Podcast „Alles Böse“ Doppelmord an Teenager-Mädchen: Ein angeblicher Hellseher vor Gericht

Waldstück bei Bellheim: Im Gebüsch neben dem Wirtschaftsweg lagen die Leichen der beiden ermordeten Teenager-Mädchen.
Waldstück bei Bellheim: Im Gebüsch neben dem Wirtschaftsweg lagen die Leichen der beiden ermordeten Teenager-Mädchen.

Vor 40 Jahren wurden bei Bellheim zwei Teenager-Mädchen ermordet, nun widmet die RHEINPFALZ diesem Verbrechen eine mehrteilige Podcast-Serie. Denn der Fall ist bis heute unaufgeklärt, obwohl ein angeblicher Hellseher gleich zweimal als mutmaßlicher Täter vor Gericht stand. Die neue Folge beschreibt, wieso ihn Landauer Richter im ersten Prozess schuldig sprachen.

Es regnet in Strömen, als Landauer Richter am 14. Mai 1984 für einen Ortstermin in einem Waldstück bei Bellheim im Landkreis Germersheim stehen. Denn dort sind knapp drei Jahre zuvor die Leichen zweier Teenager gefunden worden. Und nun wird ihrem mutmaßlichen Mörder der Prozess gemacht. Doch der 44-jährige Maurermeister aus der Region beteuert seine Unschuld. Und er behauptet, er wisse, wer die wahren Täter seien. Nur ihre Namen will er noch nicht nennen. Einstweilen sagt er nur: „Ich werde alle überzeugen, dass ich mehr auf dem Kasten habe als die Polizei.“

Blutspuren im Mercedes

Die allerdings hat jede Menge Indizien gegen ihn zusammengetragen. Im verdreckten 220er-Diesel-Mercedes des Angeklagten etwa entdeckten Ermittler Blutspuren, von denen ein Gutachter sagt: Sie stammen mit 99,9976-prozentiger Sicherheit von einem der beiden Opfer. Außerdem hat sich der Maurermeister nach der Tat selbst verdächtig gemacht, indem er mit Bekannten und sogar mit Polizisten immer wieder über das Verbrechen sprach. Und dabei mit angeblichem Wissen über den Doppelmord prahlte, das er seinen hellseherischen Fähigkeiten verdanke.

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Doch dabei klang er immer wieder wie jemand, der in Wirklichkeit über seine eigene Untat spricht. Und noch verräterischer schien, was er nach seiner Festnahme im Gefängnis einem anderen Insassen erzählte. Dieser Ex-Kaufmann aus Ludwigshafen berichtete den Ermittlern hinterher nicht nur, dass sich der Südpfälzer in der Unterhaltung der Bluttat bezichtigt habe. Der Mithäftling hatte aus diesem Gespräch auch Informationen über bestimmte Verletzungen des einen Opfers, von denen außer dem engsten Ermittlerkreis eigentlich nur einer wissen konnte: der Täter.

Im ersten Anlauf verurteilt

Am Ende haben Landauer Richter den Maurermeister trotzdem freigesprochen. Aber erst nach einem zweiten Prozess. Und mit dem Hinweis: „Es verbleiben weiterhin beachtliche Verdachtsmomente.“ Der erste Prozess hingegen hatte mit einem Schuldspruch geendet: Die Richter hatten den Südpfälzer als nur teilweise schuldfähigen Totschläger eingestuft, ihn deshalb zu elf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Und dazugesagt: Wenn er diese Strafe verbüßt hat, soll er auf unbestimmte Zeit in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden.

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Für den Podcast „Alles Böse“ haben der stellvertretende RHEINPFALZ-Chefredakteur Uwe Renners und der Gerichtsreporter Christoph Hämmelmann unter anderem alte Prozess-Unterlagen ausgewertet. In einer schon vor zwei Wochen veröffentlichten Folge berichten sie ihren Hörern, wie grausam die beiden Mädchen im Sommer vor 40 Jahren nach ihrem Besuch der Offenbacher Disco „Europa“ getötet worden waren, wie aufwendig die Ermittlungen anschließend verliefen – und wie der Maurermeister schließlich zum Verdächtigen wurde.

Experiment mit Springmaus

In der neuen und zweiten Folge über diesen Fall erklären die beiden Journalisten nun zum Beispiel, welches Motiv die Landauer Richter dem Angeklagten in ihrem Urteil nach dem ersten Prozess unterstellten. Und sie verraten, warum ein Gutachter für das Verfahren sogar Experimente mit einer mongolischen Wüstenspringmaus unternahm. Abrufbar ist „Alles Böse“ im Webplayer auf rheinpfalz.de sowie auf gängigen Plattformen wie Spotify, Google Podcasts, Apple Podcasts oder Castbox. Ebenso kostenlos wie die aktuellen Folgen des journalistischen Formats zum Hören sind dort auch deren Vorgänger verfügbar.

Die beschäftigen sich zum Beispiel mit Rockerkriminalität. Und mit den Drogen-Millionen einer Dealerbande, die von der Justiz eigentlich beschlagnahmt waren, aber dann trotzdem verschwunden sind.

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Die Macher von „Alles Böse“: Uwe Renners (links) und Christoph Hämmelmann.
Die Macher von »Alles Böse«: Uwe Renners (links) und Christoph Hämmelmann.
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