Kolumne Wanderanfänger: Das Müssen ins Wollen umdefinieren

rheinpfalz_11_9_2021

Was viele möglicherweise noch nicht über den Pfälzerwald wissen und was Wanderanfängern Mut machen könnte.

Wenn wir das Müssen ins Wollen umdefinieren, geht’s eigentlich. Wenn wir „Gehen“ statt „Wandern“ sagen, hilft das in manchen Fällen auch. Gerade Trekkinganfängern. Waldspaziergang klingt nicht nach 20 Kilometern mit vielen Steigungen und Schnappatmung. Dabei führen alle Wege in den Pfälzerwald. Hier kommen einige Fakten, die man über das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands wissen sollte.

Das Wichtigste zuerst: Das Biosphärenreservat ist das weltweit einzige mit einer bedeutenden Weinbaukultur. Und wo die Schorle ist, darf das Essen nicht fehlen. Ei jo! Deshalb ist die Hüttenkultur auch seit diesem Jahr bundesweites, immaterielles Kulturerbe und Ruheoase für geschundene Anfänger sowie durstige Wander-, pardon, Spazierprofis.

Den passenden Einstieg finden

Spannend wird schon der Auftakt der Spaziergänge. Die Orte Fischbach und Erlenbach gibt es mehrfach (bei Dahn, Kaiserslautern und Kandel), Münchweiler auch drei Mal. Den richtigen Ort zu finden, ist die erste Etappe. Und überhaupt: Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen ist das einzige grenzüberschreitende in Deutschland. Es zählt zu den 21 grenzüberschreitenden Biosphärenreservaten weltweit. Nächstes Jahr feiert es seine Unesco-Anerkennung vor 30 Jahren.

Und überhaupt: Pfälzerwald! Keiner käme auf die Idee, das Wort zusammenzuschreiben. Außerhalb der Pfalz. Der Duden auch nicht. Da gehen zwar beide Schreibweisen, aber er empfiehlt die getrennte. Gut, dass Pfälzer das anders sehen.

Zwischen Orchideen und Luchsen

„Wie lange noch? Sind wir bald daaahaaa? “, hört man von den Rücksitzen der Autos. Selten bis gar nicht im Pfälzerwald. Auf Entdecker wartet das Wasgau-Knabenkraut, beispielsweise. Die Orchideenart ist endemisch, heißt nur dort zu finden. Seit 2016 können Waldspaziergänger auch Luchse entdecken. Der Wald beherbergt eine der Kernpopulationen in Deutschland. Donnersberg, Pfälzerwald und Haardtrand bilden zusammen einen der 30 Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland. Auch außerhalb des Walds ist das Holz zu finden. Besonders prominent im Bundestag: Die Flaggenhalter sind aus dem Holz des Hambacher Walds.

„Es gibt keine Wanderanfänger. Nur Leute, die sich irgendwann entscheiden, längere Strecken zu laufen“, hat ein Verkäufer in der Wanderschuhabteilung eines großen Sportgeschäfts in der Kurpfalz letztens samstags gebetsmühlenartig nahezu jedem Kunden erzählt, dem er einen Schuh übergestülpt hat. Im Nachhinein betrachtet, hat er Recht.

Denn auch Anfänger schaffen locker 15 Kilometer am Stück durch das schönste Fleckchen Wald im Land. Wenn man sich kleine Strecken traut, schafft man auch bald die größeren. Muttraining erfordert Kondition, lohnt aber ungemein.

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