im Süden des Landes verinnerlicht haben. Überall wird bei Baugebieten darauf geschaut, dass möglichst wenig neue Flächen verbraucht werden. „Die Debatte darüber ist leichter geworden“, meint der scheidende SGD-Präsident und erinnert damit indirekt an Auseinandersetzungen in früheren Jahren, als viele Kommunen mit durchaus harten Bandagen kämpften. Altlastensanierung ist ein weiteres Stichwort. Ob in Ingelheim, Ludwigshafen, Bad Dürkheim: Ihm war es wichtig, zusammen mit den Partnern vor Ort aufzuräumen. Auch das gehöre zum Dienstleistungsauftrag seiner Behörde: „Etwas, das vor langer Zeit geschah, weil man es nicht besser wusste, gemeinsam zu beseitigen.“ Dankbar ist Seimetz für sein Team, auch wenn die Anzahl der Mitarbeiter im Lauf der Jahre weniger geworden ist. „Dafür gibt es immer mehr Arbeit“, stellt er kritisch fest. Bei seinem Amtsantritt zählte die SGD 580 Beschäftigte, heute sind es 525. „Das ist schon ordentlich, und es geht altersbedingt weiter nach unten, weil wir die Personalkosten weiter senken müssen.“ Zwar gebe es auch mal neue Stellen, auch wegen neuer Aufgaben wie bei der Wasserwirtschaft oder Gewerbeaufsicht, „aber nicht im notwendigen Maß“. Das Resultat: Auch die SGD müsse priorisieren und Abschied nehmen von „schönen Dingen wie der Beratung im Vorfeld von Genehmigungen“. Trotzdem sei die Arbeit solide. Als Beweis dafür dient dem Präsidenten, „dass unsere Genehmigungen in den meisten Fällen gerichtsfest sind“. Das sei für Unternehmen und Investoren wichtig. Eines hat Seimetz übrigens nie selbst erleben müssen: Probleme mit der Drehtür am SGD-Eingang, die vor allem 2006 für Schlagzeilen gesorgt hatte. Aber: „Es gab die tollsten Geschichten, was da schon passiert sei.“ Der Ruheständler Seimetz bleibt Neustadt treu, wo er seit 1985 lebt. Verfolgen wird er vermutlich auch, ob die jährlichen Weinkisten seines Amtsnachfolgers Hannes Kopf (SPD) ihr Ziel – die Neumayer-Station in der Antarktis – erreichen. Denn diese zu packen, „war immer ein tolles Event“.

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