Praktische Tipps Wandern in den Vogesen: Was ist anders?

Simple Geometrie bei den Markierungen, Gehzeiten statt Kilometerangaben: Wanderschilder in den Vogesen bei Saverne.
Simple Geometrie bei den Markierungen, Gehzeiten statt Kilometerangaben: Wanderschilder in den Vogesen bei Saverne.

Wald und Sandsteinfelsen schauen, zumindest in den Nordvogesen, kaum anders aus als im Pfälzer Teil des Wasgaus. Auch die Burgen unterscheiden sich typologisch nicht, von ein paar singulären Erscheinungen wie Ortenberg, der gotischen Prachtburg des Königs Rudolf von Habsburg bei Sélestat, mal abgesehen. Was indes beim Wandern in den Vogesen augenfällig anders ist, das sind die Wegzeichen.

Während in der Pfalz im Zuge der Erschließung von Prädikatswanderwegen die guten alten Farbbalken in den vergangenen Jahren zunehmend durch neue stilisierte Symbole und Logos ersetzt wurden, bleibt der Club Vosgien, 1872 unter dem deutschen Namen Vogesenclub in Saverne gegründet, einer strikten Geometrie treu: Rotes Rechteck, blaues Kreuz, gelbes Dreieck, rote Raute – das sind beim Wandern im Elsass die Wegbegleiter. Und die sind in der Regel keineswegs rar gestreut, dank gut durchstrukturierter Markierungen fällt die Orientierung in den Vogesen vielmehr leicht. Allerdings sticht noch eine weitere Abweichung vom deutschen Usus ins Auge: Distanzen werden auf den Wegweisern nicht in Kilometern beziffert, sondern in Gehzeit, also zum Beispiel fünf Minuten bis zur Burg Grand-Geroldseck, 45 Minuten bis zur Grotte du Brotsch.

Insgesamt hat der Club Vosgien – auch unsere Nachbarn spazieren gerne durch Wald und Gebirge – mehr als 20.000 Kilometer an Wanderstrecken durch die Vogesen gebahnt. Auf seiner Webseite gibt der Club eine hervorragende Übersicht über die „Sentiers“ (Wanderwege) und „Randonées“ (Wandertouren), die man nach geographischer Lage, Länge und Schwierigkeitsgrad filtern kann. Wie das jedoch bei den Franzosen oft so ist, nach einer englisch- oder deutschsprachigen Version der Seite sucht man hier vergeblich.

Liegt auf den ersten beiden Etappen des Elsässer Burgensteigs: die Hohenburg bei Wingen im Nordelsass.
Liegt auf den ersten beiden Etappen des Elsässer Burgensteigs: die Hohenburg bei Wingen im Nordelsass.

Elsässer Burgensteig

An Wanderparkplätzen sind des Weiteren oft „Promenades circulaires“, also Rundwanderungen, zu interessanten Stätten ausgewiesen; ihr Symbol ist stets ein farbiger Ring. Außerdem führen zwei Fernwanderwege, Grandes Randonées, durchs Elsass: der GR 53 von Wissembourg zum Donon, der GR 533 von Sarrebourg zum Ballon d’Alsace. Sie sind durch einen rot-weiß-roten Querbalken gekennzeichnet. Und schließlich gibt es noch den „Chemin des châteaux forts d’Alsace“, den Elsässer Burgensteig, der auf einer Länge von 450 Kilometern und in 28 Etappen 80 Burgruinen zwischen Wissembourg im Norden und Thann im Süden miteinander verknüpft. Was Kartenmaterial betrifft, sind die Wanderkarten des Nationalinstituts für Geografie und Forstwirtschaft, kurz IGN, sehr zu empfehlen, die man via QR-Code auch auf das Smartphone hochladen kann. Man sieht also: Die Vogesen sind in demselben Maße ein Wanderland wie der Pfälzerwald. Und oft genug sind die Wanderpfade im Elsass und in Lothringen ebenso schön wie manche unserer Prädikatstouren.

Seltener Glücksfall: eine bewirtschaftete Burg. Hier das Restaurant auf Château du Haut-Barr bei Saverne.
Seltener Glücksfall: eine bewirtschaftete Burg. Hier das Restaurant auf Château du Haut-Barr bei Saverne.

Hüttenmangel

Einziger Wermutstropfen: Es mangelt oft an Einkehrmöglichkeiten direkt an der Strecke. Die Hüttenkultur, die viele am Pfälzerwald so schätzen – in den Vogesen gibt es sie nicht. Am ehesten noch in den Südvogesen, wo, um Munster herum, der Typus der „Ferme Auberge“, des Bergbauerngasthofs, weit verbreitet ist. Vierzig dieser Gasthäuser und dazu Wanderideen findet man auf der Seite Ferme Auberge du Haut-Rhin. Dort nicht gelistet, aber unbedingt einen Wanderwochenendurlaub wert ist die Auberge-Refuge du Neuweiher. Dieser Berggasthof liegt direkt an einem kesselartigen Gebirgssee in der Nähe von Oberbruck, etwa 70 Kilometer südwestlich von Colmar. Man kann ihn nicht anfahren, sondern nur per pedes oder mit dem Mountainbike erreichen – je nach gewähltem Parkplatz und Ausgangspunkt dauert der Fußmarsch 45 Minuten bis eineinhalb Stunden. Doch dafür kann man dort sowohl zünftig speisen als auch übernachten, und die Naturkulisse ist schlicht und ergreifend umwerfend schön.

Ist man indes in den nördlichen und mittleren Vogesen unterwegs, muss man entweder Stullen schmieren und auf Rucksackverpflegung setzen oder zuvor genau recherchieren, an welchem Wanderweg vielleicht doch eine Wirtschaft liegt. So gibt es zum Beispiel zwischen Lobsann und Drachenbronn in den Nordvogesen die Ferme Auberge du Moulin des Sept Fontaines. Der Gimbelhof stärkt Wanderer, die zum Fleckenstein oder auf die Hohenburg wollen. Und auch auf Burg Hohbarr bei Saverne gibt es ein Restaurant; dieses hat zwar täglich, aber nicht durchgehend geöffnet.

Gipfelstürmer

Noch ein paar Worte zur Geologie und Morphologie des Mittelgebirges: Genaugenommen reichen die eigentlichen Vogesen nur von der Burgundischen Pforte im Süden bis zur Zaberner Steige bei Saverne. Die sich nördlich anschließenden Vosges du Nord bilden, geologisch und naturräumlich betrachtet, eine Einheit mit dem Pfälzerwald. Die nördlichen und mittleren Vogesen basieren auf Buntsandstein, die südlichen hingegen sind aus Granit aufgebaut. Und je weiter man in den Süden vordringt, desto höher werden die Gipfel: Die Hohenburg bei Wingen im Nordelsass liegt auf einer Höhe von 550 Metern über dem Meeresspiegel. Der Mont Sainte Odile, der heilige Berg des Elsass, ist 760 Meter hoch. Der Donon, westlich von Mutzig, bringt es schon auf stattliche 1009 Meter. Und der Große Belchen (Grand Ballon) bei Guebwiller hat mit einer Höhe von 1424 Metern schon fast alpine Dimensionen. Zum Vergleich: Die höchste Erhebung des Pfälzerwalds – die Große Kalmit bei Maikammer – bringt es gerade mal auf 673 Meter über Normalnull, der höchste Gipfel der Pfalz, der Donnersberg, auf 686,5 Meter.

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