Jazz Gretchens Pudel in Ludwigshafen und Landau

Liedgut-Recycler mit putzigem Schuhwerk: Gretchens Pudel.
Liedgut-Recycler mit putzigem Schuhwerk: Gretchens Pudel.

Gretchens Pudel nennen sich die fünf Musiker, die ihr zweites Album in den kommenden Wochen in Ludwigshafen und Landau präsentieren. „Kein schöner Land“ heißt das Werk mit jazzig-überraschendem Liedgut.

Ein Männlein steht im Walde. Ohne Handy, ohne Tablet. Ein Sonderling. Vielleicht ein Flüchtling, ein Feuerteufel, ein Bombenleger oder Edward Snowden? Die fünf Freunde von „Gretchens Pudel“ lassen die Frage in ihrer dramatischen Version des bekannten Kinderlieds offen. Deutsches Lied- und Versgut entstauben und in Jazzadaptionen überraschend weiterentwickeln ist „Pudel“-Programm. Der Fuchs hat nicht die Gans gestohlen, sondern Franzi, die Gattin des Jägers. Die Musiker spitzen nicht nur ironisch und eigensinnig zu, sie erzählen auch Entstehungsgeschichten hinter scheinbar harmlosen Liedchen: Der liebe Augustin schaufelt sich, angetrieben von seiner Sehnsucht nach Schnaps, aus dem Wiener Pestgrab empor und merkt: Rock ist weg, Stock ist weg, Geld ist weg, alles ist hin. „Liedgutrecycling“ nennen sie das, was sie machen. Es war der Titel ihres ersten Albums.

Musiklabel von Konstantin Wecker

Nun haben Ralf Eßwein (Gesang), Adrian Rinck (Piano), Jan Mikio Kappes (Kontrabass), Julian Losigkeit (Schlagzeug) und Jan Kamp (Posaune) ihre zweite CD rausgebracht. „Kein schöner Land“ erscheint bei „Sturm und Klang“, dem Musiklabel von Konstantin Wecker und von ihm geförderten Künstlerinnen und Künstlern. Den Liedermacher haben die Bandmitglieder während einer Ringvorlesung über Menschenrechte an der Landauer Uni kennengelernt. Auf der neuen Scheibe von „Gretchens Pudel“ spricht Wecker das Rilke-Gedicht „Wunderliches Wort“, unterlegt mit einer von Rinck komponierten Jazzballade.

Humor und sozialkritische Töne

Der CD-Titel „Kein schöner Land“ zitiert nicht nur eines der populärsten deutschen Volkslieder, das romantisches Heimat- und Gemeinschaftsgefühl beschwört, sondern lässt erahnen, dass „Gretchens Pudel“ auch sozialkritische Töne anschlägt. „Wir machen keine explizit gesellschaftskritischen Texte, aber wir lassen Impulse miteinfließen“, sagt Sänger Ralf Eßwein. Die fünf Musiker aus der Südpfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland wollen mit ihren humorvollen Arrangements aus Jazz, Pop und Poesie aber vor allem eins: Erinnerungen an kindliche Unbeschwertheit und Lust am Wiederentdecken von altem Kulturgut wecken, es in der Gegenwart verankern und konservieren. Beim Release-Konzert zum neuen Album darf natürlich ihr Markenzeichen nicht fehlen: pinkfarbene Plüsch-Pudeletten.

Info

Gretchens Pudel: »Kein schöner Land« – Fr 28.7., 19 Uhr, Ludwigshafen, Lucation (Leerguthalle der Berkel AHK), Album-Release-Konzert, Support: Listentojules, Karten:, reservix.de; Do 10.8., 19.30 Uhr, Landau, Haus am Westbahnhof, Gartenkonzert, Eintritt frei

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