Audiotour Wandertipp: Kopfkino und Merk-Würdigkeiten - Lauschend auf den Spuren des Felsenkönigs in Elmstein

Überraschung zum Start: Es gab ihn wirklich, den Johannes König, genannt Felsenkönig. Das erfährt der Besucher, der sich in Elmstein auf seine Spuren begibt, gleich an „Station 0“ der Audiotour: am Kuckucksbahnhof, dem Sitz der Tourist-Information. Auf dem Platz davor lässt sich der Link zur Lauschtour unter dem Motto „Wald. Holz. Stolz“ jederzeit per QR-Code aufs Smartphone laden. Einleitend zu erfahren ist, dass Johannes König aus Siebenbürgen stammte, zuletzt 1813 bei Hanau als Soldat auf Seite der Bayern gegen Napoleon kämpfte und sich dann in den Pfälzerwald durchschlug, wo er sich bei Elmstein mit Frau und sieben Kindern in einer ausgebauten Höhle niederließ.
Spannende Mischung aus Fakten und Fiktion
Zwölf Lauschpunkte, die das Kopfkino mit merk-würdigen Ereignissen aus dem Leben des Felsenkönigs anwerfen, liegen nach Station 0 noch vor uns. Die Geschichten mischen historisch belegte Fakten unterhaltsam mit Fiktion – auf einer Runde, die zunächst durch den Ort, dann den Speyerbach aufwärts bis zur Alten Schmelz führt, wo der Spaziergang am Startpunkt des Triftwegs endet. Wanderer können die Audiotour also mit einer der unterschiedlich langen Routen des Triftwegs kombinieren – oder auf der anderen Talseite auf dem Wanderweg 15 über die Elmsteiner Burg zurücklaufen.
Auswirkungen eines Vulkanausbruchs
Wir schlendern vom Kuckucksbahnhof zur Station eins beim Minigolf-Platz – und sitzen schon gleich zum ersten Mal. Auf der Bank mit der Infotafel, die über „Bäche im Sandsteinkleid“ informiert, tauchen wir ins erste Kapitel aus dem Leben des Johannes König ein. Die Texte aus der Feder von Jutta Grünenwald und Bernd Fink aus Elmstein werden von Sprecher Pius Maria Cüppers mit angenehmer Stimme vorgetragen, so dass man ihnen gerne lauscht. Mit feinem Humor gewürzt regen sie obendrein zum Schmunzeln an. Der Zweispitz Napoleons spielt etwa eine Rolle.
Großteils begleitet der Zuhörer jedoch den Johannes König durch ein von harter Arbeit und Herausforderungen geprägtes Leben. König übernimmt bei der Holztrift eine lebensgefährliche Aufgabe, verdingt sich als Handwerker und Tagelöhner, gründet eine Familie, darf aber als Ausländer nicht heiraten. Sein Schicksal ist in die überlieferte Dorfhistorie eingebettet. Das Skript spart so auch das „Jahr ohne Sommer“ nach dem verheerenden Ausbruch des Vulkans Tambora nicht aus. 1816 ging weltweit als Hungerjahr in die Annalen ein und hinterließ auch in Elmstein tiefe Spuren.
Infos zur „Grünen Kolonie“ und zu den Kirchen
Die Episoden sind ebenso kurz(weilig) wie die Strecken von Station zu Station. Die stattlichen Sandstein-Gebäude der ehemaligen Forstämter Elmstein-Nord und Elmstein-Süd betrachtend, erfahren wir, warum die Elmsteiner Forstbehörde einst „Grüne Kolonie“ genannt wurde, schmunzeln derweil über die Begegnung von Johannes König mit einer Frau, deren Vater Johannes Kaiser hieß.
Wir spazieren durch den Ortskern zum Museum Alte Samenklenge, in dem noch mehr über Wald- und Forstgeschichte zu erfahren ist, und wir bestaunen die katholische Kirche Mariä Heimsuchung, die einzige barocke Kirche der Verbandsgemeinde Lambrecht. In ihrem Inneren findet sich die einzige vollständig erhaltene Orgel des Speyerer Orgelbaumeisters Hermann Schlimbach. Wir bewundern die Marienstatue hinter Glas über dem Eingangsportal und kommen gleich linkerhand zum ältesten Haus des Ortes mit Kiosk und Eisdiele.
Abstecher zum Rehfelsen möglich
Ein paar Meter weiter eröffnet ein Treppenweg die Möglichkeit zum Abstecher auf den Aussichtspunkt Rehfelsen. Wir aber folgen dem sonnigen gepflasterten Fußweg bachaufwärts – und pausieren immer wieder am plätschernden Gewässer, um mehr über den Felsenkönig zu erfahren.
Am Weiher bei der Alten Wappenschmiede am Ortsausgang, einem bautechnischen Kleinod, dem eine weitere Station gewidmet ist, endet der bis dahin kinderwagentaugliche Abschnitt der Audiotour. Wer nicht weitergehen möchte, kann hier in schöner Idylle die Geschichten in Ruhe zu Ende anhören und die Seele baumeln lassen. Enten ziehen ihre Kreise, Schmetterlinge umtanzen die Köpfe. Wir genießen die himmlische Ruhe, die nur ab und an von Motorengeräuschen unterbrochen wird, bevor wir der Route auf einem schmalen, ansteigenden Wiesenpfad weiter folgen.
Panoramablick von der Burg zum Abschluss
Bald erreichen wir den Wald, überqueren den Möllbach auf einer Metallbrücke und müssen bald umgestürzte Bäume überwinden, was den Abschnitt mit den drei letzten Stationen für Untrainierte etwas anstrengend macht. Doch die Mühe lohnt, zumal auch hier die ein oder andere Bank zum Ausruhen und Lauschen einlädt. Am Wegende angekommen, wundern wir uns, dass wir für wenig mehr als zwei Kilometer rund eineinhalb Stunden gebraucht haben. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Bereichert von vielen Eindrücken machen wir uns auf den Rückweg auf der anderen Talseite. Wir überqueren die Bundesstraße zum Wanderparkplatz Alte Schmelz, folgen der Markierung 15 und nehmen abschließend noch den Panoramablick von der Burgruine aus mit.
Wegweiser
Die Audiotour
Die beschriebene Runde mit Rückweg über die Burg ist rund 4,5 Kilometer lang und erfordert aufgrund von An- und Abstiegen etwas Kondition. Link mit den Geschichten des Felsenkönigs: http://wald-holz-stolz.de/
Einkehrmöglichkeiten am Weg
Bistro Minigolf, Bahnhofstraße 52,
Infos: 01590 6191863, geöffnet Di-Do, Sa/So 11-21 Uhr (Küche bis 20 Uhr), Fr 11-20 Uhr; Informationen: minigolf-elmstein.eatbu.com
Landmetzgerei und Restaurant „Zum Rehfelsen“, Bahnhofstraße 1, Tel. 06328 9896579, geöffnet Fr/Sa 18-22, So 11.30-20 Uhr (Tischreservierung empfohlen), Infos auf Facebook
Dorfkneipe „Zur schwarzen Katz“, Hauptstraße 79, Öffnungszeiten zu erfragen: 06328 1868
Eiscafé, Imbiss, Kiosk „Grotta Azzurra“, Alte Forststraße 1, 06328 989367
Museum Alte Samenklenge
Haus der Forst- und Waldgeschichte: Die vormals staatliche Samenklenge ist nach einer sorgsamen Sanierung zum Museum umgewidmet worden. Vom Ausgangs- bis zum Endprodukt wird die schrittweise Gewinnung von Baumsamen dargestellt. Infos: www.alte-samenklenge.de, Tourist-Info: 06328 234, info@elmstein.de
Museum Alte Wappenschmiede
Die wassergetriebene Werkzeugschmiede des 18. Jahrhunderts war bis 1975 in Betrieb. Offene Werkstatt mit Schmiedevorführungen: jeden 1. Sonntag im Monat, 11-17 Uhr. Info: www.wappenschmiede-elmstein.de
Weitere Informationen auf elmstein.de und bei der Tourist-Information Elmstein, Tel. 06328 234
