Musikfestival „Euroclassic“ in Zweibrücken, Pirmasens und Umgebung: Grenzenloser Genremix
Das grenzenlose Festival, das sich von 2. September bis 19. November wieder auf verschiedene Spielstätten in und um Zweibrücken, Pirmasens, Bitche und Blieskastel verteilt, setzt seit jeher auf einen breiten Spagat zwischen E- und U-Musik, zwischen hehrer und poppiger Kunst.
Dem Kultursommer-Motto gemäß ist auch dieser Genre-Mix in diesem Jahr „westwärts“ orientiert. Dass für die Festivalmacher zum Westen nicht nur Frankreich und die Benelux-Länder, sondern auch die Britischen Inseln gehören, offenbart sogleich das Eröffnungskonzert am Sa 2.9., 19 Uhr, in der Schlosskirche zu Blieskastel. Denn da erschallen zwei zentrale Werke, die Georg Friedrich Händel als Wahlengländer komponierte: die Feuerwerksmusik, die der englische König Georg II. beim ausgewanderten Sachsen bestellte, sowie das Dettinger Te Deum, das 1743 auf einen englischsprachigen Text der anglikanischen Liturgie entstand.
Auch Gregor Meyle in Zweibrücken
Während der Auftakt also noch ganz klassisch respektive barock daherkommt, schlägt das Festival alsbald auch andere Stilrichtungen ein. Zum Beispiel mit der irischen Wahlberlinerin Wallis Bird, deren musikalischer Kosmos zwischen melancholischen Folk-Balladen und fetzigem Sozialkritik-Pop oszilliert (So 10.9., 19.30 Uhr, Zweibrücken, Festhalle). Oder mit Gregor Meyle, dessen poppiger Liedermacher-Folkrock aktuell nach „Gleichgewicht“ strebt. So jedenfalls lautet der Titel des neuen, für Herbst angekündigten Albums, dessen Songs Meyle mit seiner Band in Zweibrücken vorstellen will (So 29.10., 18 Uhr, Festhalle).
Vocal Jazz, Beatboxing-Comedy und traditionelle Vokalmusik aus aller Welt vereint die A-cappella-Nacht in Blieskastel (Fr 29.9., 20 Uhr). Die Brüder Jarry huldigen Queen und Elton John in einer – laut Ankündigung – „noch nie dagewesenen“ Klavier-Cello-Show (Sa 30.9., 20.30 Uhr, Bitche, Espace René Cassin). Und der britisch-nigerianische Sänger Ola Onabulé und die SWR Big Band beglücken das Publikum mit Retro-Soul und Motown-Klassikern der 70er-Jahre (So 1.10., 18 Uhr, Zweibrücken, Festhalle).
Beethovens Geliebte , Riemanns Karneval
Zwischen all diesem Crossover findet das Festival aber auch immer wieder zurück zur Klassik, die es im Namen trägt. Beispielsweise gibt der junge Tenor Patrick Grahl, der seine Gesangskarriere als Thomanerchorknabe in Leipzig startete, zusammen mit seinem Klavierbegleiter Daniel Heide am Fr 6.10., 19 Uhr, einen Liederabend in der Festhalle Pirmasens. Auf dem Programm steht dann – neben Liedern von Schubert und Mendelssohn – auch Beethovens Liederzyklus „An die ferne Geliebte“. Grahl hat das 1816 entstandene Opus bereits 2020, rechtzeitig zum Beethoven-Jahr, auf CD eingesungen, damals zusammen mit Schumanns „Dichterliebe“. Leider ist das Album, wie auch das ganze Beethoven-Jubiläum, in den Wirren der Pandemie ziemlich untergegangen. Was schade ist. Denn gerade Grahls Interpretation von Beethovens Ode „an die ferne Geliebte“ verdient, gehört zu werden: so jünglingshaft und erfrischend empfindsam, so natürlich und schlichtweg schön tönen diese sechs Beethoven-Lieder, wenn Grahl sie singt.
Zu den eher klassischen Festival-Beiträgen gehört auch der von Schauspielerin Katja Riemann konzipierte „Karneval des Glücks“: Der musikalisch-literarische Abend vereint Camille Saint-Saëns populären „Karneval der Tiere“ – dazu Stücke von Strawinsky, Mozart, Prokofjew, Elgar und Fazil Say – mit scharfzüngigen Texten des 2016 verstorbenen Intellektuellen Roger Willemsen. Katja Riemanns musikalische Mitstreiterinnen sind Geigerin Franziska Hölscher und Pianistin Marianna Shirinyan (Mi 25.10., 19.30 Uhr, Pirmasens, Festhalle).
Festival Euroclassic: 2.9. bis 19.11., Zweibrücken, Pirmasens, Blieskastel, Bitche und Umgebung, Karten: www.ticket-regional.de