Interview Kastanienprinzessin Lucia I. blickt auf ihre Amtszeit zurück
Kastanienprinzessin – wie qualifiziert man sich eigentlich für dieses Amt?
Ich habe mich einfach beworben und wurde dann genommen. Wenn man hier aus der Gegend kommt ist es ja eigentlich ein Muss, dass man sich ein bisschen mit dem Thema Kastanie auskennt.
Wissen Sie, ob es noch weitere Kastanienprinzessinnen gibt? Oder ist das ein Pfälzer Phänomen und einzigartig?
Nein, es gibt keine weiteren Kastanienprinzessinnen. Die Kastanienprinzessin ist die erste und einzige – deutschlandweit.
Was fasziniert Sie gerade an der Esskastanie?
Die Vielfältigkeit. In meiner Kindheit habe ich im Wald Kastanien gesammelt, und wir haben sie daheim zu einem klassischen Kastaniengemüse gekocht. Über die Jahre habe ich gemerkt, wie vielfältig diese Frucht doch ist und wie viele Produkte daraus hergestellt werden können. Von Kastanienknödel über Kastanienlikör und beispielsweise Kastanienhonig ist alles mit dabei. Die Frucht kann sowohl deftig als auch süß. Das war mir als Kind gar nicht so bewusst und fasziniert mich.
Sammeln Sie immer noch Kastanien, und wie bereiten Sie sie am liebsten zu?
Ja, seit meinen Kindertagen mache ich das bereits. Am liebsten koche ich – wie schon meine Eltern damals – das klassische Kastaniengemüse.
Haben Sie einen Geheimtipp, wie man die Schale am besten runterkriegt?
Aus der stachligen Hülle bekommt man die Keschde am besten, wenn man sie sich zwischen beide Füße klemmt und die Enden nach unten aufdrückt, um die Hülle zu öffnen. Dann vorsichtig mit den Fingern die Frucht aus der Hülle ziehen. Die braune Schale der Kastanie bekommt man leichter von der Frucht gelöst, wenn man die Kastanie vor dem Kochen unten mit einem Kreuz einritzt. Nach etwa 15 bis 20 Minuten die Kastanie aus dem kochenden Salzwasser holen, kalt abschrecken und die Schale einfach abziehen.
Es gibt in Annweiler jetzt eine Ausstellung zum Jubiläum 20 Jahre Kastanienprinzessin. Können Sie uns dazu ein bisschen was verraten? Sind Sie dort auch vertreten?
Die Ausstellung dreht sich rund um die Kastanie. Alle Themen, die mit der Kastanie im Zusammenhang stehen sind vertreten: Kulinarik, Wald und Holz, Geschichte und natürlich auch alle ehemaligen Kastanienhoheiten, zu denen ich in ein paar Wochen auch gehören werde. Von uns Prinzessinnen gibt es beispielsweise eine Bildersammlung, bei der man uns auf unseren verschiedenen Terminen sehen kann. Natürlich sind auch all unsere Autogrammkarten ausgestellt und nicht zuletzt auch die alte Schärpe und die erste Krone.
Silbernes Diadem, Schärpe … Ihre Amtszeit ist nun ja fast rum. Wie schwer fällt es Ihnen, die Insignien jetzt weiterzugeben? Wie fühlt man sich dabei?
Ich muss schon sagen es fällt mir sehr schwer, die Zeit war sehr schön, man hat viel erlebt und viele Freundschaften knüpfen können. Als kleines Kind will ja fast jedes Mädchen mal Prinzessin sein – ich auch. Somit ist ein kleiner Kindheitstraum von mir in Erfüllung gegangen.
Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf das Jahr als Kastanienprinzessin zurück?
Ich empfinde einfach Freude, wenn ich an das Jahr zurückdenke. Durch die vielen neuen Bekanntschaften ist eine Art Wochenend-Familie entstanden.
Was waren unvergessliche Höhepunkte? Gibt es auch Anekdoten und Überraschendes, was Sie in diesem Jahr erlebt haben?
Es gibt kein spezielles Event, was für mich das Highlight meiner Amtszeit war, sondern jedes Fest war ein Highlight für sich, da ich immer neue Menschen kennengelernt habe, mit denen ich mich gut verstehe und Freundschaften schließen konnte.
Sind Sie nicht auch ein bisschen erleichtert, dass Sie jetzt wieder mehr Zeit für andere Hobbys haben? Sie tanzen und singen gerne, sind mit ihrer Mannheimer Gruppe Feuerio sogar Deutsche Vizemeisterin geworden …
Was heißt erleichtert? Es war schon schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen und zwischen Training und Terminen entscheiden zu müssen. Klar freut man sich, dass man diese Entscheidungen nicht mehr treffen muss und wieder etwas mehr Zeit hat. Aber es war auch eine sehr schöne Zeit, die ich sehr genossen habe.
Hat das Amt für Sie in Ihrem Leben irgend etwas verändert?
Durch mein Amt habe ich gelernt mehr zu improvisieren, mehr vor Menschen zu stehen und offener zu werden.
Inwiefern werden Sie den Keschde auch künftig verbunden bleiben?
Weil ich hier in Annweiler wohne, werde ich immer eine Verbindung zur Kastanie haben, allein durch das jährliche Keschdefeschd hier, aber auch durch einfache Dinge wie beispielsweise das Sammeln der Kastanien im Wald. Und die Zeit als Prinzessin werde ich sowieso niemals vergessen und immer in Erinnerung behalten.
Eine Sonderausstellung im Museum unterm Trifels widmet sich den Kastanienhoheiten. Mehr dazu finden Sie hier.
Kastanienfeste: Annweiler (mit Krönung der neuen Keschdeprinzessin): 5./6.10.; Edenkoben: 12./13.10.; Hauenstein: 20.10., Info: keschdeweg.de