Wandern im Pfälzerwald „Schanzen-Tour“ bei Edenkoben: Krieg und Frieden am Steigerkopf

Denkmal für die „tapfern preußischen Krieger“, die 1794 am Steigerkopf fielen: Schänzelturm.
Denkmal für die »tapfern preußischen Krieger«, die 1794 am Steigerkopf fielen: Schänzelturm.

Waldpanoramen mit hohen Fichten, ein Krieg des späten 18. Jahrhunderts, ein wildromantischer Bachlauf und zwei zünftige Tavernen – all dem begegnen wir auf dieser acht Kilometer langen Rundwanderung über Anhöhen des Edenkobener Tals.

Doch zunächst bewahrheitet sich mal wieder der alte Spruch: Aller Anfang ist schwer. Denn die zwei Kilometer, die wir von unserem Ausgangspunkt, der Edenkobener Hütte am Hüttenbrunnen, bis Lolosruhe zurücklegen müssen, gehen stramm bergauf. 210 Höhenmeter sind zu überwinden, da kommt man sogar bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ins Schwitzen.

 

Der Wanderweg auf einen Blick:

Die Tour kann nach Westen noch mit einem Abstecher zum Forsthaus Heldenstein verbunden werden.

An dieser Stelle finden Sie Kartenmaterial von Outdooractive

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Wer es weniger sportlich mag, wählt nicht den geschotterten Forstweg, der ziemlich schnörkellos hinauf zum Mittelgebirgspass führt, sondern nimmt den schmalen Wanderweg, der kurz nach dem Start am Hüttenbrunnen links abzweigt. Er ist mit einem roten Markierungskreuz gekennzeichnet, schön angelegt und angenehm zu gehen.

Lolo, Ludwig, Lola

Ist man dann, auf die eine oder die andere Weise, auf 574 Metern über dem Meeresspiegel angekommen, macht der Flecken seinem Namen alle Ehre. Sofern kein Fahrzeug die Passstraße passiert, herrscht auf Lolosruhe nämlich wirklich faszinierende Stille. Der erste Namensteil soll, so eine These, auf Lola Montez verweisen, die Geliebte von Bayernkönig Ludwig I., der sommers in seiner klassizistischen Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben residierte. Aber welcher Monarch benennt einen Pfälzer Mittelgebirgspass ausgerechnet nach der skandalösen Affäre, die ihn 1848 zum Abdanken zwingt? Die Bäume, die auf Lolosruhe wachsen, begegnen dieser berechtigten Frage mit hartnäckigem Schweigen.

Im winterlichen Fichtenwald: Blick zum Schänzelturm.
Im winterlichen Fichtenwald: Blick zum Schänzelturm.

Rapunzeltürmchen für tote Krieger

Ergo überqueren wir einfach die Kreisstraße 6, lassen den von fünf weiteren kleinen Monolithen umgebenen Ritterstein Nr. 238 links liegen und marschieren weiter zum Schänzelturm auf dem Steigerkopf. Ab jetzt häufen sich die Wegmarkierungen: rotes Kreuz, blau-gelber und grün-weißer Balken, schwarzer Punkt auf weißem Streifen – sie alle führen zum Ziel. Dieses wird bereits nach einem Kilometer zwischen dunklen Fichtenstämmen sichtbar. Anfangs etwas diffus und fatamorganisch im milchigen Winterzwielicht, bleibt seine Anmutung auch dann noch märchenhaft, als wir direkt davor stehen: ein Rapunzeltürmchen in neugotischer Formensprache.

Bei der Hauptschanze 1: Wurmsers Denkmal für Pfau.
Bei der Hauptschanze 1: Wurmsers Denkmal für Pfau.

Seine Erbauer hatten freilich keineswegs Märchen im Sinn. Vielmehr erinnert der 13 Meter hohe Schänzelturm an Schlacht und Tod. Denn ausgerechnet dieser abgelegene Winkel im Pfälzerwald war einer der Schauplätze des ersten Koalitionskrieges, der von 1792 bis 1797 währte. Eine Allianz aus Österreich und Preußen war bestrebt, die internationalen Auswirkungen der Französischen Revolution einzudämmen, während das französische Revolutionsheer den Rhein als östliche Staatsgrenze anvisierte. Damals verlief eine Frontlinie von Speyer über Johanniskreuz bis in den Trierer Raum. Auf dem 614 Meter hohen Steigerkopf hatte sich der preußische General Theodor Philipp von Pfau verschanzt, zusammen mit etwa 4000 Mann.

Trügerisches Waldidyll: Vor 230 Jahren war der Steigerkopf hart umkämpft.
Trügerisches Waldidyll: Vor 230 Jahren war der Steigerkopf hart umkämpft.

Sturm auf die preußischen Schanzen

Am 13. Juli 1794 kommt es hier zur Entscheidungsschlacht: 7000 Soldaten der französischen Revolutionstruppen stürmen die preußischen Stellungen. Pfau wird tödlich verwundet, mit ihm sterben vermutlich viele namenlose Soldaten. Die Preußen ziehen sich auf rechtsrheinische Gebiete zurück, die Franzosen besetzen die Schanzen, die erst eineinhalb Jahre später von den Österreichern unter Feldmarschall Dagobert Sigmund von Wurmser zurückerobert werden. Letzterer lässt dem „Helden und Biedermann“ Pfau prompt ein sockelartiges Denkmal errichten – es steht heute noch dort, wo sich ehedem die Hauptschanze befand: etwa 600 Meter unterhalb des Schänzelturms in Richtung Forsthaus Heldenstein.

Direkt am Wasser entlang: Weg am Triefenbach.
Direkt am Wasser entlang: Weg am Triefenbach.

Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 folgten, aus nationalistischem Eifer, weitere Denkmäler: Der Schänzelturm selbst wurde 1874 errichtet, 1895, ebenfalls auf der Ebene der ehemaligen Hauptschanze 1, das protzige Österreich-Denkmal sowie der schlichte Schwedenstein, der indes auf Ereignisse des Dreißigjährigen Kriegs verweist. Dass wir, mitten im Waldidyll, auf so blutgetränktem Terrain wandeln, bleibt schwer zu fassen.

Schanzen-Tour bei Edenkoben: Streckenverlauf.
Schanzen-Tour bei Edenkoben: Streckenverlauf.

Abstieg zur Triefenbachquelle

Nach Inspektion der Heldensteine an der Hauptschanze geht’s zurück zum Schänzelturm, dann mit der blau-gelben Marke weiter zum Benderplatz. Ein weiterer Ritterstein offeriert auf halbem Weg einen Abstecher zur Schanze Numero 3. Am Benderplatz angekommen, biegen wir links auf den Pfad der Naturfreunde (N) ein. Vom geschotterten Forstweg zweigt nach einem knappen Kilometer links ein schmaler Waldpfad ab, der uns hinunter zur Triefenbachquelle führt. Munter plätschert das Bächlein zwischen silbrig braunem Winterlaub. Ein Weg, teilweise mit alten Stufen versehen, führt direkt an seinem Ufer entlang – offensichtlich wollte hier jemand eine wildromantische Atmosphäre schaffen, wie man sie aus dem Karlstal bei Trippstadt kennt. Dem lokalen Wegzeichen 5 folgend, erreichen wir das Naturfreundehaus am Steigerkopf. Dort wechseln wir wieder auf den oberhalb des Triefenbachs verlaufenden Naturfreundepfad, der uns zurück zur Hütte am Hüttenbrunnen führt. Die Aussicht auf einen deftigen „Pfälzer Teller“ beschleunigt unseren Schritt ...

Im Dezember 1795 eroberten die Österreicher die Schanzen von den Franzosen zurück: Daran erinnert dieses Denkmal.
Im Dezember 1795 eroberten die Österreicher die Schanzen von den Franzosen zurück: Daran erinnert dieses Denkmal.

 

Info

  • Ausgangspunkt der „Schanzen-Tour“ ist der Wanderparkplatz an der K6 gegenüber der Edenkobener Hütte am Hüttenbrunnen. Der Weg nach Lolosruhe startet links von der Hütte. Die Tour ist rund 8 Kilometer lang, Rastplätze finden sich auf Lolosruhe, am Schänzelturm und am Benderplatz. Einkehrmöglichkeiten auf der Strecke: Naturfreundehaus am Steigerkopf (www.naturfreunde-edenkoben.de), Edenkobener Hütte am Hüttenbrunnen (www.huettenbrunnen.net). Das Forsthaus Heldenstein ist zurzeit nicht bewirtschaftet.
  • Leichte Variante: Auch auf Lolosruhe gibt es einen Wanderparkplatz. Wer sich den anstrengenden Aufstieg ersparen will, fährt also den Pass direkt an und wandert von dort aus bequem zum Schänzelturm und zu den Heldensteinen an der Hauptschanze. Diese Variante ist dann nur etwas über 3 Kilometer lang. Die Hütten kann man danach mit dem Auto anfahren.

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- Orange = Unter 8 Kilometer
- Rot = Zwischen 8 und 15 Kilometern
- Schwarz = Über 15 Kilometer

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