Rheinland-Pfalz Außer Rand und Band

Treffen sich ein General, ein Grüner und ein Messdiener beim Innenminister – was anfängt wie ein schlechter Witz, ist eigentlich ein ganz guter – finden wir zumindest. Vor gut zwei Jahren stiftete Innenminister Roger Lewentz (SPD) einen Orden. Nein, keines dieser scharlachroten Malteserkreuze, das Lewentz sonst immer verdienten Rheinland-Pfälzern an die Brust heftet. Sondern: Einen Orden, der zumindest in Mainz noch eine echte Bedeutung hat. Einen richtigen Karnevalsorden. Nämlich den des Ministers. In Rot, Weiß, Blau und Gelb. Kardinal Lehmann war der erste, dem im Januar 2017 die närrische Ehre zuteil wurde. Mit einer Büttenrede zelebrierte der Minister die Verleihung damals. Doch was dann aus der Ordensidee wurde? Wir haben lange nichts mehr davon gehört. Eine Anfrage an das Mainzer Innenministerium ergab jetzt freilich: Nicht nur viele ehrenamtliche Fasnachter wurden in der Zwischenzeit vom Minister persönlich ausgezeichnet. Nein, auch Prominente waren wieder dabei. Natürlich allesamt Mitglieder eines Karnevalvereins: Bruno Most, Generalarzt bei der Bundeswehr, Grünen-Landesvorsitzender Josef Winkler und „Obermessdiener“ Andreas Schmitt, der nicht nur wegen seiner Bühnenfigur in der Mainzer Fassenacht dem Bistum Mainz verbunden ist. Denn im echten Leben arbeitet Schmitt beim Bischöflichen Ordinariat Mainz in der EDV-Abteilung. Soweit so gut. Doch eine Frage stellt sich: Wann findet endlich die Große Staatsprunksitzung des Landes Rheinland-Pfalz statt, auf die viele schon so lange warten? Roger Lewentz würde sich sicherlich fantastisch als Sitzungspräsident neben Ihrer Tollität Prinzessin Malu I. machen. Volker Wissings Büttenrede wäre mit Sicherheit auch der Kracher! Denn immerhin lautet die Inschrift des geprägten und mit Emaille ausgelegten Minister-Ordens: „Rheinland-Pfalz außer Rand und Band“. Doch seit vergangener Woche wissen wir: Lewentz hat für Staatsprunksitzungen wohl gar keine Zeit. Denn er hat schon den nächsten Orden aus dem Hut gezaubert: den Fasnachtsorden der rheinland-pfälzischen SPD. Denn Lewentz ist ja nicht nur Minister, sondern auch SPD-Landesvorsitzender. Bei der Premiere wurden gleich vier Auserwählte ausgezeichnet: Ministerpräsidentin Malu Dreyer, der Neuwieder SPD-Landtagsabgeordnete Fredi Winter sowie die Bürgerbeauftragte und ehemalige Landtagsabgeordnete Barbara Schleicher-Rothmund (SPD) und Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Man sieht schon, den SPD-Fasnachtsorden bekommen nur SPD-ler. Wie originell! Warum das so ist, begründet Lewentz so: Die SPD bringe „immer wieder grandiose Närrinnen und Narren mit viel Humor und Herzblut“ hervor. Eine Lachnummer? Nein keineswegs. Lewentz muss nur aufpassen, dass er sich jetzt nicht selbst versehentlich einen seiner Orden umhängt. Wen er wohl lieber hätte: den Fasnachtsorden des Ministers oder den der SPD?

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