Klassik Paul Meyer auf Konzerttournee: Mit der Klarinette auf das Dach der Welt

Paul Meyer mit der von ihm mitentwickelten „Divine“-Klarinette.
Paul Meyer mit der von ihm mitentwickelten »Divine«-Klarinette.

Wer mit Anfang 20 einen festen Job als 1. Soloklarinettist in einem Orchester mit einem Pierre Boulez als Dirigenten aufgibt, um eine Solokarriere zu starten, der muss Mut und tiefes Vertrauen in seine Fähigkeiten haben. Paul Meyer ist so einer.

Der Erfolg gibt ihm Recht: Heute ist der mehrfach preisgekrönte Elsässer einer der großen Klarinettisten unserer Zeit. Sein Konzert mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, zu erleben in Pirmasens, Worms, Wörth und Mannheim, steht unter der Überschrift „Euphorie“ und wartet auf mit Werken von Gustav Mahler und John Corigliano. Am Pult steht Michael Francis.

Eine Begegnung mit Klarinetten-Legende Benny Goodman gab dem damals 19-Jährigen aus Mulhouse den entscheidenden Schub. Heute, 40 Jahre später, ist er auf den bedeutendsten Bühnen der Welt zu Hause, hat in seiner langen Karriere mit Weltstars der Musik wie Isaak Stern, Mstislaw Rostopovich, Gidon Kremer, Heinrich Schiff, Kent Nagano zusammengearbeitet. Die Klarinette, die er spielt, hat er selbst mitentwickelt. Geprägt ist sein bewegtes Künstlerleben von einem leidenschaftlichen Engagement für zeitgenössische Musik.

Konzert für Klarinette und Orchester von John Corigliano

Den ersten Programmteil seines Gastspiels bestreiten Meyer und das Ludwigshafener Orchester mit eben solcher Musik, dem Konzert für Klarinette und Orchester des US-amerikanischen Komponisten John Corigliano. Der inzwischen 86-Jährige ist eher durch seine Filmmusiken bekannt.

Der Oscar für die Filmmusik zu „Die rote Violine“ im Jahr 2000 hat seinen Namen vermutlich bekannter gemacht als der Pulitzer-Preis für seine 2. Sinfonie (2001) oder selbst der Grammy für „Mr. Tambourine Man: Seven Poems of Bob Dylan“ (2009). Das 1977 entstandene Klarinettenkonzert, mit dem das Konzert eröffnet wird, beschreibt Paul Meyer als „wahren Mount Everest für Klarinettisten“ und stellt dem Soloinstrument einen außergewöhnlich großen Orchesterapparat gegenüber. Es entstand als Auftragswerk, maßgeschneidert für die New Yorker Philharmoniker.

Gustav Mahlers „Titan“ ebenfalls im Programm

Nach der Pause erwartet das Publikum Gustav Mahlers epische, monumentale Symphonie Nr. 1 D-Dur, bekannt auch unter dem Titel „Der Titan“. Beeinflusst von volkstümlichen Melodien bietet dieses frühe Werk des österreichischen Komponisten eine emotionale Tiefe und dramatische Vielfalt. Berühmt ist der dritte Satz, in dem Mahler das französische Kinderlied „Frère Jacques“ zu einem anrührenden Trauermarsch verarbeitet hat. Bei der Uraufführung 1889 in Budapest polarisierte das Werk des damals 24-Jährigen. Während manche die Symphonie als zu radikal und unkonventionell empfanden, lobten andere sie als wegweisend und innovativ.

Paul Meyer (Klarinette) und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz spielen Werke von John Corigliano und Gustav Mahler; Termine: Do 11.4., 20 Uhr, Pirmasens, Festhalle; Fr 12.4., 20 Uhr, Worms, Das Wormser; Sa 13.4., 19.30 Uhr, Wörth, Festhalle; So 14.4., 18 Uhr, Mannheim, Rosengarten; Tickets: reservix.de, für Worms: ticket-regional.de

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