Rheinland-pfalz Arbeiten in der Kita macht offenbar krank

Arbeit in der Kita bedeutet auch viel Stress.
Arbeit in der Kita bedeutet auch viel Stress.

Schwierige Arbeitsbedingungen und permanenter Stress führen nach einer aktuellen Erhebung der Barmer Krankenkasse zu einem auffällig hohen Krankenstand beim Kita-Personal. Noch häufiger krankgeschrieben waren 2020 allerdings Kranken- und Altenpfleger. Aus der Pfalz gibt es auch Kritik an der Statistik.

Rheinland-pfälzische Erzieherinnen und Erzieher seien 2020 im Schnitt 26,7 Tage krankgeschrieben gewesen, sagte Landesgeschäftsführerin Dunja Kleis am Freitag bei der Vorstellung des Barmer-Gesundheitsreports. Dies seien acht Tage mehr als im Schnitt aller erwerbstätigen Versicherten. Häufigste Ursache an den Fehlzeiten seien mit 6,5 Tagen pro Jahr psychische Erkrankungen. Besonders Depressionen spielten eine Rolle, sagte Kleis. Auch Atemwegserkrankungen und Rückenprobleme führten zu vielen Ausfällen. Die Kita-Betreiber müssten mehr für die Gesundheitsvorsorge tun, forderte sie.

Was unglücklich macht

Claudia Theobald, Erzieherin und Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Kita-Fachkräfte-Verbandes aus Neustadt, sieht in der schlechten räumlichen und personellen Ausstattung die Ursache für den hohen Krankenstand. Seit vielen Jahren würden Mindeststandards von der Politik ignoriert. In der Pandemie seien weitere Probleme dazugekommen. Es fehlten Luftfilter und eine verbindliche Teststrategie. Und oft gebe es keine Vertretung für die Kranken. Die Mitarbeiterinnen würden sich nicht einmal mehr Zeit für die gesetzlich vorgeschriebene Pause nehmen. „Den eigenen Ansprüchen nicht genügen zu können, macht unglücklich“, sagte die Verbandsvorsitzende.

Dies bestätigt im Kern auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Deren stellvertretende Landesvorsitzende, Kathrin Gröning, verwies auf Anfrage auf die GEW-Kita-Umfrage 2021, wonach 81 Prozent der Beschäftigten sagten, sie seien „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ zufrieden, wie sie ihre Ansprüche an den Job umsetzen könnten. Zugleich waren rund 95 Prozent von ihrem Beruf überzeugt. „Dieses Spannungsfeld führt dazu, dass die Arbeitszufriedenheit sinkt und sich Stress und Frust deutlich erhöhen“, so Gröning. Sie sieht eine „dauerhafte Heilung“ letztlich durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen: sprich, mehr Personal.

Am besten ist es in der Wissenschaft

Kritisch betrachtet Pfarrer Frank Wolf in Ludwigshafen die Barmer-Statistik. Er ist verantwortlich für 20 protestantische Kitas im Stadtgebiet und in Altrip. Er habe zwar auch einen „irrsinnig hohen Krankenstand“ unter den Erzieherinnen in 2020 verzeichnet. Doch die Erhebung im ersten Jahr der Pandemie sei „nicht repräsentativ“, sagt er. Für 2019 habe er – je nach Kita – ganz unterschiedlich viele Krankheitstage unter den Beschäftigten: zwischen drei und 19 Prozent der maximal möglichen Arbeitstage.

Für den Report hatte die Barmer Daten von 3,8 Millionen Versicherten in 26 Berufsgruppen untersucht (darunter 196.000 Versicherte in Rheinland-Pfalz). Die höchste Anzahl von Fehltagen gab es in der Altenpflege (32,1), die wenigsten in der Hochschullehre: 4,8. Die AOK-Krankenkasse hat sich Fehlzeiten durch Covid-19 im Jahr 2021 angeschaut und kommt zu dem Schluss: Auch hier waren vor allem Beschäftigte in den Branchen Erziehung sowie Altenpflege betroffen.

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