Beziehungstipp Wie redet man mit Kindern über Sex?

Sehr hilfreich bei Aufklärungsgesprächen: Aufklärungsbücher.
Sehr hilfreich bei Aufklärungsgesprächen: Aufklärungsbücher.

Kinder sind neugierig. Sie wollen ihre Körper erkunden. Bei Erwachsenen ist das Thema aber oft mit Scham behaftet. Vier Tipps, um gut mit Kindern über Sexualität zu sprechen.

Was ist Sexualität eigentlich? Ganz wichtig, sagt Beziehungsberaterin Stefanie Ludwig aus Landau, ist es, beide Ebenen auf dem Schirm zu haben: die körperliche und die emotionale Sexualität. Denn bei Sexualität gehe es schließlich neben der Körperlichkeit auch um Lust und Gefühle, die man zueinander hat. Letztere Themen entwickelten sich bei Kindern allerdings erst später. Doch auch schon vor dem Teenager-Alter haben Kinder viele Fragen. Zum Beispiel: Wie werden Kinder gemacht?

Wie antwortet man denn nun auf solch eine Frage? Stefanie Ludwig sagt, meistens sind klare und neutrale Erklärungen am besten. „Ich habe meinen Kindern zum Beispiel einfach erklärt, dass der Penis in die Vulva reinkommt und so ein Kind entsteht“, sagt Ludwig. So eine kurze Erklärung sei für Kinder dann schnell gar nicht mehr so spannend. Wichtig sei aber, bei der Wahrheit zu bleiben.

Aufklärung vor allem Erwachsenen unangenehm

Aufklärung sei oft nur unangenehm, weil es den Erwachsenen peinlich sei, Wörter wie „Penis“ auszusprechen. „Da geht es um die emotionale Ebene, nicht die körperliche“, sagt Ludwig. Deshalb empfehle sie Eltern, Unterstützung zu suchen, wenn sie sich schämten. Beispielsweise gebe es Teenie-Telefone oder Aufklärungsbücher und -Webseiten. Letztere müsse man aber gut prüfen, „da ist auch viel Quatsch dabei“.

„Auch ein Dr. Sommer-Team ist eigentlich super! Da wird oft drüber gelacht, aber die beantworten die Fragen, die sich alle Kinder stellen. Zum Beispiel: Werde ich schwanger vom Küssen?“ Webseiten und Aufklärungsbücher könne man sich dann gemeinsam mit den Kindern anschauen und habe so Unterstützung.

Vier Tipps für das Gespräch mit den Kindern:

1) Offen sprechen
Das heißt laut Ludwig konkret, dass Fragen beantwortet werden dürfen. „Egal wie alt das Kind ist“, sagt Ludwig. Klare und präzise Begriffe zu verwenden sei wichtig. „,Pipimann finde ich ganz furchtbar! Lieber klar und eindeutig: Penis und Vulva, so heißt das nun mal.“

2) Altersgerecht
Dabei gehe es darum, wie detailliert erklärt werde. Je nachdem in welcher Phase sich Kinder gerade befinden, seien unterschiedliche Dinge in Ordnung. Und das dürfe man auch benennen. Ein Beispiel: „Es ist normal, dass sich Kinder berühren, nicht erst in der Pubertät, die erkunden ihren Körper“, sagt Ludwig. Wenn man das mitbekommt, kann man erklären, dass es in Ordnung ist, wenn sich das gut anfühlt. Aber auch dazu sagen, dass andere Leute die Kinder dort eben nicht berühren dürfen – auch nicht der gute Kumpel. Und, dass man das in der Öffentlichkeit nicht machen darf, dass es beispielsweise im Zimmer oder im Badezimmer aber in Ordnung ist.

Ein anderes Beispiel: Kleine Kinder fassten häufig an die Brust der Mütter, da sie das vom Stillen gewohnt seien. Wenn diese aber älter werden, könne man sagen, dass man das nun eben nicht mehr machen darf. Kindgerecht, aber deutlich.○

3) Respekt vor Privatsphäre
Wenn die Kinder sagen, „Mama, ich will nicht, dass du ins Bad kommst“, sollte das absolut okay sein, sagt Ludwig. „Sie müssen auch nicht kontrollieren, was die Kinder da machen, das müssen die selbst herausfinden.“ Natürlich sei es dennoch wichtig, ein paar Dinge zu erklären, zum Beispiel, „dass man gewisse Dinge da nicht reinsteckt“, sagt Ludwig. „Die probieren alles aus! Wenn man dem Arztbesuch vorbeugen will, muss man eventuell auch das erklären.“ Ebenso sei Hygiene ein wichtiges Thema. Ab einem gewissen Alter solle man lieber erklären, wie man sich wäscht, als es selbst zu machen. Dabei sei es schwierig, eine Altersangabe zu machen. Man müsse beobachten – je nachdem, wie weit das Kind jeweils sei.

4) Unterstützung suchen
Wer bei gewissen Themen, beispielsweise Transgender oder Homosexualität, unsicher ist, könne sich Unterstützung holen. „Oder wenn ich nicht weiß, wie ein Frauenkondom funktioniert, habe ich vielleicht eine Bildungslücke. Wie soll ich das dann meinen Kindern erklären?“

Die Welt habe sich in den vergangenen Jahren verändert. „Es ist cool, dass unsere Kinder so leben können, wie sie möchten und nicht krank werden müssen, weil sie es verstecken.“ Deshalb solle man ein Gefühl für Vielfalt entwickeln, am besten, bevor das Kind ins Teenie-Alter kommt. Dabei sei klar, dass man nicht alles richtig machen könne. Wenn man sich unsicher sei, dürfe man das aber gern zugeben. „Dann kann man gemeinsam lernen“, sagt Ludwig.

Über die Expertin

Mehr über die Expertin lesen Sie hier: „Beziehungsberaterin Stefanie Ludwig: Über 300 ehrenamtliche Stunden im Jahr“
Stefanie Ludwig arbeitet ehrenamtlich für den Verein „Liebegesund“ in Landau. Wenn Sie selbst Fragen an unsere Expertin haben, schreiben Sie uns an liebe@rheinpfalz.de – Ihre Frage wird in einer der folgenden Kolumnen beantwortet.

6193016_1_org_Pfalzverliebt_-_Newsletter_-_Contentbox_16-9

Kennen Sie schon unseren Instagram-Account?

Geschichten über die Liebe in der Pfalz, Tipps von Beziehungscoaches und Paartherapeuten sowie viele weitere spannende Einblicke gibt es auf unserem Instgram-Account die_rheinpfalz

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

x