Landau Zweiter Exot nach Unfall in Landau – Veterinär: „Bitter, was man Tieren antut“

Neuzugang in Landau: ein Silberwangenhornvogel.
Neuzugang in Landau: ein Silberwangenhornvogel.

Wo sonst Schildkröten, Echsen und Schlangen ihr Zuhause haben, leben jetzt zwei Artfremde. Das Reptilium in Landau hat neben Löwenbaby Lea seit Donnerstagnacht einen weiteren Neuzugang: einen Silberwangenhornvogel. Auch er stammt aus dem Unfalltransporter aus der Slowakei. Und zu Tierbaby Lea reißen die Anfragen nicht ab.

Um 23.35 Uhr in der Nacht auf Donnerstag konnte Tiernotfallsanitäter Michael Sehr den Silberwangenhornvogel fangen – mit einem Trick. Sehr spritzte das Gefieder des Nashornvogels, dessen Art in Ostafrika zuhause ist, nass. Damit konnte dieser nicht mehr fliegen und sich einfangen lassen. Zu der vorgerückten Stunde brachte ihn der Tiernotretter dorthin, wo er am Dienstagmorgen schon das Löwenbaby abgegeben hatte: ins Reptilium nach Landau.

Zunächst nur Vermutungen, dann Gewissheit

Schon bei dem schweren Unfall am Dienstag auf der A 5 bei Walldorf, bei dem die kleine Raubkatze unverletzt in einer Holzkiste entdeckt worden war, hatten Zeugen von einem entflogenen Exoten gesprochen. Eine Passantin hat ihn schließlich in der Nähe der Unfallstelle, im baden-württembergischen Kirrlach, entdeckt. Dem etwa hühnergroßen Vogel geht es nach Auskunft des Veterinäramts des Landkreises Südliche Weinstraße gut. „Er frisst sehr gut, hat einiges verputzt“, so Veterinäramtsleiter Karl-Heinz Kirsch auf Anfrage.

Ein Stück Horn fehlt

An seinem hornartigen Kamm fehlen jedoch einige Zentimeter. Ob das Stück durch den Unfall abgebrochen ist, lasse sich nicht sagen. Für den exotischen Vogel fehlten jegliche Papiere. Vorübergehend bleibe er wie Lea im Reptilium. Und das sei als Notunterkunft nicht nur auf Amphibien und Reptilien beschränkt.

Solange die polizeilichen Ermittlungen zu dem verunfallten Transporter aus der Slowakei liefen und die Frage, ob es sich dabei um einen legalen Tiertransport gehandelt habe, nicht geklärt sei, werde sich am Aufenthaltsort der beiden Tiere nichts ändern. Für Kirsch deutet einiges daraufhin, dass die Tiere rechtswidrig über die Grenze transportiert wurden, warnte aber zugleich vor vorschnellen Urteilen.

Schon früh „fehl geprägt“ durch den Menschen

Dennoch: „Es ist schon traurig und bitter, was man Tieren antut“, so Kirsch. Er meint die Tatsache, dass das acht Wochen alte Raubtierkind viel zu früh seiner Mutter entzogen wurde. „Es wurde vermutlich von Menschenhand aufgezogen und damit schon fehl geprägt“, also nicht naturgemäß behandelt. Weil hier internationales Recht, der Artenschutz und der Tierschutz betroffen sind, hat das Veterinäramt über das Landesuntersuchungsamt auch das Umweltministerium eingeschaltet zum weiteren Vorgehen. „Allein entscheiden wir das nicht.“ Kirsch wartet auf Antwort aus Mainz. Und von dort gab es bis Redaktionsschluss auch auf RHEINPFALZ-Anfrage keine Erklärung.

Erinnerungen an Eistierbaby Knut

Unabhängig von der rechtlichen Bewertung gibt es nach Lea laut Kirsch etliche Nachfragen. So hat sich neben anderen die Tierauffangstation in Maßweiler (Kreis Südwestpfalz) in Landau erkundigt und ebenfalls eine Notunterkunft angeboten. „Ja, wir sind an dem Fall dran“, hieß es von dort. Einen Besuchermagneten wolle man aus dem weißen Tierbaby nicht machen. „Das ist nicht unser Ziel und wegen Corona zurzeit auch gar nicht machbar“, sagte Eva Lindenschmidt, stellvertretende Geschäftsführerin. Veterinär Kirsch fühlt sich dennoch ein wenig an Eisbär Knut in Berlin erinnert: „Der hat auch alle Besucherrekorde gesprengt.“

Die acht Wochen alte Löwin Lea bei der Ankunft im Reptilium Landau.
Die acht Wochen alte Löwin Lea bei der Ankunft im Reptilium Landau.
Löwenbaby Lea bei der tierärztlichen Untersuchung. Sie blieb unversehrt durch den Unfall auf der A5, Röntgenaufnahmen bewiesen:
Löwenbaby Lea bei der tierärztlichen Untersuchung. Sie blieb unversehrt durch den Unfall auf der A5, Röntgenaufnahmen bewiesen: keine Knochenbrüche.
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