Wandern im Pfälzerwald Weinbiet, Weinsteig, Wolfsburg: Auf schönen Pfaden über Neustadt

Eine Station der Rundtour: die um 1250 errichtete Wolfsburg. Blick auf die Wohnbau-Ruine im Nordosthof hinter der Schildmauer.
Eine Station der Rundtour: die um 1250 errichtete Wolfsburg. Blick auf die Wohnbau-Ruine im Nordosthof hinter der Schildmauer.

13 Kilometer, davon 90 Prozent auf naturbelassenen Waldpfaden. Dazu eine bewirtschaftete Hütte, zwei Ruinen, markante Felskanzeln und eine Ode an den Pfälzer Schoppen – was will man mehr?

Los geht’s auf dem kleinen Wanderparkplatz Meisental im Neustadter Ortsteil Haardt; direkt hinter der Orientierungstafel startet unser Weg. Schmal schlängelt er sich am rechten Rand des verwilderten Talgrabens entlang, bedeckt vom hellbraun verblassten, speerspitzenförmigen Laub der Edelkastanien, die hier in dichter Population wachsen. Vorbei an einem Kneipp-Armbad, das sich, in eine Holzbox verpackt, offensichtlich noch in der Winterpause befindet, lotst uns die blaue Scheibe hinauf aufs Weinbiet.

Der Wanderweg auf einen Blick:

An dieser Stelle finden Sie Kartenmaterial von Outdooractive

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Über drei Kilometer erstreckt sich der Aufstieg – anfangs kommod, in der zweiten Hälfte via Waldpfad-Serpentinen, die einen durchaus ins Schwitzen bringen können. Auf 554 Metern über Normalnull angekommen, ist daher erstmal Verschnaufpause angesagt. Das Weinbiethaus, von 1926 bis 1928 von der Gimmeldinger Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins erbaut, bietet die perfekte Einkehrmöglichkeit.

Unterwegs im Kiefernwald: Der Pfälzer Weinsteig führt vom Weinbiethaus zur Wolfsburg.
Unterwegs im Kiefernwald: Der Pfälzer Weinsteig führt vom Weinbiethaus zur Wolfsburg.

Kurioses am Wegesrand

Nach Leberknödel-Gaudi und kurzem Aufstieg auf den Weinbietturm zum Zwecke erhebender Fernsicht geht’s weiter: jetzt mit dem rot-weißen Symbol des Pfälzer Weinsteigs in Richtung Wolfsburg. Kiefernwald prägt diesen Abschnitt der Wanderung, den sandigen Boden bedecken Heidekraut und Heidelbeeren. Die eine oder andere Eiche hat sich ins Nadelholzrevier gemogelt – eine davon hängt voller ausrangierter Wanderschuhe. Welcher Kobold sich hier einen Jux erlaubt hat, weiß man nicht. Die eigenen Wanderschuhe ebenfalls an den Nagel zu hängen, kommt aber definitiv nicht in Frage – schließlich gibt’s auf den folgenden Kilometern noch allerlei zu entdecken: erst den „Steinernen Hirsch“, eine liegende Sandsteinskulptur, die an den letzten, 1866 in dieser Gegend geschossenen Rothirsch erinnern soll, dann das Naturdenkmal Bergstein, einen zerklüfteten Sandstein-Vorsprung, von dem man über das Speyerbachtal hinweg zum Hambacher Schloss schaut.

Rastplatz mit Wild-Skulptur: der steinerne Hirsch.
Rastplatz mit Wild-Skulptur: der steinerne Hirsch.

Bollwerk der Pfalzgrafen bei Rhein

Auf unserer Agenda steht indes ein anderes altes Gemäuer: die Wolfsburg, die wir über die stufenartig abfallenden Sandsteinkanzeln des Hohfelsens erreichen. Da wir uns der Ruine von der einstigen Angriffsseite her nähern, stehen wir zunächst vor ihrer Wehrfront, einer noch 13 Meter hohen, in der Mitte stumpfwinklig geknickten Schildmauer. Sie schirmte den Rest der um 1250 errichteten Anlage gegen den Bergrücken ab. Dass dieser Rest architektonisch optimal auf die Spornlage reagierte, wird erst jenseits der Schildmauer ersichtlich: Auffällig langgestreckt und schmal gliederte sich die Wolfsburg, die einen der wichtigsten Verkehrswege zwischen der Rheinebene und dem Reichsland um Kaiserslautern überwachte, in zwei Teile – eine nordöstliche, an die Schildmauer anschließende Kernburg mit einem in Resten erhaltenen Wohnbau und eine Unterburg im Südwesten mit einem stark restaurierten Turmstumpf.

Beherrschte das Speyerbachtal und damit die Route von der Rheinebene nach Kaiserslautern und Metz: die Wolfsburg.
Beherrschte das Speyerbachtal und damit die Route von der Rheinebene nach Kaiserslautern und Metz: die Wolfsburg.

War dieses Turmfragment einst der Bergfried der Wolfsburg? Oder trug, wie einige Burgenforscher glauben, der Felsklotz, der in der Kernburg an die Innenseite der Schildmauer stößt, einen weiteren Turm? Besaß die Wolfsburg damit ehedem sogar zwei Bergfriede? Man weiß es nicht genau. Sicher ist hingegen, dass die Wolfsburg – wie auch die Burgen Winzingen, Elmstein, Neidenfels und die Wachtenburg– den Pfalzgrafen bei Rhein gehörte, die die strategisch bedeutsame Anlage von Burgmannen verwalten ließen.

Wirkt sogar im kalten März mediterran: Wald am Bergstein.
Wirkt sogar im kalten März mediterran: Wald am Bergstein.

Auf diesen mit Lehen entlohnten Job bezieht sich eine der frühesten Urkunden zum „castrum Wolffsperg“: 1269 heuerte Albrecht von Lichtenstein als Burgmann auf der Wolfsburg an. Bis ins 17. Jahrhundert reicht die Chronologie der Burgvögte von Kurpfälzer Gnaden – sie endet mit der Zerstörung der Burg im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) durch kaiserliche Truppen.

Dem Karlsruher Dichter und dem Pfälzer Schoppen geweiht: die Scheffelwarte.
Dem Karlsruher Dichter und dem Pfälzer Schoppen geweiht: die Scheffelwarte.

Feuersalamander und Frömmigkeit

Nach diesem kleinen Abstecher in die Geschichte treten wir den Rückweg an. Er führt uns zunächst zum Wolfsbrunnen unterhalb der Burg. An dessen Sandsteinbecken tummeln sich zwar keine Wölfe, aber, immerhin, bisweilen Feuersalamander, wie ein Hinweisschild erklärt. Dem Weinsteig-Zeichen aufmerksam folgend, passieren wir eine weitere Ruine: die kargen Reste einer Kapelle, die Peter Joseph Scherer von Hohencreutzberg 1733 hier errichten ließ. Genutzt hat dem früh erblindeten Spross einer einflussreichen Neustadter Familie die fromme Stiftung freilich wenig: Scherer starb ein Jahr später mit nur 29 Lenzen. Und seine Josephskapelle legten zum Jahreswechsel 1793/94 anti-klerikal gesinnte französische Revolutionstruppen in Trümmer.

Runde bei Neustadt: Die Strecke ist 13 Kilometer lang; dafür braucht man etwa vier Stunden – je nach Verweildauer.
Runde bei Neustadt: Die Strecke ist 13 Kilometer lang; dafür braucht man etwa vier Stunden – je nach Verweildauer.

Scheffels Ode an den Schoppen

Noch eine historisch interessante Station steht an: die Scheffelwarte. Das 1928 eingeweihte Denkmal, eine Art Aussichtstheater über Neustadt, erinnert an den Karlsruher Dichter Joseph Victor von Scheffel (1826-1886), dessen historische Versnovellen – die bekannteste ist „Der Trompeter von Säckingen“ – im ausgehenden 19. Jahrhundert viel gelesen wurden. Der Baustil des Denkmals weist dezente Anklänge an die Architektur des Expressionismus auf, die spitzen Blendbögen finden sich auch am Weinbietturm. Die Inschrift der Scheffelwarte preist den Pfälzer Schoppen: „Und nähert sich solch einem Schoppen mein Herz – dann überwallts, s’ist halt ein verflucht feiner Troppen, ich segne die Hügel der Pfalz!“ – Das ist dann auch schon, fast, das Schlusswort zu dieser Rundtour: Von der Scheffelwarte aus gelangen wir, an einem Sportplatz zur Rechten vorbei, zur Waldschenke Ludwigsbrunnen. Auf deren Parkplatz biegen wir, um auch am Ende über schöne Pfade zu gehen, links in den Wald ab, folgen den lokalen Markierungen „2“ und „3“ zurück zum Kneipp-Armbad und laufen von dort mit der blauen Scheibe wieder zum Wanderparkplatz Meisental.

 

Merkwürdigkeit zwischen Weinbiethaus und Steinernem Hirsch: der Wanderschuhbaum.
Merkwürdigkeit zwischen Weinbiethaus und Steinernem Hirsch: der Wanderschuhbaum.

Drei Einkehrmöglichkeiten

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- Orange = Unter 8 Kilometer
- Rot = Zwischen 8 und 15 Kilometern
- Schwarz = Über 15 Kilometer

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