Pfalz So schützen sich Senioren vor Unfällen mit dem Pedelec

 84.125 Fahrradfahrer sind laut Statistischem Bundesamt 2021 in Deutschland bei Verkehrsunfällen verletzt worden. 17.045 davon m
84.125 Fahrradfahrer sind laut Statistischem Bundesamt 2021 in Deutschland bei Verkehrsunfällen verletzt worden. 17.045 davon mit einem Pedelec.

Im Jahr 2021 ist die Zahl der durch Unfälle verletzten Pedelec-Fahrer gestiegen – besonders Senioren und Seniorinnen sind gefährdet. Wenige Maßnahmen können die Gefahr senken.

Eine schwächere Konstitution in Kombination mit der anspruchsvollen Bedienung der schweren Pedelecs erhöhen das Unfall- und Verletzungsrisiko stark. Laut der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) betrifft das gerade ältere Menschen, deren Konstitution häufig schwächer ist.

Demnach empfehlen Orthopäden und Unfallchirurgen, einen Helm zu tragen, angepasstes Tempo und regelmäßig einen Fitness-Check. Denn im letzten Jahr sei die Zahl der durch einen Unfall verletzten Pedelec-Fahrer gestiegen. „Pedelecs und E-Bikes sind motorisierte Fahrzeuge. Daher sollte bei aller Freude an der Bewegung nicht unterschätzt werden, dass mit einer konstant erhöhten Geschwindigkeit die Anforderungen zunehmen“, sagt Prof. Dr. Benedikt Friemert, Präsident der DGOU. Laut Verkehrsunfallstatistik des Statistischen Bundesamts sind 2021 84.125 Fahrradfahrer verunglückt.

Vorbeugende Maßnahmen

Daher empfehlen Orthopäden und Unfallchirurgen für eine sichere Fahrt mit dem Pedelec:

  • Tragen eines Fahrradhelms oder Fahrrad-Airbags auch bei kurzen Fahrten
  • Volle Aufmerksamkeit beim Fahren
  • Defensive Fahrweise bei nicht zu hohem Tempo
  • Regelmäßiger Gesundheitscheck zur Prüfung von Sehen, Hören und Reaktionsfähigkeit
  • Prüfung von Einschränkungen der Fahrtüchtigkeit infolge Medikamenteneinnahme

Pedelecs werden bei Seniorinnen und Senioren immer beliebter, denn Radfahren stärkt die Muskeln und hält die Gelenke beweglich. Außerdem wird der persönliche Radius der Mobilität vergrößert. Mit der elektrischen Unterstützung ist das Fahrradfahren mit weniger Kraftaufwand möglich, man kann sich klimafreundlich fortbewegen und den Bewegungsradius erhöhen. Die Gruppe der älteren Menschen macht einen großen Anteil der Pedelecfahrer aus, gleichzeitig ist sie am meisten gefährdet. „Grundsätzlich ist Eigenverantwortung und ein bisschen persönliche Zurückhaltung gefragt. Dann bleibt der Fahrradspaß mit den Pedelecs auch im Alter noch lange erhalten“, sagt Friemert.

Zahl der verletzten Pedelec-Fahrer gestiegen

Ältere Fahrradfahrer verletzen sich häufiger. Das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Demnach steigt bereits im Alter von 55 Jahren das Risiko, bei einem Fahrradunfall schwer verletzt oder getötet zu werden. Ab dem 75. Lebensjahr ist das Risiko am höchsten. Laut Statistischem Bundesamt verunglückten im Jahr 2021 insgesamt 84.125 Fahrradfahrer bei einem Verkehrsunfall, davon 17.045 mit dem Pedelec. 372 Fahrradfahrer verunglückten tödlich, darunter 131 auf einem Pedelec. Gegenüber 2020 ist die Zahl der Verkehrstoten bei den Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern mit 12,7 Prozent überdurchschnittlich zurückgegangen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Pedelec-Fahrer und -Fahrerinnen, die bei einem Unfall verletzt wurden.

Daten aus dem Trauma-Register der Akademie der Unfallchirurgie zeigen, dass bei schweren Fahrradverletzungen vor allem der Kopf betroffen ist, wie die DGOU mitteilt. Doch gerade Senioren sehen oft nicht die Bedeutung des Fahrradhelms für die eigene Sicherheit und verzichten auf das Tragen eines Helms. So liegt die Helmtragequote bei den über 60-jährigen laut DGOU unter 30 Prozent. „Das ist deutlich zu wenig. Viele ältere Menschen überschätzen ihre Kraft, Reaktionsgeschwindigkeit und Kondition. Bei einem Unfall setzen sie sich einer unnötig hohen Verletzungsgefahr aus“, sagt Dr. Christopher Spering, Leiter der DGOU-Sektion Prävention. Denn ein aktivierter Kopfairbag oder ein Fahrradhelm dämpfen die bei einem Unfall auf den Kopf einwirkenden Kräfte, das führe zu weniger schweren Kopfverletzungen. Zudem könnten tödliche Hirnverletzungen um 60 bis 70 Prozent reduziert werden.

Nachlassende Fähigkeiten und Medikamente

Gerade weil der Verkehr immer dichter und die Fahrradwege immer voller werden, empfiehlt die DGOU fahrradbegeisterten Seniorinnen und Senioren bei einem Umstieg auf ein Pedelec einen Medizin-Check – auch wenn sie sich insgesamt noch rüstig fühlen. Nachlassende Fähigkeiten beim Sehen oder Hören könnten die Reaktionsfähigkeit empfindlich einschränken, so wie auch Medikamente mit starken Nebenwirkungen. „Da das Pedelec kein reines Sportgerät, sondern ein Fahrzeug ist, mit dem man aktiv am Straßenverkehr teilnimmt, braucht es angesichts eines dynamischen Umfelds im Straßenverkehr volle Aufmerksamkeit und das Tempo sollte den eigenen Fähigkeiten entsprechen“, sagt Spering.

Gerade weil ältere Menschen in der Regel weniger Körperstabilität und Kraft haben, wirke sich der Einfluss von höheren Geschwindigkeiten auf die Unfallschwere negativ aus. Da viele Blutverdünner einnehmen, könne es bei Stürzen zu lebensgefährlichen Blutungen kommen. Das Sterberisiko sei bei Älteren, die in Fahrradunfälle verwickelt sind, wesentlich größer ist als bei Jüngeren.

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