Radtour Von Gimmeldingen nach Burrweiler: Aussichten auf den Pfälzer Frühling
„Tage der Wonne, kommt ihr so bald. Schenkt mir die Sonne, Hügel und Wald ...“ – inspiriert von Goethe und ersten zartrosa Mandelblüten in der Flur, wagen wir es und befreien nach den kalten Wintertagen endlich das Rad aus dem Keller. Auf dem Programm steht eine Radtour an die Südliche Weinstraße nach Burrweiler – durch hügelige Weinberge und entzückende Orte, stets den Pfälzerwald und die Rheinebene im Blick.
Mit dabei ist unsere zehnjährige Hündin. Sie ist zwar noch fit, muss sich aber wie wir erst ein bisschen warmlaufen für die Saison, daher nehmen wir für die Etappe Neustadt nach Maikammer und zurück ab Edenkoben bis Neustadt die Bahn.
Am Bahnhof Maikammer geht’s auf dem Radel in die Weinberge und entlang des Alsterweiler Bachlaufs Richtung St. Martin. Unter bizarren Wolkenformationen erstrahlt über dem Rebenmeer malerisch das Hambacher Schloss in der Sonne und lässt die Wiege der Demokratie weit in die Region leuchten. Neben uns plätschert das Alsterweiler Bächlein, und aufkommende Frühlingsgefühle wärmen das Herz, die stete Steigung Richtung Kropsburg tut ihr Übriges ...
Den höchsten Berg des Pfälzerwaldes, die 673 Meter hohe Kalmit, im Blick, führt nun der Kropsbach in das bei Touristen beliebte Weindorf St. Martin hinein. Heute ist es eher ruhig hier, nur rund um die Katholische Pfarrkirche St. Martin ist einiges los. Das historische Juwel steht an einer ehemaligen Kreuzung zweier Römerstraßen. Eine kleine Wallfahrtskirche aus Holz wurde hier schon um das Jahr 700 errichtet und dem fränkischen Nationalheiligen Martinus gewidmet. Im Laufe der Zeit wurde die Kirche mehrmals umgebaut, erweitert und im Jahr 1488 schließlich der Turm westlich der Kirche hinzugefügt. Die Kirchenbänke aus dem 14. Jahrhundert sind bis heute erhalten.
Offen fließt der Kropsbach durch das idyllische Örtchen und zeigt den Weg zu einem netten pfälzischen Phänomen: dem so genannten „Schorlefenster“, aus dem nach Betätigen einer Klingel durstigen Gästen eine Rieslingschorle gereicht wird. Frisch gestärkt geht es aus dem Ort hinaus ins Grüne und entlang dem Wein- und Stein-Lehrpfad nach Edenkoben zum Kloster Heilsbruck. Das Kloster wurde im Jahr 1232 in Harthausen gegründet und später nach Edenkoben verlegt. Die Nonnen des Klosters stammten aus dem elsässischen Kloster Koenigsbruck. Das Kloster entwickelte sich sehr erfolgreich und wurde im Laufe der Zeit mit verschiedenen Gebäuden erweitert, die den baukünstlerischen Anspruch und die Bedeutung des Klosters belegen. Die Klosterkirche wurde im frühen 19. Jahrhundert abgerissen und das Gelände später als Weingut genutzt.
Rund um das Kloster erstreckt sich auf etwa 6000 Quadratmetern ein wahres Reich für die Sinne: der Kräutergarten Klostermühle mit allein 45 verschiedenen Lavendelsorten. Im Sommer sorgen Lilatöne im satten Grün unter dem Gebrummel von fleißigen Bienen für eine wahre Augenweide. Mit Ferienzimmer, Hofladen und einem Garten-Café ist das einen eigenen Besuch wert. Sieben Themenbereiche zeigen die Vielfalt an heimischen Heilkräutern, Duftpflanzen und Küchenkräutern sowie Obst und Gemüse. Bei Führungen und Verkostungen kann man in mediterrane Düfte eintauchen und die Vielfalt entdecken. Unterhalb des Klosters führt ein Weg zur „Alla hopp!“-Anlage, einem wunderbar im Grünen gelegenen Spiel- und Bewegungsplatz. Überhaupt, durch die befestigten Weinbergswege und recht wenig Verkehr in den Dorfstraßen eignet sich die Tour in jedem Fall auch für Familien und jedes Fitnesslevel. Einzig kurze, steilere Passagen mit Rollsplit schieben wir lieber. Sicher ist sicher.
Wir fahren weiter durch die zartblühende Flur mit Blick auf die Villa Ludwigshöhe, den Sommersitz König Ludwigs I. von Bayern, und dann entlang einem der ältesten Weinlehrpfade der Pfalz, an dem vieles über Rebsorten und das traditionelle Weinwerk zu erfahren ist. Wir könnten hier noch lange verweilen, doch ein dezentes Knurren in der Magengegend drängt zur Weiterfahrt. Wir strampeln weiter und entdecken die Rietburg am Horizont. Ein Sessellift führt ab März über das Rebenmeer in Doppelsesseln zur Burg. Wenige Minuten später erreichen wir Rhodt, das mit seinen idyllischen Höfen und Restaurants zur Einkehr einlädt. Den Abstecher nach Hainfeld mit seinem schönen Dorfbrunnen verlegen wir spontan auf den Rückweg.
Der Hund ist müde, der Hunger groß, und so nehmen wir direkten Kurs auf unser Ziel, die Einkehr in der Burrweiler Mühle. Hier lässt es sich wahrlich entspannt genießen und Kraft tanken für die Rückfahrt, auf der wir noch einen tollen Sonnenuntergang erleben.
Info
Rad-Bahn-Tour mit dem E-Bike von Gimmeldingen nach Burrweiler und zurück, 40 Kilometer, 400 Höhenmeter, 3 Stunden, auch für Familien geeignet, überwiegend auf befestigten Wegen, kleine Steigungen