Podcast „Alles Böse“ Doppelmord vor 40 Jahren: So grausam starben die beiden Teenager-Mädchen

Hier entdeckte vor 40 Jahren ein Fahrradfahrer die Leichen zweier Teenager-Mädchen: Waldstück bei Bellheim.
Hier entdeckte vor 40 Jahren ein Fahrradfahrer die Leichen zweier Teenager-Mädchen: Waldstück bei Bellheim.

An dieses Verbrechen erinnern sich viele Pfälzer auch noch nach 40 Jahren: Im Juli 1981 wurden bei Bellheim zwei Teenager-Mädchen getötet. Als ihr mutmaßlicher Mörder stand später ein Maurermeister und angeblicher Hellseher vor Gericht. Und doch der Fall ist bis heute unaufgeklärt. Nun rollt ihn die RHEINPFALZ im Podcast „Alles Böse“ noch einmal auf.

Der Täter muss seine beiden Opfer geschlagen und mit einem Messer auf sie eingestochen haben, ehe er die 14-Jährige mit ihrem eigenen Halstuch erdrosselte. Und die schwer verletzte 17-Jährige nach etwa halbstündigem Todeskampf an ihrem eigenen Blut erstickte. Entdeckt wurden die beiden Leichen am Morgen des 20. Juli 1981 in einem Gebüsch bei Bellheim (Kreis Germersheim), nun rollt die RHEINPFALZ den Fall im Podcast „Alles Böse“ wieder auf. Im Zuge der Recherchen ist der stellvertretende Chefredakteur Uwe Renners unter anderem in die Südpfalz gefahren.

Kam der Mörder zurück?

Dort hat er auch prompt gespürt, wie stark der Fall viele Menschen in der Region noch immer beschäftigt. Da waren zum Beispiel die beiden Tennisspieler, die ihm sofort und ganz spontan sagen konnten, wo genau an einem Montagmorgen vor 40 Jahren ein Radfahrer die Leichen erspäht hatte. Und da waren die in der Nähe wohnenden Eheleute, die berichteten: Auch jetzt noch nehmen sie lieber eine längere Strecke, wenn sie im Dunkeln etwa von einem Weinfest heimradeln und auf direktem Weg eigentlich an der unheimlichen Stelle vorbeikämen.

An der sind schließlich auch noch seltsame Dinge passiert, nachdem die Polizei Spuren gesichert und die Leichen abtransportiert hatte. Zwei Tage später entdeckten neugierige Jugendliche auf der von den Ermittlern abgesuchten Fläche einen weißen Leder-Mokassin: den rechten Schuh der toten 17-Jährigen, der zunächst gefehlt hatte. Ob ihn ihr Mörder nachträglich dort abgelegt hat, ist bis heute offen. Schließlich gilt das Verbrechen auch nach 40 Jahren als unaufgeklärt – obwohl ein Maurermeister aus der Umgebung gleich zweimal als mutmaßlicher Täter vor Gericht stand.

Ihr letzter Abend

Recht detailliert rekonstruiert ist hingegen, wie der letzte Abend im Leben der beiden Teenager-Mädchen verlief: Sie fahren von Zeiskam (Kreis Germersheim) aus am Sonntagabend per Anhalter ins nahe Offenbach, bezahlen dort in der Disco „Europa“ jeweils drei Mark Eintritt, trinken Cola mit Zitrone, spielen Flipper und Tischfußball. Und sie tanzen: überwiegend miteinander, jedenfalls nicht mit Männern. Und gegen 23.30 Uhr brechen sie auf, um wieder nach Hause zu trampen: Ein Zimmermannslehrling ist der letzte Zeuge, der sie mit Sicherheit gesehen hat.

Um 23.45 beobachtet ein Ehepaar in der Nachbarschaft dann zwei Mädchen, die in ein hellgraues oder beiges Auto mit GER-Kennzeichen steigen. Ob es sich bei ihnen um die beiden späteren Opfer handelt, werden die Ermittler nie herausfinden: Obwohl nach dem Wagen und seinem Fahrer sogar bei „Aktenzeichen XY“ gefahndet wird und die Polizei Tausende zu der Beschreibung passende Fahrzeuge überprüft, kommt sie auf dieser Spur nicht weiter. Und derweil übersieht sie monatelang, wie sich ein gut 40 Jahre alter Maurermeister aus der Region zusehendes verdächtig macht.

Unheimliche Prophezeiung

Dieser Südpfälzer prahlt mit hellseherischen Fähigkeiten – und dem angeblichem Wissen, das er so über das Verbrechen erlangt habe. Und bisweilen klingt es dabei so, als beschreibe er sich selbst, wenn er über den angeblichen Täter spricht. Doch die Ermittler nehmen den oft angetrunkenen Mann nicht ernst. Bis sich bei ihnen eine Wahrsagerin aus Landau meldet. Denn sie berichtet: Der Maurer hat sie als Kollegin kontaktiert. Und ihr angekündigt, dass der Mörder ein Jahr nach seiner Tat erneut zuschlagen werde. Doch diesmal werde das Opfer brennen.

Tatsächlich stirbt am 26. Juli 1983 eine 20-jährige Südpfälzerin, weil sie jemand mit Benzin übergossen und angezündet hat. Für diese Tat wird später ein junger Tankwart-Lehrling verurteilt, der mit den beiden Opfern aus dem Vorjahr und dem Maurermeister offensichtlich nichts zu tun hat. Doch zunächst einmal führt die scheinbar so verräterische Prophezeiung des selbst ernannten Parapsychologen dazu, dass die Ermittler ihn sich genauer anschauen – und schließlich vor Gericht stellen. Denn die Beweislage gegen ihn scheint erdrückend.

Spuren im Mercedes

In der ersten Folge der Podcast-Serie zum Doppelmord an den Teenager-Mädchen berichten Uwe Renners und der RHEINPFALZ-Gerichtsreporter Christoph Hämmelmann unter anderem, was die Polizei im verdreckten 220er-Diesel-Mercedes des Maurermeisters entdeckt hatte. Und sie erzählen, wie der selbst ernannte Hellseher mit seinem angeblichen Wissen über das Verbrechen sogar zu den Eltern der ermordeten 14-Jährigen marschiert war – weshalb die Mutter des toten Mädchens misstrauisch wurde und dem unheimlichen Besucher nachspionierte.

Abrufbar ist „Alles Böse“ im Webplayer auf rheinpfalz.de sowie auf gängigen Plattformen wie Spotify, Google Podcasts, Apple Podcasts oder Castbox. Ebenso kostenlos wie die aktuellen Folgen des Formats zum Hören sind dort auch deren Vorgänger verfügbar. Die beschäftigen sich zum Beispiel mit Pfälzer Rechtsextremisten. Und mit der Benefizaktion eines Pfälzer Vereins für Opfer einer Naturkatastrophe, bei der jemand den kompletten Erlös einfach für sich behielt – bis die RHEINFPALZ den dreisten Spendenklau auffliegen ließ.

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Die Macher von „Alles Böse“: Uwe Renners (links) und Christoph Hämmelmann.
Die Macher von »Alles Böse«: Uwe Renners (links) und Christoph Hämmelmann.
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