Wandertipp Moosidyllen, Rittersteine und eine Burg im Park: Unterwegs im Diemersteiner Wald

Verknüpft werden sie jedoch von keinem der neueren Prädikatswanderwege. Wer hier unterwegs ist, vertraut am besten auf die alten Wanderkarten des Landesvermessungsamtes und die „ollen“ Wegzeichen aus Farbbalken. Zusätzlich eine der GPS-basierten Outdoor-Apps zurate zu ziehen, schadet nicht, denn an Abzweigungen hofft man vergeblich auf Hinweisschilder. Dafür ist das Wanderrevier hervorragend mit der S-Bahn zu erreichen. Und so startet unsere Tour am Frankensteiner Bahnhof.
Das leerstehende Bahnhofsgebäude im Rücken orientieren wir uns nach links, gehen ein Stück an der Ortsstraße entlang, biegen beim Landgasthof Schlossberg rechts auf die Straße nach Diemerstein ab, sagen den Ziegen, Gänsen und Eseln eines Beweidungsprojekts Hallo, erspähen vor uns erst die hölzerne Werk- und Forschungshalle der TU Kaiserslautern und dann das Ensemble, das bereits um 1850 Ausflügler lockte: unten die klassizistische Villa, die sich Eisenbahn-Pionier Paul Camille von Denis zwischen 1845 und 1849 als Landsitz errichten ließ, darüber die Burgruine Diemerstein, die man in den Park der Villa integrierte.

Melancholischer Dschungel
Die Ruine wollen wir am Ende der 16 Kilometer langen Tour betrachten. Jetzt lassen wir sie links liegen und folgen dem grün-blauen Balken und einem der alten gelben PWV-Schilder in Richtung Siebenbrunnen. Vorbei am kleinen Waldfriedhof der alten Diemersteiner Mennoniten-Gemeinde geht es hinein ins Glastal, wo der Glasbach zunächst zu mehreren Teichen aufgestaut ist. Statt den breiten Forstweg zu nehmen, der am Ostufer entlangführt, schlagen wir den schmalen Pfad ein, der hinter einer Hütte des Naturschutzbundes startet und sich am linken Rand der Teiche entlang schlängelt. Warum? Er wird durch die grün-blaue Wegmarke legitimiert und ist außerdem viel schöner: Moose aller Art bedecken Wegesrand und Baumstämme, Farne sprießen, morsches Totholz sinkt ins Wasser. Dieser melancholische Pfälzer Dschungel zwischen Verfall und modrigem Wuchern ist eine Waldlandschaft von ganz eigenem Reiz.

Der Glasbach bleibt unser Begleiter im ersten Drittel dieser Wanderung. Meistens eine Etage tiefer strömt er rechter Hand an uns vorbei. Dann eine Senke mit Bach-Übergang: Wir bleiben auf der linken Bachseite und folgen dem grün-blauen Balken geradeaus in nördlicher Richtung auf einen anfangs ziemlich zugewucherten Weg. Buchen bestimmen im Folgenden das Landschaftsbild, der Weg steigt allmählich an – dann stehen wir auf einem stark gerodeten Berghang.
Hier ist nun etwas Pfadfinder-Ehrgeiz gefragt. Ein paar gefällte Baumstämme sind zu überwinden, und kurz vor einer einsamen schlanken Buche, die ihre Äste gestikulierend in die Höhe reckt, zweigt rechts ein Trampelpfad ab, kaum zu erkennen zwischen dem Gestrüpp, aber nach etwa 20 bis 30 Schritten taucht unser grün-blaues Wegzeichen wieder an einem Baumstamm auf. Es lotst uns hinab zum Siebenbrunnen. Dahinter verbirgt sich eine 1927 vom Pfälzerwaldverein gefasste Quelle mit Ritterstein. Aus eigentlich sieben Metallröhren – die mittlere fehlt zurzeit – plätschert Wasser, das den Glasbach speist. Ein Steg aus Holzbohlen führt zu einer Sitzgruppe: ein Idyll irgendwo zwischen historischem Ausflugsort und Feuchtbiotop.

Picknick auf der Himmelswiese
Rechts vom rieselnden Ritterstein setzt sich der Pfad fort, wieder ansteigend, dann auf einen Forstweg mündend, dem wir nach rechts folgen. Auf ihm bleiben wir, oberhalb des Langentals in nordwestliche Richtung wandernd. Allmählich dringt der Motorenlärm der A6 in die Stille des Waldes. Wir umrunden das Forsthaus Schorlenberg halb und wechseln das Wegzeichen.
Von jetzt an geht es mit dem weiß-blauen Balken und dem weißen Kreuz zurück gen Süden. Erst über die Asphaltstraße, die zum Forsthaus führt, dann biegt die Route links auf einen schmalen Waldpfad ein, der uns nach etwa einem Kilometer wieder auf eine breite Schotterpiste lenkt. Auf ihr marschieren wir am stark bemoosten Müllerstisch, einem weiteren Ritterstein, vorbei zur Großen Himmelswiese, wo man zwischen exotischen Mammutbäumen an einem ellenlangen Holztisch vespern kann.

Danach folgen wir dem weiß-grünen Balken bis zum Rastplatz „Zwei Bänke“. Diesem gegenüber biegt die Tour links wieder auf einen schmalen Pfad ab, als Wegzeichen gesellt sich der grün-rote Balken hinzu. Auch auf dem anschließenden Forstweg halten wir uns links – eine einzelne Straßenleitplanke, die sich hier sehr kurios ausnimmt, weist den Weg hinab ins Diemersteintal.
An dessen Ende gabelt sich der Weg. Rechts gelangt man zum Ritterstein „Hungerbrunnen“ und in den Weiler, in dem ab dem späten 17. Jahrhundert Schweizer Täufer – Mennoniten – siedelten. Wir aber nehmen den linken Weg ohne Markierung, der über den Schlossberg direkt zur Burgruine Diemerstein führt.

Burgromantisches Finale
Dass die Burg im 19. Jahrhundert in eine Art Bergpark eingebettet wurde, macht den Weg zum Archäologie-Parcours. Zuerst stößt man auf die überwucherten Reste eines Naturtheaters, dann auf viele Treppchen im Gelände. Sie führen uns über einen Felsen, der ursprünglich vielleicht mal als Vorburg diente, hinunter in den Halsgraben, der von Schildmauer und Resten des Buckelquader-Bergfrieds überragt wird.
Die Oberburg ist nicht frei zugänglich, aber ohnehin ist die Ruine, von außen betrachtet, fast pittoresker. Außer dem Bergfried hat sich ein spätgotischer runder Treppenturm erhalten. Die zinnengeschmückten Balkonmauern indes, die Diemersteins Erscheinungsbild am östlichen Ende prägen, verdanken sich ebenso wie der große Steintisch etwas unterhalb der Ruine den romantischen Verschönerungsmaßnahmen des 19. Jahrhunderts. Dadurch wirkt die um 1200 erbaute Burg, die 1521/22 ein halbes Jahr lang den Humanisten Ulrich von Hutten beherbergte, heute eher wie eine jener künstlichen Ruinen, mit denen man Englische Landschaftsgärten dekorierte.
Rundwanderung Diemerstein: etwa 16 km, gut 5 Stunden, mittelschwer, Start/Ziel: Bahnhof Frankenstein, Rucksackverpflegung, Anfragen zur Burgbesichtigung: 06329 989377




