Kolumne (K)ein Vergnügen

rheinpfalz_12_9_2022neu

Wasser. Was für ein Vergnügen! Nein, wir sprechen hier nicht von Minister-Tipps fürs Kurzduschen, nicht von der Wasserknappheit und auch nicht von der Lebensgrundlage Wasser. Sondern vielmehr von den kleinen Freuden im und auf dem Wasser. Für ein großes Vergnügen muss es nicht um das Rauschen unter einem Segelbootrumpf gehen. Auch nicht ums Nacktbaden in der Ostsee, in einem Teich in den Dolomiten oder im Schwarzwald. Obwohl auch das für wunderbare Glücksmomente sorgt.

Aber es genügen schon eine Pfütze und vier nackte Füße. Nach einem Regenschauer mitten auf einer fast autofreien Straße irgendwo in der Pfalz. Schnell noch die Hosenbeine hoch und hinein. Pitsch, patsch. Was ein Spaß! Nur mit dem Versprechen, dies zu wiederholen, gelingt es, die kleinen Füße und einen fast Dreijährigen aus der Pfütze zu bewegen.

Nach der Arbeit nach Hause schwimmen

Und in Basel etwa lassen sich Erwachsene den Rhein hinuntertreiben – weit abseits der Schifffahrtsrinne steigen sie in den Fluss. Mit einem wasserdichten Sack, der ihnen nicht nur als Boje dient, sondern auch die Klamotten trocken hält, bis es einige Kilometer flussabwärts wieder ans Ufer geht. Etliche Schweizer kommen so angeblich vergnüglich und umweltschonend nach der Arbeit wieder nach Hause.

Auch an Pfälzer Ufern des Rheins sprangen manche in diesem Sommer ins kühle Nass. Doch das ist, so sagt der Landesverband Rheinland-Pfalz der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) „brandgefährlich“ – vor allem wegen der starken Strömung. Im Nachhinein ging zwar bei einer Rettungsaktion Anfang August bei Speyer noch einmal alles gut, doch der 31-Jährige spürte sehr wohl, wie kräftezehrend der reißende Strom sein kann. Der Angler hatte am Rheinufer der Insel Flotzgrün einem Hund das Leben gerettet.

Retter selbst am Ende seiner Kräfte

Ohne zu zögern sprang der 31-Jährige ins Wasser, schwamm zu dem Hund und schubste das Tier in Richtung Ufer. Das erschöpfte ihn aber selbst derart, dass Passanten ihn aus dem Wasser ziehen mussten. Auch wenn er das jederzeit wieder tun würde, wie er sagte, warnt die DLRG: „Der Rhein ist kein Badegewässer.“ Immer wieder sterben in dessen Fluten Menschen. Denn er berge Gefahren, die an der Oberfläche nicht zu erkennen sind.

Langgediente Aniliner erinnern sich noch heute, wie sie sich als Jugendliche ganz selbstverständlich im Rhein vergnügten. Anekdoten zufolge haben sie sich sogar von Kähnen aufwärts ziehen lassen, um dann mit der Strömung zurückzukehren. „Damals“, so sagt DLRG-Sprecher Marco Vogt, habe man ein anderes kulturelles Wissen gehabt vom Schwimmen. „Die Menschen sind damit aufgewachsen, sie kannten den Fluss.“ Die Wasserqualität des Rheins aber ist deutlich besser als früher. Vor Jahrzehnten, so erzählt man sich, mussten die jungen Schwimmer erst einmal duschen, bevor sie zu Hause rein durften. Angeblich stanken sie ganz erbärmlich. Kein Vergnügen.

x