Wandertipp Sagenhaft schön: Rundtour mit Drachenfels und Lambertskreuz

Das Wort vom magischen Ort, hier ist es keine abgedroschene Phrase, hier darf es, aller sprachlichen Skepsis zum Trotz, ausnahmsweise auch mal dem wandernden Reporter über die Lippen kommen. Respektive in die Tasten fließen. Der Drachenfels, im weitgehend unbesiedelten Dreieck zwischen Kurpfalz-Park, Neidenfels und Frankenstein gelegen, ist schon ein ganz besonderes Fleckchen Pfälzerwald. Dazu von alter Mär umwoben.
Denn das von Menschenhand erschlossene Naturgebild’, das nicht angefahren, sondern nur erwandert werden kann, wird gern als Schauplatz von Siegfrieds sagenhaftem Drachenkampf ins Spiel gebracht. Und tatsächlich wäre der Südfels mit seinen beiden Höhlungen, der Durchblickskammer und der Drachenhöhle, als Lindwurm-Loft perfekt geeignet. Doch soll nicht verschwiegen werden, dass der Pfälzer Drachenfels, soweit es um Siegfrieds Blutbad und den Nibelungenhort geht, ernsthafte Konkurrenz besitzt. Karl Simrock zum Beispiel, ein Dichter und Literaturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts, lokalisierte den Drachenkampf lieber am Drachenfels des Siebengebirges. Erstens, weil der vulkanischen Ursprungs und somit „feuriger“ ist. Und zweitens, weil er etwa auf halbem Weg zwischen Siegfrieds Heimatort Xanten und der Burgunder-Residenz Worms liegt, wodurch er besser in den Handlungsablauf der Sage passt.

Friedrichs „Wanderer“ auf dem Drachenfels
Wie dem auch sei, ob nun mit oder ohne Lindwurm: Der Pfälzer Drachenfels frappiert, sooft man auf seinem Rücken steht, durch die unglaublich pittoreske Verbindung von Fernsicht und rahmendem Naturschauspiel. Das beginnt auf dem Westfels mit dem hölzernen Skelett einer abgestorbenen Bonsai-Kiefer, die sich mit tragischer Anmut ins Panorama windet. Beim Gang über den 800 Meter langen Sattel kommt man an urigen Eichen mit gespaltenem Stamm vorbei, an hohen Buchen, an Flächen, auf denen ein Dschungel sattgrüner Farne wuchert. Rinnenartig zerfurcht, ergraut und von Flechten überzogen präsentiert sich das Buntsandstein-Plateau schließlich auf dem Südfels, der gegen Mittag in einzelne Felsköpfe zerfällt, die sich, gestaffelt, wie Aussichtsplattformen über das grüne Meer des Waldes schieben. Mancher wirft sich hier, ohne sich dessen bewusst zu sein, in die naturversunkene Positur von Caspar David Friedrichs Wanderer, bloß ohne Nebelmeer.

Dass der Drachenfels-Club, ein Dürkheimer Verschönerungsverein, schon 1873 begann, den Drachenfels zu erschließen, davon zeugen heute noch die steinernen Sitzgruppen auf dem Südplateau. Auch die geräumige Drachenhöhle in der Ostflanke des Südfelsens und die Durchblickskammer wurden bereits damals durch Treppen und Geländer zugänglich gemacht. Seit 1972 ist der langgezogene Gipfelbereich des bis zu 570 Meter hohen Drachenfelsens Naturschutzgebiet.
Um all das zu entdecken, muss erstmal Schweiß vergossen werden: Vom Ausgangspunkt der Tour – der zurzeit nicht bewirtschafteten Waldgaststätte zum Saupferch – bis zum Drachenfels-Plateau sind gut 320 Höhenmeter zu überwinden, auf Serpentinen, die durchaus Kondition erfordern. Dafür ist die Strecke mit adäquatem Drachen-Symbol gut markiert. Und hat man erstmal den Drachenfels erklommen, geht es im Grunde nur noch bergab.
Insgesamt ist der Rundweg knapp 10 Kilometer lang. Zweites Ziel ist das Waldhaus Lambertskreuz, das mit Pfälzer Essen und schattigem Freisitz lockt. Doch ehe wir uns dorthin wenden, lohnt sich noch ein Abstecher zum Südfelssockel. Dazu biegt man dort, wo der Weg unterhalb des Drachenfels’ nach links abknickt, rechts ab, steigt den Hang empor und steht dann prompt vor dem reich gefächerten Buntsandsteinriff des Südfelsens. Bekrönt von einem Felsvorsprung, der an den Kopf eines Sauriers erinnert, sieht dieser Drachenfels-Teil mit etwas Fantasie wie ein versteinerter Drache aus.

Älteste Hütte des Pfälzerwald-Vereins
Lambertskreuz verdankt seinen Namen einem wohl frühmittelalterlichen Steinkreuz, das hier 1905 von Mitgliedern des drei Jahre zuvor gegründeten Pfälzerwald-Vereins ausgegraben wurde. Das archaisch anmutende Relikt des Christentums steht heute, umringt von Vorgarten-Tierplastiken, in einem kleinen Blumenbeet vor dem Waldhaus, das die Lambrechter Ortsgruppe des Vereins in den Folgejahren auf der Waldlichtung und Wegkreuzung errichtete. Damit ist die 1907 eingeweihte Hütte das älteste Haus des Pfälzerwald-Vereins. Und obschon er nur per pedes, mit dem Rad oder auf dem Pferd zu erreichen ist, brummt der gastronomische Ausflugsbetrieb. Auch wir laben uns: an Pellkartoffeln mit weißem Käs’ und an Rindfleischsalat mit Pommes.
Solchermaßen gestärkt, treten wir den Rückweg an, der weiter bergab führt und konsequent dem Verlauf des Dreibrunnentalbachs folgt. Oberhalb des leise rieselnden Gewässers geht’s zunächst auf schmalem, von Wurzeln markant gequertem Waldpfad, später auch über ein Stück geschotterten Forstwegs zurück zum Saupferch.

Rundwanderweg »Auf der Spur des Drachens«, 10 km, Start: Parkplatz Saupferch, zu erreichen über B 37 zwischen Bad Dürkheim und Frankenstein; Einkehr: Waldhaus Lambertskreuz, Mi-So 11-18 Uhr, bis 8.8. geschlossen, lambertskreuz.eu




